Akut Tagung der Lebenshilfe München am 10.Juli 2010

Grußworte von Irmgard Badura, Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderung der Bayerischen Staatsregierung
Bärbel Popp, Vorstandsvorsitzende der Lebenshilfe München und Mutter einer behinderten Tochter mit Epilepsie, eröffnet die Akut Tagung
PD Dr. Martin Winterholler, Chefarzt der Neurologischen Klinik Rummelsberg, spricht über die Praxis der Behandlung von Menschen mit Behinderung in einem Fachkrankenhaus
Magret Meyer-Brauns, Elternberatung München und Mutter eines epilepsiekranken behinderten Sohnes, beschreibt ihre Erfahrungen in der Elternberatung
Großer Andrang bei der Festveranstaltung zum 50. Jubiläum der Lebenshilfe München

Anlass der Tagung - Was war unser Thema?

Mit großer Sorge beobachtet die Lebenshilfe München die mangelhafte ärztliche Versorgung der Menschen mit Behinderung. Dies gilt im Besonderen für die stationäre Behandlung. Erkrankungen werden unzureichend diagnostiziert und behandelt. Die Gesundheitsreformen haben diese Situationen weiter verschärft. Menschen mit Behinderung sind zunehmend ein ökonomisches Risiko für das Krankenhaus und so nicht selten ein Ausschlussgrund, sie aufzunehmen. Aus vielen Beratungsgesprächen in der Elternberatung wissen wir, dass Angehörige häufig von Klinik zu Klinik fahren, um eine dringend erforderliche medizinische Behandlung für ihren Betreuten zu erwirken. Ärzte und Pflegepersonal sind oftmals mit den besonderen Bedürfnissen dieses Personenkreises überfordert. Verantwortlich hierfür ist der Mangel an Aus- und Weiterbildung in Pflege und Medizin, ebenso das Interesse an diesem Personenkreis. Dies trift natürlich auch für Menschen mit Behinderung und Epilepsie zu.
In der Landeshauptstadt München und auch im Landkreis München gibt es keine Klinik die sich für diesen Personkreis verantwortlich fühlt.

Wir wollten zum 50. Jubiläum der Lebenshilfe München nicht nur das Glas heben, sondern uns dieser Thematik stellen und mit dem Ausrichten dieser Tagung Bewusstsein für diese Problematik bei Politik, Krankenkassen, Ärzten und Pflegekräften schaffen und Lösungswege aufzeigen.
Die Lebenshilfe München fordert ganz klar, dass sich die Situation zum Wohle der Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung verändert. Gleichstellungsgesetz, UN-Konvention, Sozialstaatsprinzip, nicht zuletzt unser Grundgesetz geben die rechtlichen Grundlagen vor – an deren Umsetzung es mangelt.

In den Räumlichkeiten der Hanns Seidl Stiftung fand unsere Tagung in Kooperation mit der Stiftung Leben Pur und der BAG – Bundesarbeitsgemeinschaft Ärzte für Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung statt. Hochkarätige Referenten, die mit diesem Thema vertraut  sind, sei es aus pflegewissenschaftlicher oder medizinischer Sicht, zeigten an Hand vieler Beispiele wie dringend der  Handlungsbedarf ist - und zeigten Lösungswege auf. Frau Prof. Nicklas Faust, selbst Medizinerin und Mutter einer behinderten Tochter moderierte die Tagung. Im abschließenden Forum waren Ärzte, Vertreter aus Politik, Behindertenbeauftragter, Einrichtungsleiter, Krankenkassen, eine betroffene Mutter und eine Theologin vertreten.

Insgesamt waren 170 Teilnehmer auf unserer Tagung. Wir erlebten eine geradezu überschwängliche, positive Resonanz – die uns auffordert, weiter zumachen. Zusagen aus der Politik, sich diesem Thema zu stellen und anzunehmen, stimmen uns hoffungsfroh. Die Süddeutsche Zeitung beschrieb in einem ausführlichen Artikel unser Anliegen.

Wie geht es weiter?


Wir möchten noch in diesem Jahr eine Arbeitsgruppe bilden. Wir planen eine Kooperation mit der Stiftung Leben Pur, den Helfenden Händen, und dem Isar Amper Klinikum Haar.
Es muss uns gelingen, eine Klinik in München finden, die sich unserem Anliegen stellt, sich verantwortlich zeigt für die Menschen mit Behinderung, ihnen selbstverständlich in guter Grundhaltung begegnet und sie medizinisch versorgen wird. Es muss der Grundsatz gelten, dass für behinderte und nicht behinderte Patienten die gleiche Behandlungsqualität erzielt werden soll.

Ein großes Problem sehen wir allerdings bei der Umsetzung unseres Anliegen: Wie können wir den enormen Zeitaufwand der hier vorausgesetzt wird, stemmen? Unsere ehrenamtlichen Ressourcen sind schon lange an der Grenze des Leistbaren. So werden wir Mitstreiter finden und Aufgabenbereiche delegieren müssen. Ich hoffe auf Eltern, die sich gemeinsam mit uns für unsere Anliegen stark machen.

Alle Vorträge können unter www.lebenshilfe-muenchen.de „Akut“ aus dem Internet herunter geladen werden.

Margret Meyer-Brauns,
Elternberatung der Lebenshilfe München


Bilder – Quelle Lebenshilfe München