Frauen und Antiepileptika

Welche Antiepileptika wurden im Jahr 2001 an Frauen verschrieben?
Und was ist grundsätzlich bei einer solchen Therapie zu beachten?

Bei der medikamentösen Behandlung weiblicher Epilepsie-Patienten sind eine Reihe besonderer Aspekte zu beachten. Viele der bekannten Antiepileptika wirken z.B. enzyminduzierend und beeinflussen auf diese Weise die geschlechtliche Entwicklung einer Frau. Eine Reihe von Antiepileptika haben eine teratogene Wirkung oder gehen in die Muttermilch über und wirken sich auf diese Weise auf die Nachkommen von Frauen mit Epilepsie aus. Für die behandelnden Neurologen ist es überaus wichtig zu wissen, welche der verordneten Antiepileptika welche Auswirkungen auf die geschlechtliche Entwicklung von Mädchen und Frauen einschließlich Schwangerschaft und Stillzeit haben können.


Von den 139 in dieser Studie befragten Mädchen (ab Pubertät) und Frauen gaben 51,8% an, dass sie im Jahr 2001 mit nur einem Antiepileptikum behandelt wurden, 38,13% erhielten eine Polytherapie. Die am häufigsten verordneten Antiepileptika waren erwartungsgemäß die klassischen Antiepileptika Carbamazepin und Valproinsäure (je 22,89%). Vor allem die zunehmende Verordnung von Lamotrigin (2. Platz der in Polytherapie bzw. 3. Platz der in Monotherapie verordneten Antiepileptika) zeigt, dass die neueren Antiepileptika in dieser Patientengruppe immer häufiger gegeben werden. Erstaunlich war, dass sogar Oxcarbazepin und Levetiracetam, die beide erst seit 2000 in Deutschland zugelassen sind, mittlerweile hier schon eine Rolle spielen.


Bild: habermannGrundsätzlich sollte ein ideales Antiepileptikum für Frauen - neben der natürlich anzustrebenden Anfallsfreiheit - nicht enzyminduzierend wirken, keine oder nur eine geringe Proteinbindungsrate aufweisen und nicht teratogen bzw. embryotoxisch sein. Es scheint so zu sein, dass bestimmte neuere Antiepileptika (etwa Lamotrigin) einige dieser Eigenschaften besitzen. Doch gibt es bislang noch immer zu wenig Erfahrungen mit den genannten Substanzen, um sie generell etwa für schwangere und stillende Frauen mit Epilepsie zu empfehlen. Wichtig ist jedoch, gerade bei Mädchen und Frauen mit Epilepsie, eine Monotherapie anzustreben, da die genannten Nebenwirkungen und Interaktionen in viel stärkerem Maße bei Patientinnen auftreten, die eine antiepileptische Polytherapie erhalten.

Dr. Lotte Habermann-Horstmeier, Saarbrücken