Modifizierte Atkins Diät für Erwachsene



Diätassistentin Susanne Baum (links) berät und unterstützt ihre Patienten bei der ganz individuellen Umsetzung der MAD

Seit knapp drei Jahren schult die Schön Klinik Vogtareuth erwachsene Epilepsiebetroffene

Dabei wird auch auf spezielle Vorlieben bzw. Lieblingsspeisen eingegangen.

Seit 2011 schulen wir erwachsene Epilepsie-Patienten bezüglich der Durchführung der Modifizierten Atkins Diät (MAD) in der Schön Klinik Vogtareuth.

Die MAD wurde rein zufällig im März 2003 von einer amerikanischen Mutter “entwickelt”. Zur Vorbereitung ihrer 7-jährigen Tochter auf die vereinbarte Einstellung auf Ketogene Diät reduzierte die Mutter alle ihr bekannten Kohlehydrate im Sinne der Atkins Diät. Drei Tage später war das Kind anfallsfrei. Als sich die Mutter mit ihrer Tochter in der Klinik vorstellte, berechnete die dortige Diätassistentin die zugeführten Kohlehydrate (KH) pro Tag – die MAD war geboren!

Zur Reduzierung der täglichen KH auf anfänglich 15 g bei Erwachsenen und 10 g bei Kindern ist bei der MAD eine Zufuhr von ca. 60 % Fett der Tagesenergiemenge vorgeschrieben. Dies wird nicht bei jeder Mahlzeit berechnet, sollte aber am Anfang der Therapie von der Diätassistenz festgelegt und mit dem Patienten in Form von Angaben in Esslöffel pro Mahlzeit eingeübt werden.

Hier liegt der große Unterschied zu der weitaus etablierteren Ketogenen Diät: Während der MAD muss keine vorgegebene Mahlzeitenfolge eingehalten werden, lediglich die KH pro Tag (nicht pro Mahlzeit) werden berechnet. Eine Berechnung der Kilokalorienzufuhr pro Tag bzw. eines Quotienten ist nicht nötig und macht die MAD auch für berufstätige Erwachsene umsetzbar.

Viele erwachsene Patienten befürchten eine Gewichtszunahme aufgrund der, ihrer Meinung nach, unkontrollierten Kalorienzufuhr. Meine Erfahrung zeigt das Gegenteil: Zwei Frauen konnten die aufgrund einer medikamentösen Therapie entstandene Gewichtszunahme auf “ihr” Gewicht problemlos reduzieren. Andere wiederum beklagen eine ungewollte Gewichtsabnahme. Die Mehrzahl allerdings hält das Gewicht konstant. Zu bedenken ist, dass eine Gewichtszunahme unter einer Ketogenen Ernährungstherapie (KET) kontraproduktiv mit einer senkenden Wirkung auf die Ketose sein kann. Wir imitieren einen Fastenzustand und dieser führt im “normalem Leben” zu einer Gewichtsabnahme – nicht zu einer Zunahme! Aufgrund der stabilen Ketose, in die sich der Patient unter MAD begibt, kommt es zudem vor allem anfänglich zu Inappetenz (= Appetitlosigkeit), welche wiederum zu einer (vorübergehenden) Gewichtsreduktion führen kann.

Die KET setzt eine hohe, konstante Flüssigkeitszufuhr pro Tag mit mindestens 1500 ml voraus. Ketonkörper werden mit dem Urin ausgeschieden. Bei stark schwankender Flüssigkeitszufuhr können hieraus schwankende Ketonwerte entstehen, welche bei einer guten Einstellung vermieden werden sollten. Zudem hilft eine hohe Flüssigkeitszufuhr der eventuellen Bildung von Nierensteinen vorzubeugen und verbessert den Stuhlgang.

Eine Flüssigkeitszufuhr von mindestens 1500 ml kalorienfreier, nichtalkoholischer Getränke pro Tag einzuhalten, bereitet vielen Patienten große Mühe. Eine Empfehlung ist daher bereits 4-6 Wochen vor der Schulung auf KET die eventuell geringe Flüssigkeitszufuhr schrittweise zu steigern, um sich bei uns ganz auf die Ernährungsumstellung konzentrieren zu können.

Ein besonderes Augenmerk wird auf die Auswahl der Fette gelegt. Eine Zufuhr von 60 % Fett der Tagesenergiemenge muss nicht unmittelbar mit einer Verschlechterung der Cholesterinwerte sowie einer hohen Zufuhr von ungünstigen Transfettsäuren und aus tierischen Produkten stammenden, gesättigten Fettsäuren zusammenhängen. In der Schön Klinik Vogtareuth wird der Patient über die verschiedenen Wirkungen der Fettsäuren geschult, sodass auch bei einer sehr hohen Fettzufuhr pro Tag ein gesundheitlicher Vorteil aus dieser Situation entstehen kann.

Neben der Theorie werden die Patienten in der extra hierfür eingerichteten Ketogenen Küche mit der Umsetzung des Erlernten vertraut gemacht. Kuchen, Brot, Pizza, Auflauf, Nudeln, Spätzle etc. – der Wunsch des Patienten nach “seinem privatem Koch-Stil”, auch vegan oder vegetarisch, wird eingeübt. Die MAD soll sich an den Patienten anpassen – nicht der Patient an die MAD. Selbstverständlich kann ein “MADler” auch außer Haus essen. Je nach Ernährungsgewohnheiten des Patienten werden Kostauswahl und Umsetzung der MAD in Kantine, Hotel oder Restaurant besprochen.

In der Schön Klinik Vogtareuth werden die Epilepsie-Patienten nicht nur diätetisch während der Einstellung auf MAD betreut. Wichtig ist uns auch, den Patienten den positiven Effekt von moderatem Ausdauersport aufzuzeigen und mit dem Patienten eine Möglichkeit zu erarbeiten, wie er bestenfalls täglich ca. 30 Min. Ausdauersport ausüben kann. Hierfür stehen dem Patienten ein Team von Physiotherapeuten mit großem Fitnessraum und Schwimmbad zur Verfügung.

Susanne Baum, Diätassistentin
Schön Klinik Vogtareuth



Bei Interesse an einer Einstellung auf MAD in der Schön Klinik Vogtareuth, hier die Kontaktmöglichkeiten:

Schön Klinik Vogtareuth
Krankenhausstraße 20
83569 Vogtareuth
www.schoen-kliniken.de/ptp/kkh/bhz/

Klinik für Neurologie
Sekretariat Kerstin Gutwein
Tel.: 08038 901652
Fax: 08038 902651
E-Mail: kgutwein(at)schoen-kliniken.de

Bei weiteren Fragen zum Thema MAD: sbaum(at)schoen-kliniken.de