Pille, Pille - nehm‘ ich Dich?

Substitution, Substitutionsausschluss und Rabattverträge haben uns ja schon öfter beschäftigt. Jetzt kommen aus den USA erste Ergebnisse von Studien, die zeigen, welche äußerlichen Parameter die Therapietreue (neudeutsch: Adhärenz) der Patienten beeinflussen.

So wurden 60.000 Patienten, die orale Antikonvulsiva erhielten, untersucht, ob sie Folgeverordnungen ihrer Medikamente überhaupt in der Apotheke einlösten (Kontrollgruppe) oder nicht (Fallgruppe).

Zuerst schauten sich die Forscher an, wie die Tabletten überhaupt aussahen: Die verschiedenen Präparate mit den Wirkstoffen Carbamazepin, Lamotrigin, Zonisamid, Ethosuximid, Valproinsäure und Phenytoin waren in 37 verschiedenen Farben verfügbar. Allein bei Ethosuximid gab es 19 verschiedene Farben, die Tabletten waren entweder rund, oval, elliptisch, länglich oder schildähnlich.

Von 60.000 Patienten holten sich 11.472 keine neuen Medikamente (Fallgruppe). 1,2 % dieser Patienten hatte in der Vergangenheit mehrfach „Farbwechsel“ bei ihren Medikamenten erlebt. In der Kontrollgruppe mit 50.050 Patienten waren nur 0,97 % von Farbwechseln betroffen. Der Formwechsel bei Tabletten zeigte ähnliche Ergebnisse: 0,16 % der „Nichteinlöser“ hatten Formwechsel hinter sich gegenüber 0,11 % bei den „Einlösern“. Offen bleibt die Frage, ob die „Einlöser“ dann zuhause ihre Medikamente auch nehmen. Es könnte also durchaus noch mehr Patienten geben, die es mit der Adhärenz nicht so genau nehmen.

Auch bei Herz-Patienten wurde eine ähnliche Untersuchung durchgeführt. Dort war das Ergebnis noch deutlicher: Das Risiko eines Therapieabbruchs stieg um 34 %, wenn die Farbe wechselte, und um 66 %, wenn sich die Form der Tablette änderte. Mögliche Konsequenzen: Folgeerkrankungen bis hin zu einem früheren Tod. Von weiteren Folgekosten ganz zu schweigen.

Die US Food and Drug Administration (FDA), die für Medikamentenzulassungen und -sicherheit in den USA verantwortlich ist, führt nun weitere Untersuchungen zu diesem Thema durch. Sie hat aber jetzt schon die Hersteller aufgefordert, Medikamente auch äußerlich dem Original anzugleichen, und dazu detaillierte Handlungsempfehlungen herausgegeben. Dies wäre auch in Deutschland dringend erforderlich.

Generika sind wirksame und preiswerte Medikamente, gegen deren Einsatz überhaupt nichts einzuwenden ist. Problematisch ist nur der ständige, unkontrollierte Wechsel. Mit jedem neuen Rabattvertragsverfahren droht Patienten ein neuer zwangsweiser Medikamentenwechsel, Apotheken neue Diskussionen und Ärzten neue Forderungen nach Aut-idem-Kreuzen. Daher sollte sich die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) bei Medikamenten für chronisch kranke Patienten intensiv Gedanken machen, für welchen Zeitraum der Rabattvertrag gelten soll. Je länger ein Rabattvertrag läuft, desto besser für den Patienten, desto einfacher in der Apotheke und desto entspannter für den Arzt. Und mit Sicherheit kostengünstiger für die GKV!

Weitere Infos dazu: DocCheck News (http://news.doccheck.com/de/) → Adhärenz: Das Auge schluckt mit

Susanne Fey, Wuppertal