Integrationshelfer – ohne Qualifizierung?

Die Initiatoren des Kurses: (v.l.n.r.) H. Beldig, R. Henseling und K. Schlaaf-Kirchner

- nicht bei der VHS Velbert/Heiligenhaus!


Integrationshelfer, Assistenzkräfte, Freizeitassistenten werden zunehmend in der Betreuung von Menschen mit Behinderungen benötigt. Sie begleiten Kinder und Jugendliche in Kitas und Schulen, unterstützen behinderte Menschen als Begleiter beim selbständigen Wohnen und entlasten Eltern und Angehörige als Freizeitassistenten, z. B. im Rahmen des familienentlastenden Dienstes (FED). 

Dabei sind sehr individuelle Hilfen gefordert, da jeder Mensch seine eigenen besonderen Fähigkeiten und Unterstützungsbedarfe hat. Diese sehen bei einem autistischen Kind naturgemäß anders aus als bei einem querschnittsgelähmten Erwachsenen.

Doch wer leistet diese Hilfen? Wer sind die Menschen, die behinderte Kinder in der Schule unterstützen, ihnen helfen, nicht nur bei Toilettengängen oder im Rollstuhl? Heute werden neben Heilerziehungspflegern auch oft Personen eingesetzt, die zwar im privaten Bereich mit behinderten Menschen zu tun haben, jedoch über keine Ausbildung in einem pflegenden oder sonderpädagogischen Bereich verfügen. Auch gibt es keine Beschreibung des Berufsbildes hinsichtlich der geforderten Kompetenzen, der Rechte und Pflichten der Integrationshelfer.

Dementsprechend sind Integrationshelfer nicht oder nur selten ausreichend auf ihren verantwortungsvollen Auftrag vorbereitet, aber Eltern, Lehrer oder andere Bezugspersonen sollen und können diese nicht einfach nebenbei für ihre Aufgaben schulen und bei Problemen helfen.

In der VHS Velbert/Heiligenhaus entwickelte daher der Leiter Rüdiger Henseling gemeinsam mit Heike Beldig, der Fachbereichsleiterin für Pädagogik/Familienbildung/Kultur, und der erfahrenen Supervisorin Kornelia Schlaaf-Kirschner unter Mitarbeit von zahlreichen Fachreferenten einen Lehrplan für die VHS-Qualifikation zum Integrationshelfer, zur Assistenzkraft und zum Freizeitassistenten. Henselings Erfahrungen als Leiter eines kommunalen Jugendamtes und einer Abteilung für Behindertenförderung auf Kreisebene flossen ebenso in das Projekt ein wie Schlaaf-Kirchners konzeptionelle Fähigkeiten.

Fotos: Die Initiatoren des Kurses:
Heike Beldig, Rüdiger Henseling und Kornelia Schlaaf-Kirchner

Die Ausbildung umfasst Einblicke in die Arbeitsfelder und Methoden der Heilpädagogik, Informationen über verschiedene Behinderungsbilder, über die Rolle des Integrationshelfers, der Assistenzkraft oder des Freizeitassistenten. Anhand von Fallbeschreibungen und mit Rollenspielen werden das eigene Handeln und die Empathiefähigkeit der Teilnehmer gefördert und gefordert. Beobachtung, Dokumentation und Zusammenarbeit in einem interdisziplinären Team (z. B. mit Lehrer, Eltern und Jugendamt) stehen ebenfalls auf dem Stundenplan. Es ist keine heilpädagogische Ausbildung, es werden aber Einblicke in verschiedene Techniken gegeben.

Die Teilnehmer des Pilot-Kurses berichten, dass sie jetzt sehr viel sicherer an ihre Aufgabe herangingen und mehr Bestätigung erführen als vorher. So wird ein Integrationshelfer, der ein Pflegekind begleitet, jetzt regelmäßig zu den Hilfeplangesprächen zwischen Eltern, Schule und Jugendamt eingeladen, um die Hilfen für das Kind zu optimieren.

Der Kurs hat den Teilnehmern ihre Möglichkeiten und Grenzen aufgezeigt, ihr Rollenverständnis auf eine stabile Grundlage gestellt und sie in der Rolle des Fürsprechers des Kindes bestärkt. So fragen jetzt auch Lehrer die Integrationshelfer um Rat, wenn es um das betreute Kind geht. Eine Teilnehmerin hat das Thema Lernen und Gehirn so fasziniert, dass sie sich in den Newsletter des Hirnforschers Gerald Hüther eingetragen hat.

Viele der Teilnehmer wurden von ihren Arbeitgebern auf diesen Kurs aufmerksam gemacht, die Kosten wurden vom Arbeitgeber ganz oder teilweise übernommen, über Bildungsschecks oder aus eigenen Mitteln finanziert.


Ein zweiter Kurs ist im Herbst 2012 mit 20 Teilnehmern gestartet und auch die „Neuen“ sind sehr engagiert bei der Sache.

Die Kursinhalte wurden für den zweiten Kurs bereits erweitert und auch eine regelmäßige Weiterbildungsmöglichkeit in Form eines Stammtischs mit Vorträgen sowie eine heilpädagogische Zusatzqualifikation sind in der Diskussion.

Zum Wohl der betroffenen Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die auf Unterstützung angewiesen sind, wünschen wir uns, dass dieses Beispiel Schule macht und noch andere Bildungsanbieter solche Schulungsangebote in ihr Programm aufnehmen.

Susanne Fey, Wuppertal

Kontakt:

Volkshochschule Velbert/Heiligenhaus
Nedderstraße 50
42549 Velbert
Telefon 02051-949611/12
Fax 02051-57706
info(at)vhs-vh.de
www.vhs-vh.de