Corona-Gedanken - Ende April

Liebe Leser,

die letzte epiKurier-Ausgabe wurde Anfang März verschickt. Wenige Tage danach hat sich unser Leben in einem Maß verändert, wie wir es nicht für möglich gehalten hätten.


Ausgangsbeschränkungen, Kontaktverbot, Maskenpflicht und mehr – Maßnahmen, die vor kurzem noch undenkbar schienen, wurden Realität. Es gibt eine Zeit vor und nach Corona, denn ob wirklich wieder so etwas wie Normalität einkehrt in den nächsten Monaten, scheint mehr als fraglich.


Viele, die bereits vorher mit Einschränkungen leben mussten, wie z. B. Menschen mit chronischen Erkrankungen, haben sich mit den neuen Regeln schneller arrangiert und im Einzelfall keinen größeren Unterschied zu vorher festgestellt. Gerade Familien mit Kindern, Menschen mit behinderten Angehörigen – egal ob zuhause oder in einer Einrichtung lebend – und Senioren spüren einschneidende Auswirkungen und sind am Rande ihrer Nerven bzw. Kraft angelangt, weil sie seit Wochen in einem Ausnahmezustand leben. Entlastungs- und Rückzugsmöglichkeiten fehlen, Vereinsamung hält Einzug.


Manche sehen nur die wirtschaftlichen Probleme und die finanziellen Folgen für uns alle. Einige wollen schnell wieder zur Tagesordnung übergehen und sehen keinen Sinn in all den Beschränkungen und finden, wir übertreiben in Deutschland mit dem strikten Kurs zur Eindämmung der Pandemie. Andere wieder empfinden die „neue Zeit“ als hilfreich mit einer Rückbesinnung auf vergessene Tugenden: Ruhe, Rücksichtnahme, Hilfsbereitschaft, Solidarität, kein Rennen und Hetzen mehr, kein „höher schneller weiter“ – und wünschen sich, dass wir dies für später im Gedächtnis behalten.


Die Wahrheit liegt wie immer irgendwo dazwischen. Unbestreitbar ist jedoch der Einfluss, den dieses Virus auf unsere Lebenswege genommen hat. Nichts ist sicher in dieser Zeit. Was wir heute für gesetzt halten, gilt möglicherweise morgen schon nicht mehr. Deshalb gibt es  z. B. in dieser Ausgabe auch keine Veranstaltungshinweise, denn keiner kann sagen, wie sich die Situation beim Erscheinen dieses Hefts präsentiert.


Der größte Verzicht, unter dem wir alle leiden, sind wohl die fehlenden Begegnungen mit Menschen, die unser Leben ausmachen: Familie und Verwandte, die nicht im gleichen Haushalt leben, Freunde, Kollegen, Mitglieder der Selbsthilfegruppe etc. Ein warmer Händedruck, ein Kraft spendendes Schulterklopfen, eine tröstende Umarmung – vieles, was unser soziales Miteinander ausmacht, vermissen wir und zwar sehr. Diese Nähe kann auf Dauer auch kein noch so langes (Video-)Telefonat ersetzen...


Wir wünschen euch allen viel Kraft für diese herausfordernde Zeit, in der sich alles so schnell ändert. Behaltet die Nerven und bleibt gesund!


Doris Wittig-Moßner
im Namen der epiKurier-Redaktion