Die TelefonSeelsorge – mehr als nur anrufen!

© pixabay.com

Die Fakten

 

  • Die TelefonSeelsorge ist ein Netzwerk mit über 100 regionalen Stellen in ganz Deutschland. Ca. zwei Drittel sind in ökumenischer Trägerschaft. Die anderen Stellen werden von jeweils einer Kirche allein oder ganz vereinzelt auch von Vereinen getragen.
  • Die Kontaktaufnahme ist 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr möglich und zwar per Telefon, per E-Mail und per Chat (Kontaktinfos siehe Kasten am Ende). 
  • In einigen Städten kann man sich auf Wunsch auch in den Beratungseinrichtungen „Offene Tür“ im direkten und persönlichen Gespräch beraten lassen.
  •  Anrufer und Gesprächspartner bleiben anonym: Es muss kein Name genannt werden, der Anruf taucht in keiner Rechnung auf, denn die Nummernübertragung vom Festnetz ist per se ausgeschaltet. Beim Handy muss dies bei den eigenen Einstellungen überprüft/hinterlegt werden. Auch die Telefonseelsorger behalten ihren Namen für sich. Im Chat werden sogenannte Nicknames gewählt.
  •  Rund 7.500 ehrenamtliche Mitarbeiter arbeiten am Telefon, beantworten E-Mails oder führen Chatgespräche. Die Ausbildung dauert mindestens 120 Stunden. Dienst: ca. 15 Stunden im Monat inkl. einer bestimmten Anzahl an Nachtschichten.

Die meisten von uns haben schon von der TelefonSeelsorge gehört, aber was und wer verbirgt sich dahinter?

 

Um noch mehr zu erfahren, haben wir ein Gespräch mit Josef Stautner, dem Leiter der TelefonSeelsorge Ostbayern in Regensburg, geführt:

Welche Kontaktmöglichkeit wird am häufigsten genutzt? Kann man sich einen festen Ansprechpartner „wünschen“, wenn man sich mehrmals meldet?

Am häufigsten genutzt wird das Telefon. Im Jahr 2019 hatten wir in unserem Gebiet 12.874 Kontakte am Telefon, davon 10.376 Seelsorge-Gespräche. Dabei werden die Telefonanrufe gleich in die Region des Kontaktaufnehmenden umgeleitet. Chat- und E-Mail-Anfragen werden bundesweit verteilt.

 

Ein fester Ansprechpartner ist sowohl am Telefon als auch beim Chat nicht möglich, da es einmalige, punktuelle Kontakte sind. Anders ist es bei der E-Mail-Seelsorge: Hier findet der Kontakt, der sich über mehrere E-Mails und auch über einen längeren Zeitraum erstrecken kann, mit einem festen Ansprechpartner statt.

© privat

Wer beantwortet die Hilferufe? Welche Ausbildung muss man dafür machen?

Am anderen Ende sitzt einer von unseren derzeit 115 ehrenamtlichen Mitarbeitern. Voraussetzung für den Dienst ist eine Ausbildung, die ein dreiviertel Jahr dauert (ca. 120 Stunden plus Hospitationszeiten). Während der Ausbildung geht es darum, sich mit der eigenen Persönlichkeitsstruktur auseinanderzusetzen, sich in Gesprächsführung einzuüben und Grundkenntnisse zu verschiedenen Themen zu erwerben zum Beispiel zu Depressionen, psychischen Erkrankungen, Krisen, Beziehungsdynamiken etc.

 

Grundlegende „Basics“ für den Dienst bei der TelefonSeelsorge sind neben der eigenen emotionalen Stabilität ein echtes Interesse am Menschen, Einfühlungsvermögen und die Bereitschaft, sich auf andere Menschen und ihre unterschiedlichsten Lebenssituationen einzulassen, ihnen in einer wertschätzenden Haltung zu begegnen.

 

Der Ausbildung geht ein Vorstellungsgespräch mit dem Ausbildungsteam voraus. Das Team entscheidet zunächst über die Aufnahme zum Ausbildungskurs und nach dessen Abschluss auch über die Aufnahme in die Mitarbeiterschaft.

 

Wie lange dauern die „Einsatzschichten“ und wo arbeitet man?

Die Dienste am Telefon dauern jeweils vier (bzw. einmal drei) Stunden, der Nachtdienst neun Stunden. Unsere Mitarbeitenden machen in der Regel pro Monat zwei Tagdienste (plus ein bis zwei Nachtdienste im Jahr) oder einen Nachtdienst pro Monat. Telefoniert und gechattet wird von der Dienststelle aus. E-Mails werden von zuhause aus beantwortet.

Wie wird sichergestellt, dass die Telefonseelsorger belastende Fälle gut verarbeiten können?

Unabdingbar für den Dienst bei der TelefonSeelsorge ist die regelmäßige Teilnahme an den ca. alle drei bis vier Wochen angebotenen Gruppensupervisionen, um belastende Fälle gut verarbeiten zu können. Für die eigene Psychohygiene ist das unverzichtbar.

 

Wie lange engagiert sich ein Berater im Schnitt?

In der Regel sind unsere Mitarbeiter eher „länger“ bis „lange“ dabei: Knapp die Hälfte engagieren sich 10 Jahre und länger, den Spitzenwert hält derzeit eine Mitarbeiterin mit 40 Jahren Zugehörigkeit. Von unserer Seite aus erwarten wir als Gegenleistung für die kostenfreie Ausbildung eine Mindestdauer des Dienstes von drei Jahren.

 

Wer organisiert und koordiniert die Einsätze im Hintergrund?

Für die Organisation und Koordination der Ehrenamtlichen stehen im Hintergrund Hauptamtliche zur Verfügung. In Regensburg sind das eine Sekretärin und ein Leiter. Zusätzlich arbeiten für die Ausbildung und Supervision Honorarkräfte mit.

 

Was ist Ihnen sonst noch wichtig, was Sie gerne erwähnen möchten?

Mir persönlich macht es große Freude und ich bin sehr dankbar dafür, dass ich zusammen mit hochmotivierten ehrenamtlichen Mitarbeitern in diesem intensiven Bereich von Seelsorge arbeiten darf.

 

Josef Stautner

zusammengefasst von Doris Wittig-Moßner

 

 

Kontakt:

 

 

Der KrisenKompass ist ein Art Notfallkoffer für Krisensituationen: Mit verschiedenen Funktionsweisen (z. B. Tagebuch, persönliche Archive für positive Gedanken und Kraft spendende Fotos, Erinnerungen oder Lieder) kann ein ganz persönliches Rüstzeug für schlechte Momente gepackt werden.

 

Die App bietet direkte Kontaktmöglichkeiten zur TelefonSeelsorge und anderen professionellen Anlaufstellen. Sie funktioniert sowohl online als auch offline und kann kostenfrei im App Store bzw. im Google Play Store heruntergeladen werden.

 

Weitere Infos:
www.telefonseelsorge.de