Filmdreh »Epilepsie – Anfälle und Erste Hilfe«

Bildquellen Projektteam
Im Herbst 2024 ist ein neuer Aufklärungsfilm zum Thema »Erste Hilfe bei Anfällen« erschienen, den Studierende des Studiengangs Medienmanagement an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) als Projektarbeit erstellt haben. Fachlich betreut wurden sie dabei von Simone Fuchs und Henrik Staab von der Epilepsieberatung in Würzburg.
Wir haben uns mit zwei Protagonisten unterhalten, um mehr über die Hintergründe des Filmprojekts in Erfahrung zu bringen.
Projektleiterin Anna-Lena Mark:
Wie wurden Sie auf das Filmprojekt der Epilepsieberatung Unterfranken aufmerksam?
Im 6. Semester unseres Studiengangs gibt es das Modul »Projekt C«. Dort entwickeln wir gemeinsam mit einem externen Projektpartner ein Medienprodukt. Zu Beginn des Semesters stellen sich die unterschiedlichen Projektpartner bei uns vor und wir dürfen uns für eine Rolle bewerben. Dabei müssen wir uns entscheiden zwischen Konzeption, Produktion, Postproduktion und Projektleitung.
Warum haben Sie die Projektleitung übernommen?
Meine Entscheidung war schnell klar. Durch vorangegangene Projekte wusste ich, dass meine Stärken in der Organisation und der Kommunikation liegen. Besonders die Arbeit mit einem externen, »hochschulfremden« Projektpartner bereitet sehr gut auf das Arbeitsleben vor.
Anschließend wurden wir von unserem Dozenten nach unseren gewünschten Rollen in Teams eingeteilt und uns wurden Projekte zugewiesen. Neben dem Filmprojekt der Epilepsieberatung gab es ganz unterschiedliche Aufgaben: Eine bekannte Würzburger Zeitung neu layouten, die Umsetzung eines Produktvideos, die Konzeption eines Kommunikationskonzeptes etc.
Letztendlich hatten wir wenig bis kaum Einfluss darauf, welches Projekt wir übernehmen durften. Umso glücklicher waren wir, als es das Filmprojekt der Epilepsieberatung wurde.
Wie liefen die Vorbereitungen zum Dreh ab, d. h. wie haben Sie sich über Epilepsie informiert?
Das erste Treffen mit Simone Fuchs und Henrike Staab von der Epilepsieberatung war direkt sehr intensiv: Wir wurden über das Krankheitsbild aufgeklärt und uns wurden Positiv- und Negativbeispiele für Aufklärungsvideos gezeigt. Dabei wurde uns als Team schnell klar, dass wir eigentlich so gut wie gar nichts über die Krankheit wussten, weil sie doch sehr viel vielfältiger ist, als wir bis dahin angenommen hatten. Bis auf eine Person hatte niemand aus unserem Team schon mal Kontakt zu Menschen mit Epilepsie. Umso wichtiger war es, dass wir Menschen und Angehörige, die von dieser Krankheit betroffen sind, kennenlernen konnten. Bei einer gemeinsamen Online-Elterngruppe und einem »Epi-Brunch« erfuhren wir viel von direkt Betroffenen. Gleichzeitig gaben uns diese Menschen viele wichtige Hinweise, auf was wir in dem Video achten sollten.
Was haben Sie über diese chronische Krankheit gelernt, was Ihnen vorher überhaupt nicht bewusst war?
Wenn man Epilepsie hört, denkt man häufig nur an den typisch tonisch-klonischen Anfall. Das größte Learning für mich persönlich war, dass es viel mehr Anfallstypen gibt, die alle unterschiedlich wahrgenommen und behandelt werden müssen. Bei jeder Anfallsart muss auf eine andere Weise Erste Hilfe geleistet werden.
Wie haben Sie die Schauspieler für den Dreh gefunden?
Uns wurde schnell bewusst, dass das Filmprojekt eine echte Herausforderung wird. Die Frage, woher wir Schauspieler bekommen, die sich zutrauen, einen epileptischen Anfall zu spielen, begleitete uns lange. Nur durch persönliche Kontakte und einem unermüdlichen Einsatz des Teams fanden wir letztendlich unsere Schauspiel-Crew. Dafür verteilten wir Abreißzettel in den Theatern in Würzburg, starteten einen Aufruf auf Instagram und sind sehr dankbar, dass sich viele unserer Kommilitonen bereit erklärt haben, als Statisten vor der Kamera zu stehen.
Wie haben Sie die Dreharbeiten empfunden bzw. was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Oft wird der Aufwand für solch ein Filmprojekt unterschätzt. Nachdem die Schauspieler gefunden waren, ging der große Koordinationsaufwand los: Wer kann an welchem Tag vor der Kamera stehen? Welche Requisiten werden benötigt? Wer kümmert sich um die Verpflegung der Schauspieler? Selbst das Wetter musste genauestens beobachtet werden. Einer unserer Drehtage wäre beinahe wortwörtlich ins Wasser gefallen, hätten wir nicht alle Hebel in Bewegung gesetzt, um spontan einen Ausweichort zu finden.
Letztendlich waren die sechs Drehtage mit sechs unterschiedlichen Locations und über 40 Schauspielern und Statisten eine intensive Erfahrung. Jeder im Team fand schnell seine Rolle, sodass die Drehtage unerwartet reibungslos über die Bühne liefen.
Wo fanden Sie Rat und Hilfe, wenn Probleme auftraten?
Besonders hilfreich war die Unterstützung von Simone und Henrike, die bei jedem der Drehtage vor Ort waren und unseren Schauspielern nochmal deutlich zeigen konnten, auf was es bei den unterschiedlichen Anfallsarten zu achten galt. Auch in allen anderen Belangen war die Epilepsieberatung eine dankbare Unterstützung – egal, ob kurzfristig eine Drehgenehmigung vom Juliusspital einzuholen war oder um dem Hausmeister deutlich zu machen, dass die Rasen-Mähgeräusche im Hintergrund stören.
Was wünschen Sie sich für den Film?
Für mich persönlich waren die letzten Monate eine sehr lehrreiche Zeit. Als Projektleitung solch ein wichtiges Anliegen zu übernehmen und anschließend das Endresultat sehen zu können, erfüllt mich mit Stolz. Das ganze Team merkte schnell, dass sich dieses Projekt von anderen Hochschulprojekten unterscheidet: Wir haben die Chance, mit diesem Video etwas Nachhaltiges zu kreieren, das vielen Menschen im Alltag helfen wird.
Die Note, auf die es letztendlich rausläuft, rückte bei uns allen schnell in den Hintergrund. Stattdessen war unsere Motivation, dass wir Menschen mit diesem Video helfen und – sehr groß gesprochen – auch den Alltag erleichtern können. Angehörige und das Umfeld schauen das Video an und wissen, welche Erste-Hilfe-Maßnahmen bei den unterschiedlichen Anfallsarten vorgenommen werden müssen. Und genau das wünsche ich mir von dem Film: Dass er möglichst viele Menschen erreicht und nachhaltig zur Aufklärung beiträgt.
Gibt es etwas, was Sie Menschen mit Epilepsie bzw. deren Angehörigen noch sagen möchten?
Ihr seid nicht alleine! Es gibt Unterstützung und Hilfsangebote und mit unserem Projekt möchten wir dazu beitragen, das Bewusstsein in der Gesellschaft zu schärfen. Bleibt mutig und sprecht offen über eure Erfahrungen!
Interview zusammengefasst von
Doris Wittig-Moßner
Schauspielerin Dagmar Riedinger, Darstellerin des »großen« Anfalls
Hatten Sie vorher schon Schauspielerfahrung? Weshalb wurde es ausgerechnet die Rolle der betroffenen Person mit Grand Mal-Anfällen?
Ich wurde durch die Theaterpädagogin des Mainfranken Theaters auf das Fimprojekt der THWS aufmerksam. Ich habe zwar diverse Schauspielerfahrung, bin aber keine ausgebildete Schauspielerin. Die Rolle traute sich einfach niemand zu, so wurde es mir vermittelt. Und ich schätze Herausforderungen sehr.
Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?
Ich besaß zuvor ein sehr oberflächliches Halbwissen über Epilepsie. In Vorbereitung auf die Rolle hatte ich eine längere Zoomkonferenz mit Sozialpädagoginnen der Epilepsieberatung Würzburg, schaute mir Schulungsvideos an und las Fachliteratur. Ich erfuhr, dass es verschiedene Anfallstypen gibt und was diese ausmacht. Auch wie man als Außenstehender mit Anfällen umgehen kann. Außerdem versuchte ich auf verschiedene Weise, den Anfall zu spielen. Ich probte also für mich selber daheim.
Wie haben Sie die Dreharbeiten empfunden?
Der Dreh war mega entspannt und wir hatten trotz des Ernstes der Thematik Spaß. Die Schauspieler wurden wertschätzend umsorgt – auch kulinarisch.
Was war am schwierigsten bei der Darstellung des großen Anfalls?
Meine größte Sorge war, dass ich es physisch nicht fertigbringen würde mich im Krampf stocksteif nach vorne fallen zu lassen. Die Entfernung zum Boden ist doch ziemlich groß. Diese Sorge wurde mir von der Filmcrew genommen, indem sie mir eine fast kniehohe Luftmatratze organisierten. Das war genial. So konnte ich mich in des Wortes wörtlicher Bedeutung ganz in meine Rolle fallen lassen.
Wo fanden Sie Rat und Unterstützung, wenn Fragen auftraten?
Hier standen mir vor allem die beiden begleitenden Sozialpädagoginnen, aber auch die studentische Leiterin des Projektes zur Seite. Alle drei waren immer ansprechbar. Das war eine nachwirkende und interessante Erfahrung für mich.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Für den Film und das Thema wünsche ich mir einen riesigen Verbreitungsgrad. Ich hoffe jedoch, dass ich mich persönlich nicht mit dieser Krankheit auseinandersetzen muss.
Gibt es etwas, was Sie Menschen mit Epilepsie bzw. deren Angehörigen noch sagen möchten?
Wissen macht gelassener, gleichzeitig wünsche ich den Betroffenen viel Kraft und ein wissendes Umfeld.
Interview zusammengefasst von
Doris Wittig-Moßner
»Epilepsie – Anfälle und Erste Hilfe«
Der Film, der mit finanzieller Unterstützung der program51 GmbH und des Vereins Sozialarbeit bei Epilepsie e. V. realisiert werden konnte, ist auf dem YouTube-Kanal der Juliusspital Epilepsieberatung Unterfranken zu finden: