Mutter werden mit Epilepsie

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– gute Planung half mir dabei!

Ich bin Marina, 42 Jahre alt und Mutter eines Sohnes (1,5 Jahre) und seit ca. 15 Jahren anfallsfrei.

 

Im Alter von 9 Jahren hatte ich meinen ersten großen Anfall. Die Diagnose Epilepsie wurde sehr schnell gestellt u. a., weil weitere Anfälle folgten. Als Ursache wird ein Sauerstoffmangel bei meiner Geburt vermutet. Die Suche nach einem passendem Medikament dauerte – auch weil darauf geachtet wurde, dass ich als Mädchen ggf. später Mutter werden möchte.

 

Nach Jahren der Anfallsfreiheit bekam ich erneut einen Anfall im Urlaub, wahrscheinlich spielte der Schlafmangel eine Rolle. Anschließend wurde ich auf Lamotrigin (Originalpräparat) eingestellt – für mich ein Glücksfall. Die vorherigen Tabletten hatten mich immer sehr müde gemacht und das war nun weg. Beim behandelnden Arzt wurde dann eine Reha in Bethel angestoßen. Neben medizinischen Untersuchungen ging es viel um soziale und berufliche Aspekte – das Thema Schwangerschaft kam ebenfalls zur Sprache. Damals hatte ich keinen Freund, somit war eine bewusste Entscheidung für oder dagegen noch weit weg. Aber die ersten Informationen hatte ich bekommen und vor allem den Rat, eine Schwangerschaft, wenn möglich, zu planen und das Gespräch mit dem Neurologen und dem Frauenarzt zu suchen.

 

Nach Einnahme von Generika erlitt ich wieder einen Anfall. So kam zu dem bisherigen Originalmedikament von Lamotrigin noch Levetiracetam hinzu. Ein paar Jahre später wurde der Versuch unternommen, die Dosierung der Tabletten zu reduzieren. Teils klappte es, dennoch blieb es bei zwei Medikamenten.


Die Familienplanung beginnt

 

Dann lernte ich meinen Partner kennen und wir beschlossen, eine Familie zu gründen. Die Schwangerschaft war geplant und mit meinem Neurologen und Frauenarzt abgesprochen. Zuvor fing ich schon an, Folsäure zu nehmen. Die Medikamenteneinnahme wurde von zwei auf drei Einnahmen am Tag verteilt. Die Dosierung insgesamt blieb gleich.

 

Außerdem ließen wir uns von einer Praxis für Pränataldiagnostik bezüglich der möglichen Risiken meiner Epilepsie sowie auch meines damaligen Alters (39 Jahre) beraten. Die Beratung dort sowie auch meiner Ärzte half uns sehr bei der Entscheidung für ein Kind. Von großer Bedeutung war auch, dass die Erfahrungen der Mediziner mit meinen Medikamenten für eine Schwangerschaft gut waren.

 

Im Verlauf der Schwangerschaft erhöhte der Arzt die Dosis von Lamotrigin leicht, um ein Absinken des Medikamentenspiegels zu vermeiden. Die Änderung wurde nach der Blutspiegelbestimmung beim Hausarzt in Rücksprache mit meinem Neurologen umgesetzt. Nach der Geburt wurde diese Dosierung wieder auf die ursprüngliche gesenkt. Anders gefühlt in Bezug auf die Epilepsie habe ich mich dabei nicht.

Meine Erkrankung spielt im Kreißsaal keine Rolle

 

Bei meinem letzten Besuch der Frauenärztin meinte diese, dass mein Sohn fertig entwickelt sei. Mit Komplikationen sei zu dem Zeitpunkt nicht zu rechnen. Das hat mein »Es-geht-alles-gut-Bauchgefühl« weiter bestärkt. Die Geburt meines Sohnes war eine natürliche – speziell etwas beachten musste ich nicht, was die Epilepsie betraf. Ehrlich gesagt, daran dachte ich in diesem Moment gar nicht. Ohne Epilepsie wäre die Entbindung nicht anders verlaufen. Mein Sohn kam dann gleich zur Beobachtung auf die Kinderstation. Für mich viel zu schnell und nach der U1-Untersuchung war diese Eile für mein Empfinden auch unnötig. Hier hätte ich mir mehr Zeit mit meinem Kind gewünscht und diese wird mir auch immer fehlen.

 

Die erste Zeit zu Hause war schön, spannend und anstrengend. Und wie es wohl allen Neu-Eltern geht: Machen wir alles richtig? Ich habe versucht, möglichst regelmäßig zu schlafen. »Schlafe, wenn dein Kind schläft«, war in der Anfangszeit eine gute Strategie. Ich hatte auch in meinem Partner eine tolle und liebevolle Unterstützung. Eine große Frage betraf noch das Stillen. Soll bzw. darf ich? Von Seiten aller Ärzte hieß es, wenn mein Sohn es annimmt, dann ja. Sollte es allerdings Anzeichen geben, dass er dabei aufgrund meiner Medikamente zu müde sei, wäre es besser auf das Stillen zu verzichten. Bei uns hat es glücklicherweise gut geklappt und mein Sohn hat sich altersgerecht entwickelt. Die Einnahme meiner Antiepileptika auf drei Tagesdosen verteilt, behielt ich bis zum Abstillen bei.


Was ich anderen empfehlen würde

Ich würde auf jeden Fall wieder ein Krankenhaus wählen, bei dem gleich eine Kinderstation angeschlossen ist: Fachärztliche Betreuung für Mutter und Kind, kurze Wege und das Wissen, jederzeit zu seinem Kind gehen zu können, auch wenn es »nur« 24 Stunden zur Beobachtung dort ist.

 

Marina