Telemedizin: Neue Studie in Hessen

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Epilepsie-Patienten mit Telemedizin besser versorgen

 

Die Diagnose einer Epilepsie erfordert in vielen Fällen eine spezialisierte, neurologische Expertise. Diese ist in Bundesländern wie Hessen häufig nicht flächendeckend verfügbar.

 

Wie aus einer Pressemitteilung der Universitätsklinik Frankfurt hervorgeht, will das dortige Epilepsiezentrum deshalb die Möglichkeiten der telemedizinischen Beratung von Krankenhäusern und neurologischen Praxen untersuchen. Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst und das Hessische Ministerium Soziales und Integration haben für die Studie gemeinsam insgesamt ca. 700.000 Euro bewilligt.

 

Oft erhalten Epilepsie-Betroffene erst nach Jahren die richtige Diagnose und werden anfänglich falsch behandelt. Verspätete Diagnosen und Fehldiagnosen führen zu psychosozialer Belastung und verlängern die Krankheitszeiten. Dabei könnten die Anfälle in zwei Dritteln der Fälle rascher kontrolliert werden, wenn die mittlerweile 30 zur Verfügung stehenden Antiepileptika frühzeitig und richtig eingesetzt würden.

 

Bislang ist die Epilepsie-Expertise in Hessen aber nicht flächendeckend verfügbar. Mit ein Grund dafür ist die im Ländervergleich niedrige Dichte an neurologischen Praxen (Platz 13) – problematisch für Patienten, die aufgrund der Therapie mit Antiepileptika nicht Auto fahren dürfen. Zudem sind z. B. behinderte und alte von Epilepsie betroffene Menschen weniger mobil und können deshalb die spezialisierten Zentren nicht gut erreichen.

 

„Die Telemedizin kann eine wichtige Rolle spielen, um die Kompetenz der spezialisierten Zentren in die Fläche zu bringen. Aber bisher stehen wir damit in unserem Fachgebiet noch ganz am Anfang“, so Prof. Felix Rosenow vom Epilepsiezentrum Frankfurt Rhein-Main. Sein Kollege Prof. Adam Strzelczyk, der mit ihm den Projektantrag stellte, ergänzt: „In einigen Bundesländern, aber nicht in Hessen, gibt es mittlerweile erste Ansätze, einzelne Krankhäuser konsiliarisch mit Expertise zu versorgen, bis hin zu noch sehr kleinen teleepileptologischen Netzwerken, die aber rein krankenhausbasiert sind.“

 

In dem nun bewilligten Projekt ist zunächst geplant, ein telemedizinisches Netzwerk für die Epilepsieversorgung in Hessen zu etablieren. Ziel ist es, die am Epilepsiezentrum Frankfurt Rhein-Main vorhandene Expertise zunächst mit je fünf bis zehn Kliniken und neurologischen Praxen zu teilen. Das Epilepsiezentrum Marburg möchte sich ebenfalls beteiligen und wird diesbezüglich einen Ergänzungsantrag an die Ministerien stellen. Begleitend wird mit einer Versorgungsforschungsanalyse geprüft, ob sich mit diesem Ansatz verlängerte Krankenhausaufenthalte, Arbeitslosigkeit sowie Frühberentung vermindern lassen und eine bessere Integration am Arbeitsmarkt ermöglicht wird.

 

Eine wesentliche technische Innovation, die auch im Rahmen des Projekts vorangetrieben werden soll, ist die Schaffung von standardisierten und zertifizierten Lösungen für die telemedizinische Auswertung von EEG-Daten. Im Vorfeld des Antrags haben Rosenow und Strzelczyk bereits Gespräche mit der Deutschen Telekom Healthcare and Security Solutions (DTHSS) geführt, die u. a. die Anwendung Tele Health Ost-Sachsen (THOS) betreibt. Auch eine Kooperation mit dem Austrian Institute of Technologie wird erwogen.

 

Weitere Infos:

 

Universitätsklinikum Frankfurt

Epilepsiezentrum Frankfurt
Rhein-Main

Prof. Dr. med. Felix Rosenow

Zentrum der Neurologie und Neurochirurgie

Tel.: 069 630184521

rosenow(at)med.uni-frankfurt.de

www.med.uni-frankfurt.de

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