Was kann ich selbst beitragen?

Als Dank für seinen engagierten Vortrag übergaben Karin Wagner, Leiterin der Gesprächsgruppe für erwachsene Menschen mit Epilepsie in Passau, und Ulrike Jungwirth, Leiterin der Epilepsie Beratung Niederbayern (re.), einen Geschenkkorb an Christian Lindinger

Online-Vortrag in Passau für Betroffene

Die medikamentöse Behandlung ist bei Epilepsie sehr speziell und bedarf einer guten Compliance (= Therapietreue) der Betroffenen, um eine optimale Behandlung zu gewährleisten. In Zusammenarbeit mit der Gesprächsgruppe für erwachsene Menschen lud die Epilepsieberatung Niederbayern deshalb Anfang April alle Interessierten zum Online-Fachvortrag „Pharmakologische Behandlung der Epilepsie – Was kann ich selbst zur Therapie beitragen?“ ein. Als Referent konnte Christian Lindinger, Apotheker der Wittelsbacher Apotheke in Passau, gewonnen werden. Über 90 Teilnehmer meldeten sich an und verfolgten die Abendveranstaltung.

 

Lindinger ging zunächst auf das Thema Generika ein und erklärte, warum es gerade für Menschen mit Epilepsie wichtig sei, immer das gleiche Medikament vom gleichen Hersteller zu erhalten. Kleine Abweichungen könnten in manchen Fällen bereits eine erworbene Anfallsfreiheit gefährden. Außerdem beschrieb er mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.

 

Um die Compliance zu unterstützen, riet Lindinger zur Verwendung einer Dosette und zu Erinnerungs-Apps. Einige Patienten würden bei der Gabe von Antiepileptika unter Nebenwirkungen leiden wie z. B. Gewichtszunahme, Tagesmüdigkeit oder Übelkeit. Lindinger unterstrich, dass in diesem Fall die Dosis keinesfalls eigenmächtig verändert werden dürfe, sondern unbedingt Absprache mit dem behandelnden Neurologen aufgenommen werden solle.

 

Von der Verwendung pflanzlicher Mittel wie z. B. Johanniskraut zur Bekämpfung der Tagesmüdigkeit riet er ebenfalls ab, wenn dies nicht vorher mit einem Arzt besprochen wurde. Es könne zu verschiedenen ungewollten Wechselwirkungen kommen.

 

Als Frau sollte man beachten, dass auch die sogenannte „Anti-Babypille“ ein Medikament sei. Nicht jedes dieser Verhütungsmittel passe zur Gabe von bestimmten Antiepileptika.

 

Überhaupt spiele aber die Ernährung bzw. bestimmte Vitamine eine entscheidende Rolle. Von der speziellen ketogenen Diät rät er erwachsenen Betroffenen ohne fachliche Anleitung ab. Diese Ernährungsform müsse in jedem Fall ärztlich überwacht und fachlich begleitet werden, da sie sehr einseitig sei und sonst von Vitaminmangel begleitet werde. Obst und Gemüse seien immer empfehlenswert. Eine Ausnahme sei aber die Grapefruit, die beim Verzehr den Zinkhaushalt in der Leber beeinflussen und damit den Medikamentenspiegel durcheinanderbringen könne.

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Um die Tagesmüdigkeit zu bekämpfen, rät er zur Einnahme eines Vitamin D-Präparats. Weitere wichtige Vitamine und Spurenelemente wie Vitamin B6, B12, Folsäure, Magnesium und Selen zur Unterstützung der Schilddrüse seien sehr wichtig. Unter dem Motto „Erst gucken, dann schlucken.“ empfiehlt er auch hier den Gang zum Arzt, um durch eine Blutabnahme den jeweiligen Spiegel messen zu lassen.

 

Bereits seit einigen Jahren wird medizinisches Cannabis für verschiedene Krankheiten verschrieben. CBD wirke entzündungshemmend und werde erfolgreich in der Onkologie eingesetzt, um Nebenwirkungen reduzieren zu helfen. Doch auch hier gelte: Rücksprache mit dem Arzt halten, denn „pflanzliche“ Präparate können ebenso Nebenwirkungen auslösen oder zu Wechselwirkungen mit anderen Antiepileptika oder Medikamenten führen.

 

Im Anschluss an seinen Vortrag ging der Referent auf jede einzelne Frage der Teilnehmenden ein.

 

Sandra Baumgartner

 

Kontakt:

Epilepsie Beratung Niederbayern

Kinderklinik Dritter Orden Passau

Ulrike Jungwirth

Bischof-Altmann-Str. 9

94032 Passau

Tel.: 0851 7205207

epilepsie@kinderklinik-passau.de

www.epilepsieberatung-niederbayern.de

 

Gesprächsgruppe für epilepsiekranke Erwachsene Passau

(ab dem 16. Lebensjahr) und deren Angehörige

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