Epilepsie-Fortbildung

am 1. 12. 2004 an der Schule am Haus Langendreer
- Schule für Körperbehinderte -, Bochum-Langendreer


Seit einem ½ Jahr besuche ich als betroffene Mutter einer schwerstbehinderten Tochter mit einer fokalen Epilepsie die Selbsthilfegruppe in Herdecke unter der Leitung von Frau Susanne Fey. Mein persönlicher Leidensdruck war so groß, dass ich beschloss, regelmäßig einen Aus-tausch mit betroffenen Eltern zu suchen. Und das, "obwohl" ich beruflich seit 15 Jahren als Sonderschullehrerin für Körperbehinderte tätig bin. Viele sind der Ansicht, dass ich doch als "Fachkraft" keine Probleme haben müsste. In der Selbsthilfegruppe erhielt das Thema "Schule bzw. wie gehen die Lehrer mit den Anfällen meines Kindes um?" immer wieder einen zen-tralen Stellenwert, so dass ich mich in meiner Rolle als Lehrerin für Sonderpädagogik schließlich fragte, wie das Problem eigentlich in meiner Schule gehandhabt wird?!

In der Diskussion mit meinen Kollegen begegneten mir Ängste, Vorurteile, mangelnde Infor-mation und keine einheitliche Vorgehensweise zum diagnostischen Verfahren. Bei einer Mei-nungsumfrage, ob ein Fortbildungsbedarf bestünde, wurde mit großer Mehrheit der Wunsch geäußert, das Thema Epilepsie im Rahmen einer pädagogischen Konferenz zu behandeln.

Dr. Holert vom Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke und Frau Fey vom epilepsie bundes-elternverband e.V. waren als Referenten eingeladen. Die Veranstaltung war ein voller Erfolg! Der informative Vortrag von Dr. Holert mit anschließender Diskussion konnte viele Fragen klären. Im weiterführenden Workshop wurden die in großer Zahl auftretenden Fragestellungen vertieft. Dank der Offenheit von Frau Fey wurde die Position von betroffenen Eltern mit epilepsiekranken Kindern authentisch vermittelt. Diese Diskussion hat die unterschiedlichen Wahrnehmungen von Problemen bedingt durch die Epilepsie z.B. im Verhalten und Lernproblemen bei Schülern zwischen Eltern und Lehrern erklären können und eine fruchtbare Annährung im gegenseitigem Verständnis gebracht.

Es kam ein Stein ins Rollen, und nun gilt es, die gewonnenen Erfahrungen und erkannten Defizite konstruktiv im Schulalltag anzugehen und die neuen Erkenntnisse bzw. Vorsätze (Silvester ist ja nicht mehr weit...) umzusetzen.

Von zentraler Bedeutung ist z.B. die Institutionalisierung von Epilepsie - Protokollbögen* von betroffenen Schülern, in denen individuelle Notfallmaßnahmen dokumentiert und immer wieder aktualisiert werden. Weiterhin bedarf es einer kontinuierlichen Teamarbeit aller be-troffenen Fachkräfte, insbesondere sollte der Dialog mit den Eltern als auch den Schülern in regelmäßigen Abständen gesucht werden.

Diese Veranstaltung zeigte deutlich den Missstand von aktuellen Kenntnissen auf. Ich bin sicher, dass das nicht nur unsere Schule betrifft. Dieser Informationsmangel ist u.a. ein Produkt von unzulänglichen Inhalten im Studium und in der gesamten Ausbildung. Epilepsie, als Volkskrankheit von der Häufigkeit her vergleichbar mit Diabetes, hat noch viel mit Vorurteilen zu kämpfen. Meines Erachtens sollten in Zukunft in allen Schulformen Fortbildungsmaßnahmen zum Thema Epilepsie für alle verpflichtend angeboten werden.

Jutta Kohaus
Bochum, 6. 12. 2004


  • Diese Protokollbögen und noch viel mehr finden Sie auf der CD "Epilepsien - eine pädagogische Herausforderung für jede Schule?!". Die CD und das Sonderheft Epikurier "Epilepsie und Schule" kann über den LV Epilepsie Bayern bezogen werden. (Schutzgebühr/Versandkostenbeitrag 5 € incl. Sonderausgabe Epikurier)

Hinweis: In Bayern ist eine Fortbildung zum Thema Epilepsie für alle Lehrer aller Schulformen verpflichtend. Interessierte wenden sich bitte an den
LV Epilepsie
Frau Renate Windisch.
Tel. 09170 - 1890
oder per E-Mail: Öffnet ein Fenster zum Versenden einer E-Mailrenate.windisch(at)epilepsiebayern.de
In anderen Bundesländern organisiert der epilepsie bundes-elternverband solche Veranstaltungen.
Kontakt über die Geschäftsstelle des e.b.e. epilepsie bundes-elternverbandes e.V.
Frau Susanne Fey :
Tel: 0202 - 2988465
oder per E-Mail: Öffnet ein Fenster zum Versenden einer E-Mailkontakt(at)epilepsie-elternverband.de