Sinn und Zweck eines Anfallskalenders
Als gutes Hilfsmittel bei der Beurteilung einer Epilepsietherapie hat sich der Anfallskalender bewährt. Sorgsam geführt, gibt er zuverlässig Auskunft, ob sich durch die Medikamente die Anfallssituation des Patienten verändert hat – zum Guten wie zum Schlechten. Gerade bei schwierigen Epilepsien, bei denen die medikamentöse Einstellung oft eine langwierige „Maßarbeit“ für Arzt und Patient ist, sind sorgfältig geführte Anfallskalender hilfreich.
Eine möglichst vollständige Dokumentation der Anfälle und der Medikamente kann auch nach Jahren noch, wenn die Therapie erneut angepasst werden muss, von Nutzen sein. So lässt sich anhand des Anfallskalenders feststellen, welche Medikamente in welcher Dosis früher schon einmal zu einer Verbesserung oder Verschlechterung der Anfallssituation führten. In den Anfallskalender gehören neben den Namen der Medikamente und ihrer Dosis, die gemessenen Blutspiegel, Anfallsformen (im Kalender meist durch verschiedene Symbole gekennzeichnet) und aufgetretene Nebenwirkungen, bei Frauen sollte auch die Periode eingetragen werden. Tage, an denen die Tabletteneinahmen vergessen wurde, sollten ebenfalls markiert werden. Die meisten Anfallskalender enthalten mehrere Spalten für die Tageszeit, so dass auch eine zeitliche Verteilung der Anfälle erfasst werden kann. Der behandelnde Arzt kann sich bei Bedarf eine Kopie des Kalenders in die Krankenakte legen, damit auch er einen genauen Überblick über den Verlauf der Erkrankung hat.
Es gibt verschiedene Varianten von Anfallskalendern, die Ärzten und Patienten von Pharmafirmen kostenlos zur Verfügung gestellt werden – einfach beim Arzt oder z.B. beim Patientenservice von Desitin (www.desitin.de) nachfragen. Eine elektronische Version „epivista“ ist mittlerweile im Internet frei erhältlich (http://www.epivista.de/). Aber auch ein normaler Taschenkalender, ein einfaches Heft, eine Excel-Tabelle oder die selbstgebaute Datenbankversion auf einem PDA sind genauso hilfreich.
Bei Kindern kann man Schule oder Kindergarten einen extra Kalender zur Verfügung stellen, dessen Eintragungen man am Ende eines Monats einfach in den häuslichen Kalender überträgt.
Natürlich sollte der Anfallskalender nicht zur einzigen Lebensaufgabe werden, da gibt es mit Sicherheit schönere Dinge, um die man sich kümmern kann. Und wenn der eine oder andere Anfall ausnahmsweise im Kalender fehlt, wird das der Therapie nicht schaden, solange man ansonsten alles regelmäßig einträgt.
Das Führen eines Anfallskalenders nimmt, wenn es regelmäßig gemacht wird, nur einige Minuten pro Woche/Monat in Anspruch, kann aber ein wichtiger Bestandteil für die Beurteilung der Therapie sein.
Susanne Fey, Wuppertal