Festhalten & Loslassen

Erfolgreiches Elternseminar in Nürnberg

Im Oktober 2012 fand in der Psychosozialen Beratungsstelle für Menschen mit Epilepsie in Nürnberg ein Elternseminar zu dem Thema „Gib mir Halt - Lass mich los“ statt.

In jeder Eltern-Kind-Beziehung geht es für die Eltern darum, „Wie viel Halt braucht mein Kind und wieweit muss ich es loslassen?“. Gerade die Eltern von epilepsiekranken Kindern fühlen sich oft mit diesem Thema alleine gelassen, wünschen sich mehr Informationen im Umgang damit sowie Kontakt und Austausch mit anderen Eltern in der gleichen Situation.

Im Elternseminar kamen zehn Eltern zusammen, die sich gemeinsam mit Bindungs- und Ablöseprozessen in Bezug auf ihre Kinder beschäftigen wollten.

Die Referentin, Anne Herzog (Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche aus Schweinfurt), hieß alle Teilnehmer mit entspannender Musik und vielen bunten Bildern, die auf dem Fußboden verteilt lagen, willkommen. In der Mitte des Raumes lagen umgedrehte Karten, welche die Eltern zu Beginn des Seminars zusammen aufdecken sollten. Jeder Teilnehmer suchte sich dann eine Karte aus, auf der er seine aktuelle Stimmungslage in Bezug auf die Epilepsie seines Kindes vertreten sah. Anschließend durfte jeder noch zwei bunte Bilder mit verschiedenen Motiven auswählen. Eines dieser Bilder stand für die Zukunft des Kindes und eines für die Zukunft des Elternteils. Danach tauschten sich die Eltern in Kleingruppen über ihre Bilderwahl aus und stellten sich dann im Plenum gegenseitig mit den Bildern vor. Frau Herzog fragte dabei u. a. jeden Teilnehmer, was er sich für den heutigen Tag wünschen würde bzw. „was heute in den Rucksack gepackt und mitgenommen“ werden solle.

Nach einer kleinen Pause ging es dann mit einer familientherapeutischen Skulpturarbeit weiter. Es wurde eine beispielhafte Familie mit einem epilepsiekranken Kind aufgestellt. Hier konnten die Teilnehmer sehen und fühlen, wie der erste Anfall des Kindes sowie die Epilepsiediagnose auf das Familiensystem wirken.

Nach einer Mittagspause, in der mit vielen Leckereien und Getränken für das leibliche Wohl gesorgt wurde und Zeit zum gegenseitigen Austausch war, ging es mit einer neuen Übung weiter. Hier drehte es sich um die drei Themen „Halt“, „Loslassen“ und „Schuld“. Jeder dieser Begriffe stand auf einem Blatt. Diese drei Blätter lagen auf dem Boden verteilt. Alle Seminarteilnehmer teilten sich in drei Gruppen auf und stellten sich zu den Blättern. Die Gruppen „Halt“ und „Loslassen“ diskutierten darüber, welcher Standpunkt der Richtige für das Kind sei, während die Gruppe „Schuld“ den anderen beiden Gruppen zeigte, wie sich ihr Thema in alle Entscheidungen der Eltern einmischt. „Das Kind muss losgelassen werden, damit es selbstständig wird“, so eine Stimme aus der „Loslassen-Gruppe“. „Das Kind braucht Halt, weil das die Aufgabe von Eltern ist“ argumentierte jemand aus der „Halt-Gruppe“. Nach einer weiteren Skulpturarbeit, regem Austausch und vielen Berichten über das eigene Erleben, kam das Seminar am frühen Abend zum Ende.

Nach dem Seminar wurden viele Kontakte geknüpft und teilweise Telefonnummern unter den Eltern ausgetauscht. Viele Eltern waren begeistert von dem Seminar und machten sich sichtlich zufrieden sowie mit neuen Ideen und Gedanken „in den Rucksack gepackt“ auf den Heimweg.

Isabel Osten, Praktikantin der Epilepsieberatungsstelle Nürnberg



Das nächste Elternseminar in Nürnberg findet voraussichtlich am 9. November 2013 statt.

Weitere Informationen und Kontakt:

Psychosoziale Beratungsstelle für Menschen mit Epilepsie
Kerstin Kählig, Bernhard Geyer
Ajtoschstr. 6, 90459 Nürnberg
Tel.: 0911 439442714
Fax: 0911 439442720
E-Mail: epilepsie-beratung(at)rummelsberger.net
www.beratung-epilepsie.de


Bilder: Quelle Epilepsieberatung Nürnberg