Mozart als Alternativtherapie?!

Die Medical Tribune berichtete am 13. Juni 2012 über ein Neurologie-Seminar in Deutschland, das der Epilepsie-Experte Professor Bernhard Steinhoff mit einem Hinweis auf originelle Studien aus Kalifornien und Taiwan bereicherte.

Laut Professor Steinhoff soll den Studien zufolge die „Sonate für zwei Klaviere“, Köchelverzeichnis 448 (= KV 448), von Wolfgang Amadeus Mozart, die Anfallshäufigkeit reduzieren. Bereits 2004 hatte ein Neurologe der Universität von Südkalifornien über die Wirksamkeit von KV 448 berichtet. In einer Placebo-kontrollierten Studie konnte er bei vier Patienten mit Rolando-Epilepsie die Frequenz interiktaler epileptiformer Entladungen allein durch das Hören des Klavierstücks reduzieren. Im Vergleich zu den Ergebnissen unter Beethovens „Für Elise“ war diese Reduktion statistisch signifikant.

Antikonvulsivum KV 448?

Sechs Jahre später stellte eine taiwanesische Arbeitsgruppe ähnliche Ergebnisse bei 58 Kindern mit Epilepsie vor. Durch die Klavierversion von KV 448, nicht aber durch eine computerisierte Streicherversion, waren interiktale Entladungen bei 81 % der Patienten zurückgegangen.

In die aktuelle Studie desselben Erstautors wurden elf Kinder mit schwer therapierbaren Epilepsien aufgenommen. Das Krampfleiden bestand seit mindestens einem Jahr und wurde mit mindestens zwei Standard-Antikonvulsiva behandelt. Bei stabiler Medikation erhielten die Kinder sechs Monate lang einmal pro Tag KV 448. Zwei Patienten wurden anfallsfrei, sechs weitere erlebten eine deutliche Anfallsreduktion um mindestens 50 %. Intelligenzquotient, Ätiologie oder Geschlecht beeinflussten das Ergebnis nicht.

„Ich schließe daraus: Mozart add-on (= Zusatzgabe) war in dieser allerdings offenen Beobachtung wirksamer als neue Antikonvulsiva und tiefe Hirnstimulation“ erklärte Professor Steinhoff und erntete damit großes Gelächter.

Quelle: Epi-Suisse Magazin 4.12