Ein Gedächtnis wie ein Elefant?: Tipps und Tricks gegen das Vergessen

Alain Lieury, Gabriele Herbst
Verlag Springer Spektrum (November 2012)
331 Seiten
ISBN: 978-3827430434
Taschenbuch € 19,95 / e-book € 14,99

Mneme = Gedächtnis, Erinnerung
(Das Gedächtnis ist die Schatzkammer aller Dinge)

Im ersten, kürzeren Teil des Büchleins wird auf die Historie eingegangen; eine Reise durch die Jahrhunderte. Wie wurde(n) die Gedächtniskunst und deren bedeutende Vertreter in der Antike (Loci-Methode), im Mittelalter oder in der Renaissance gesehen? Welche Methoden gab es in einzelnen Ländern und auf welche Wurzeln gehen sie zurück? Dieser erste Überblick reicht bis ins 19. Jahrhundert, wo neben technischen Erfindungen auch die „Mnemo-technik“ (= Gedächtnistechnik) eine Begeisterungswelle auslöste.

Der zweite Teil beschreibt die Funktionsweise des Gedächtnisses und stellt die daraus abgeleiteten mnemotechnischen Methoden auf den Prüfstand der experimentellen Forschung. Es existiert nicht nur ein komplexes Gedächtnis, sondern vielfältige Gedächtnistypen (Module), Wort- und Bildgedächtnis, Kurz- und Langzeitgedächtnis, ein lexikalisches, semantisches, bildhaftes usw. Und für all diese gibt es ebenso viele Methoden und Mechanismen zur Optimierung. Erst in den 1960er Jahren hat man z. B. nachgewiesen, dass zwischen einem langfristigen (welches auf dem netten Titelbild dem Elefanten zugeordnet ist) und einem kurzfristigen Gedächtnis zu unterscheiden ist. Es wird auch festgestellt, dass unser Gedächtnis ein bisschen einem „biologischen“ Computer ähnelt.

Wenn man bis Seite 257 aufmerksam studiert hat, wird das Gedächtnis des Lesers spielerisch auf den Prüfstand gestellt und zwar durch rhetorische Fragen, deren Beantwortung sogleich erfolgt. Eigentlich sind diese letzten gut 40 Seiten am leichtesten zu lesen, da in unterhaltsamer Form die wichtigsten Informationen und Erkenntnisse nochmals komprimiert dargelegt werden.

Ein aus meiner Sicht wichtiger Satz aus diesem Sachbuch lautet: „Das Gehirn verhält sich wie ein Muskel: Je stärker man verschiedene Bereiche anregt, umso besser funktioniert es“.

Fazit: Sehr lehrreich und informativ!

Christa L.A. Bellanova, Nürnberg

 

 

Nebenwirkungen

Maurizio A. C. Quarello, Christel Rech-Simon
Carl Auer Verlag (März 2014)
36 Seiten
ISBN: 978-3849700270
Buch € 19,95

Dieses Bilderbuch erzählt mit viel Humor und Augenzwinkern die Geschichte von Herrn X, der unter Haarausfall leidet und seinen Arzt aufsucht, der ihm ein passendes Medikament verschreibt. Leider bekommt er durch die Nebenwirkungen des Mittels eine Bindehautentzündung, also auf zum Augenarzt – die verschriebenen Augentropfen verursachen allerdings Pickel bzw. einen schlimmen Hautausschlag. Also ab zum nächsten Arzt mit einem neuen Medikament und neuen Nebenwirkungen – eine Arztspirale beginnt, bis er am Ende wieder beim Ursprungspunkt ankommt. Schließlich entscheidet sich Herr X, alle verordneten Arzneimittel in den Müll zu befördern und glücklich und zufrieden mit seiner neuen „Haarpracht“ zu leben. Akzeptiere dich so wie du bist, lautet die Botschaft des Autors – wenn es sein muss auch mit Glatze.

Das Buch ist kein generelles Plädoyer gegen die Arzneimitteltherapie, sondern soll einen Anstoß geben, sich über deren Nutzen und Schaden Gedanken zu machen und die Einnahme von Medikamenten und deren Dosierung auch kritisch zu hinterfragen.

Die Angabe vom Verlag lautet ab 6 Jahre – dieses Alter erscheint mir angesichts des Themas eindeutig als zu jung. Eine sinnvolle Auseinandersetzung dürfte erst ab 8-10 Jahren möglich sein. Aber vor allen Dingen Eltern und Großeltern bzw. alle Erwachsenen werden durch diese auch zeichnerisch sehr humorvoll umgesetzte „Kindergeschichte“ angeregt, sich das eigene „Konsumverhalten“ bewusst zu machen und darüber nachzudenken.

Doris Wittig-Moßner, Nürnberg

 

 

Rotkäppchen und der Stress: (Ent-)Spannendes aus der Gehirnforschung

Manfred Spitzer
Schattauer Verlag (Januar 2014)
252 Seiten
ISBN: 978-3794529773
Taschenbuch / e-book € 19,99

Ich bleibe natürlich sofort am Titel und am Titelbild hängen. Hier werde ich neugierig und an meine Kindheit erinnert (das Titelbild stammt übrigens von Manfred Spitzers Sohn und dessen Partnerin).

Die lockere Umschlaggestaltung steht allerdings in krassem Gegensatz zum Inhalt. Der ist schon beim ersten Duchblättern optisch ziemlich schwer und umfangreich. Wer sich nicht gleich abschrecken lässt, erfährt bereits im zweiten Kapitel, was es mit Rotkäppchen, dessen Stress und der Wissenschaft auf sich hat. Und das ist auch der Knackpunkt.

Der Herausgeber Wulf Bertram, der den Verlag „Wissen und Leben“ aus eben diesem Motiv heraus gegründet hat, erhebt den Anspruch, wissenschaftliche Themen von renommierten Autoren unterhaltsam zu präsentieren. Dies ist nach meiner Meinung hier nur sehr bedingt gelungen. Zu viel Theorie, zu viele Tabellen, Diagramme, Querverweise und Literaturhinweise. Sicherlich für (angehende) Neurologen, Psychologen und Lehrer als Nachschlagewerk und im Studium hilfreich und informativ. Überlegen Sie, ob Sie zu dieser Zielgruppe gehören, bevor Sie das 252-seitige Büchlein erwerben. Für Laien empfiehlt es sich, beim Lesen das Fremdwörterlexikon parat zu haben. Sie werden es brauchen!

Der Autor Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer war Oberarzt und Gastprofessor an der Harvard-Univerität. Er gibt die Zeitschrift „Nervenheilkunde“ heraus und leitet das von ihm gegründete „Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen“ in Ulm. Er ist ohne Zweifel eine Koryphäe auf seinem Gebiet und von ihm sind bereits mehrere Bücher erschienen. Wer ihn allerdings je „live“ oder im TV erleben durfte, wird wahrscheinlich vom Büchlein enttäuscht sein. Nur in einigen wenigen Sätzen wird diese humorvolle Spritzigkeit und Leichtigkeit der fundierten Aussagen evident.

Und wie ist das nun mit der Stressreduzierung bzw. -vermeidung? Stress ist ja immer ein subjektives Erleben in Ihrem persönlichen Umfeld, verbunden mit Ihrer sozialen Stellung und daraus resultierend auch mit Ihrer Lebenserwartung. Am Ende läuft es auf folgendes hinaus (mein Versuch einer sicherlich unvollständigen „subjektiven“ Zusammenfassung):

Bewegen Sie sich, seien Sie emphatisch, verschenken Sie Zeit (das sind im Übrigen auch die Punkte, warum Rotkäppchen weniger Stressempfinden hatte als der böse Wolf), limitieren Sie den TV-Konsum (auch und besonders bei Kindern), seien Sie kritisch gegenüber den neuesten Medien, lesen Sie gute Literatur, versuchen Sie, sich im Griff zu haben (Selbstkontrolle) und bleiben Sie gelassen!

Christa L.A. Bellanova, Nürnberg