Intranasale Notfalltherapie
Midazolam nun auch in deutscher Studie untersucht
Nachdem in einer Vielzahl von internationalen Studien mit dem Medikament Midazolam bereits ein schnellerer Wirkungseintritt bei intranasaler Verabreichung (über die Nasenschleimhaut) im Kindes- und Erwachsenenalter nachgewiesen werden konnte, berichten jetzt auch Wissenschaftler des Epilepsiezentrums Frankfurt und der Uniklinik Marburg von einer erfolgreichen Studie mit intranasalem Midazolam in Form einer speziellen Nasenspray-Rezeptur bei erwachsenen Epilepsie-Patienten. Bei Gabe von 5 mg Midazolam waren die hier behandelten Patienten im Anschluss an die Verabreichung im Schnitt sechs Stunden anfallsfrei. Je nach Anfallsart hielt der Effekt aber auch zwölf oder 24 Stunden an.
Im Vergleich zu anderen Medikamenten aus der Gruppe der Benzodiazepine, die auch zur Akuttherapie, das heißt im Notfall, eingesetzt werden, scheint Midazolam zudem unabhängig vom Verabreichungsweg durch einen schnelleren Wirkungseintritt und eine kürzere Verweildauer im Körper überlegen zu sein. Dies geht aus einigen weiteren Studien aus den USA hervor, wo sowohl in Notfallambulanzen als auch aus dem häuslichen Gebrauch weitreichende Erfahrungen zum Einsatz dieses Notfallmedikaments, insbesondere im Kindesalter, vorliegen.
Auch wenn Midazolam heute auch schon in Kliniken in Deutschland intranasal zur Notfalltherapie bei epileptischen Anfällen eingesetzt wird und dort auch dann Verwendung findet, wenn etwa ein Säugling, Kleinkind oder Kind für eine Untersuchung ganz ruhig liegen muss, kann Midazolam intranasal hierzulande bisher nur im Rahmen eines individuellen Heilversuches verordnet werden. Das Medikament ist in Ampullen zur intravenösen Injektion verfügbar. Die intra-nasale Anwendung aus den Fertig-Ampullen mit dem großen Vorteil eines sehr schnellen Wirkungseintritts bedarf deswegen der zusätzlichen Verordnung eines Nasenzerstäubers und einer Spritze, in welche die zuvor vom Arzt verordnete Midazolam-Dosis aufgezogen wird. Damit die intranasale Anwendung sachgerecht erfolgen kann, ist durch diesen zudem eine ausführliche Einweisung und Einübung sowie eine Aufklärung über mögliche Nebenwirkungen unbedingt erforderlich. Die intranasale Anwendung stellt dann eine anwenderfreundliche Alternative zur Verabreichung von Midazolam über die Wangenschleimhaut dar.
Weil die Anwendung des Midazolam aus den intravenösen Ampullen zur Reizung der Nasenschleimhaut führen kann, ist an dieser Stelle allerdings ggf. eine Sonderzubereitung als besser verträgliches Nasenspray, das durch den Apotheker hergestellt wird (wie dies auch in der deutschen Studie erfolgte), zu erwägen. Informationen zur Rezeptur sind im Neuen Rezeptur-Formularium der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (NRF von Januar 2010) veröffentlicht. Weitere Hinweise zu Midazolam und anderen Benzodiazepinen finden Sie außerdem in dem vom Selbshilfeverband Tuberöse Sklerose Deutschland e.V. herausgegeben Informationsblatt zur Notfallmedikation bei Epileptischen Anfällen (Informationsblatt 20).
Quelle: Blickpunkt 45, Mitgliederzeitschrift TSC
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