Kooperation sorgt für optimale Versorgung

Ein EEG gehört immer zu den wichtigsten Untersuchungen, die bei Epilepsie bzw. beim Verdacht auf die Erkrankung durchgeführt werden.

Das Uniklinikum Dresden und das Epilepsiezentrum Kleinwachau arbeiten eng bei der Betreuung von Epilepsie-Patienten zusammen: Besondere Fortschritte bei entzündungsbedingten Anfallsleiden verbessern Behandlungsergebnisse.

Vor zehn Jahren wurde der erste Epilepsie-Patient am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden operiert. Mittlerweile fanden im Rahmen des Kooperationsvertrags, den das Sächsische Epilepsiezentrum Radeberg und das Universitätsklinikum geschlossen haben, 171 weitere hochkomplizierte neurochirurgische Eingriffe dieser Art statt. Das zehnjährige Bestehen der Zusammenarbeit wurde am 25.11.2015 in einer Jubiläumsveranstaltung gewürdigt, bei der sich Experten u. a. über den aktuellen Stand der Therapien informierten.

Dank der Expertise der Kliniken für Neurochirurgie und Neurologie müssen sich Patienten aus Sachsen nicht mehr an Spezialkliniken außerhalb des Frei-staats behandeln lassen. Im Rahmen der Kooperationsvereinbarung werden Epilepsie-Patienten in Kleinwachau und Dresden untersucht, um dann über die erfolgversprechende Therapie zu entscheiden.

Aufgrund neuer Erkenntnisse bei der Entstehung von Epilepsien im Erwachsenenalter lassen sich durch die fachgerechte Diagnose und eine früh einsetzende medikamentöse Therapie schwere Verläufe des Anfallsleidens vermeiden. Hierzu tragen auch das vom Universitätsklinikum betriebene Kombinationsgerät von Positronen-Emissions- und Magnetresonanztomografie (PET-MRT) sowie spezielle Laboruntersuchungen bei. Damit lassen sich die Auslöser bestimmter Formen der Epilepsie zuverlässig identifizieren. Neben Hirntumoren und Entwicklungsstörungen sind dies auch Entzündungen.

Bei der Mehrzahl der Epilepsie-Patienten reichen regelmäßig eingenommene Medikamente aus, um das Anfallsleiden wirksam zu bekämpfen. Doch bei rund einem Drittel der Epileptiker bleibt der Einsatz der Arzneien ohne Erfolg. Bei diesen Patienten, die unter einer sogenannten fokalen pharmakoresistenten Epilepsie leiden, besteht die Möglichkeit, die Quelle der Anfälle in einem bestimmten Areal des Hirns zu lokalisieren. „Dies eröffnet dem Patienten die Chance, nach einem neurochirurgischen Eingriff wieder anfallsfrei zu leben – in einzelnen Fällen sogar erstmalig im Leben“, sagt Dr. Thomas Mayer, Chefarzt am Sächsischen Epilepsiezentrum Rade-berg (Kleinwachau). Hierzu entfernen die Neurochirurgen gezielt das als Ausgangspunkt der Anfälle identifizierte Hirngewebe. „Der Eingriff ist so begrenzt, dass die Leistungsfähigkeit des Gehirns nicht beeinträchtigt wird“, erklärt die Direktorin der Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie, Prof. Gabriele Schackert.

Die Kipptisch-Untersuchung hilft u. a. bei der Unterscheidung von epileptischen Anfällen, Synkopen oder auch Panikattacken.

Im Epilepsiezentrum Kleinwachau wie auch im Universitätsklinikum sind die Voraussetzungen gegeben, pharmakoresistente Patienten mit fokalen Epilepsien neurophysiologisch sehr genau zu diagnostizieren und die Möglichkeit einer Operation zu prüfen. In komplizierten Fällen kann es notwendig sein, das betroffene Hirngewebe durch vorher implantierte Elektroden präzise zu lokalisieren. Solche sogenannten invasiven Untersuchungen können nur am Dresdner Universitätsklinikum erfolgen. Hier sind neben der Neurochirurgie und Neurologie auch die Neuroradiologie einbezogen. Bei Patienten im Kindesalter ist zudem die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin in die Behandlung involviert.

Der Entscheidung für eine Operation geht ein aufwändiger Untersuchungsmarathon voraus: Um hierfür geeignete Patienten zu finden, müssen die Experten etwa acht bis zehn Betroffene ambulant untersuchen, um eine Person zu finden, die für eine prächirurgische Epilepsiediagnostik in Frage kommt. Von diesen wenigen Patienten bleiben nach der aufwendigen, klinischen Diagnostik etwa einer von fünf übrig, bei denen eine OP möglich ist.

Die Erfolgschancen machen den Ausgewählten dann jedoch Mut: Rund 80 % von ihnen sind danach dauerhaft anfallsfrei oder Zahl und Intensität der Anfälle verringern sich deutlich. „Dennoch ist die Epilepsiedauer von Erkrankungsbeginn bis zur Prüfung einer möglichen Operation immer noch zu lang – hier könnte durch frühere Zuweisung in spezialisierte Zentren den Patienten 10 bis 15 Jahre eher zu einer erfolgversprechenden Therapie verholfen werden“, sagt Dr. Susanne Hallmeyer-Elgner, Leiterin der Spezialambulanz Epilepsie an der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums.

Dank des neuen Wissens um bestimmte Infektionen als Auslöser von Epilepsien und deren gezielte medikamentöse Therapie lässt sich heute zudem die Zahl der Patienten reduzieren, die durch eine langanhaltende Infektion von besonders schweren Verläufen dieses Anfallsleidens betroffen sind. Ermöglicht wird dies unter anderem durch hochspezialisierte immunologische Laboruntersuchungen, die auch am Dresdner Universitätsklinikum erfolgen.

Weitere Informationen:

www.kleinwachau.de
www.uniklinikum-dresden.de

Alexander Nuck,
Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Kleinwachau – Sächsisches
Epilepsiezentrum Radeberg gGmbH

Kontakte:
Universitätsklinikum Dresden Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie
Direktorin
Prof. Dr. Gabriele Schackert
Tel.: 0351 4582883
Kleinwachau – Sächsisches
Epilepsiezentrum Radeberg gGmbH
Ärztlicher Leiter
Dr. Thomas Mayer
Tel.: 03528 4311680
Klinik und Poliklinik für Neurologie
Spezialambulanz Epilepsie
Oberärztin
Dr. Susanne Hallmeyer-Elgner
Tel.: 0351 4584457

 

Bilder – Quelle: Kleinwachau