Ein Epilepsie-Signalhund in Italien

Nala und ihr Liebelingsspielzeug

Nala, ein Hund wie jeder andere und doch etwas Besonderes …

 

Nala ist heute 3 ½ Jahre alt und lebt mit ihrem Herrchen Leonidas Sarti in Kaltern/Südtirol. Leonidas wünscht sich nichts sehnlichster als ein freieres Leben. Die Abhängigkeit von anderen belastet den 30-Jährigen sehr. Er möchte sich selbstständig bewegen, vor allem in den Wald gehen. Er liebt die Natur und die Tiere. Irgendwo alleine sein, die Seele baumeln lassen, seinen Gedanken nachhängen ... er möchte sich erwachsen fühlen, erwachsen sein, nicht immer kontrolliert.

 

Seit seinem dritten Lebensjahr wird Leonidas von täglichen epileptischen Anfällen begleitet. Die besten Therapien wirken nur bedingt. Täglich nimmt er drei verschiedene Medikamente gegen die Epilepsie ein. Der Vagus-Nerv-Stimulator, ein implantiertes elektrisches Gerät, soll zusätzlich seine Anfälle kontrollieren. Die erwünschte Wirkung ist mäßig, die Epilepsie von Leonidas gehört zu den therapieresistenten Formen. Leonidas versucht jeden Tag aufs Neue, mit seinen vielen Anfällen zurechtzukommen. Er ist trotz allem ein lebensfroher, selbstständiger, ehrgeiziger, junger Mann. Die Angst vor dem nächsten Anfall, die Angst vor der nächsten Verletzung sitzt leider tief im Nacken und belastet das alltägliche Leben sehr.

 

Vor drei Jahren kam Nala in sein Leben, ein kleines weißes „Wollknäuel“. Die Golden Retriever Hündin sollte ihm die Freiräume ermöglichen, die jeder Mensch braucht, um glücklich zu sein.

Leonidas mit Nala und Trainerin Birgitt mit Kira

Leonidas hat Nala ausgebildet, weil er sich eine bessere Lebensqualität erwartete. Drei Jahre lang haben Leonidas und Nala, mit Mutter Gerlinde, täglich geübt und trainiert. Dabei ging es neben den Assistenzhundeaufgaben wie z. B. Anfälle anzeigen vor und während dem Anfall, Medikamententasche holen, Kontaktliegen vor und nach dem Anfall, Türen aufmachen, Gegenstände aufheben, auch um den Grundgehorsam: im Wald, in der Stadt, im Einkaufszentrum, am Flughafen, am Bahnhof und überall dort, wo sich das gesellschaftliche Leben abspielt. Wir haben Bus- und Bahnfahrten gemacht, waren mit Nala im Streichelzoo, auf dem Bauernhof, am See, in der Kirche, im Krankenhaus, beim Zahnarzt, in der Bibliothek, im Restaurant und, und, und. In jeder Situation wird ein souveränes, ruhiges Verhalten von Leonidas und Nala erwartet. Wir haben dabei viel erlebt und gelernt. Die Ausbildung wurde von Birgitt Piekenbrock vom Assistenzhundezentrum Allgäu mit viel Liebe und Empathie intensiv begleitet. In besonderer Erinnerung haben wir Kira, Birgitts Hund, sie war als Co-Trainerin eine wertvolle Hilfe. Leider ist sie am 22.10.2016 über die Regenbogenbrücke gegangen.

 

Am 16.12.2016 haben Leonidas und Nala mit großem Erfolg die Assistenzhunde-Prüfung bestanden! Die Prüfung wurde bei der Prüfstelle für Assistenzhunde am Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien abgelegt und wird vom österreichischen Sozialministerium anerkannt. Nala ist der erste geprüfte Epilepsie-Signalhund Italiens.

 

Nala ist Leonidas eine treue Freundin und Begleiterin geworden. Sie ist zwar eine „wilde Hummel“, wie Leonidas sie liebevoll nennt, zeigt aber die vielen Anfälle ½ bis 1 Stunde vorher an. Das gibt ihm Zeit, sich in Sicherheit zu bringen. Nachdem Nala angezeigt hat, liebt sie es, sich neben Leonidas zu legen, dadurch vermittelt sie ihm Sicherheit. Gemeinsam warten sie den Anfall ab. Ist der Anfall da, bellt Nala und signalisiert der Familie somit den Anfall. Die Familie muss Leonidas nicht mehr in Sichtweite haben, Nala alarmiert, wenn Leonidas Hilfe braucht. Sie holt auf Kommando die Medikamente und wird unruhig, wenn Leonidas zur bestimmten Zeit seine Medikamente noch nicht eingenommen hat.

Nala hat einen Anfall signalisiert und Leonidas
setzt sich hin

Nala hat Leos Leben ganz schön verändert. Durch die tägliche „Arbeit“ mit dem Hund ist er ruhiger geworden, seine Konzentration hat zugenommen, er hat gelernt, seine eigenen Bedürfnisse zurückzustellen, sein Selbstwertgefühl wurde gestärkt, er stottert wesentlich weniger, nimmt aktiver am Leben teil, zeigt Eigeninitiative. Auch die Körperhaltung hat sich geändert und er geht und steht aufrechter. Leonidas ist ein „neuer Mensch“, er ist glücklich mit seiner Nala und liebt sie über alles.

 

Er meint: „Ich bin froh, Nala zu haben, weil ich mir ein besseres Leben wünsche. Sie gibt mir Sicherheit, weil sie die Anfälle signalisiert. Nala ist zwar auch Arbeit, aber ein Leben ohne sie kann ich mir nicht mehr vorstellen. Wenn ich mit ihr spiele oder mit ihr im Wald bin, freue ich mich und ich bin glücklich. Nala gefällt mir, ganz besonders gefallen mir ihre Ohren. Sie sind weich, samtig und flattern, wenn sie läuft. Das sieht witzig aus und ich kann lachen.“

 

Dieses Projekt wurde finanziell von unserem Verein EPINET www.epinet.bz.it und vielen privaten Spendern unterstützt. Allen die uns mit Vertrauen Beistand gewährt haben einen herzlichen Dank.

 

Leonidas Sarti mit Nala und Gerlinde

 

Weitere Infos:

info(at)epinet.bz.it

piekenbrock(at)hotmail.de

gerlinde.larch(at)outlook.it

www.hundezentrum-allgaeu.de

 

 

Bilder – Quelle: privat