Neue SHG in Rothenburg/Tauber

Bernhard Voss, Gründer der neuen SHG in Rothenburg/Tauber

In Rothenburg/Tauber entsteht eine neue Selbsthilfegruppe für Betroffene und deren Angehörige. Da ich selber betroffen bin, habe ich mich schon länger damit beschäftigt, eine solche Gruppe anzubieten.

 

Kurz einiges zu meiner Person: Mein Name ist Siegfried Voß, ich bin 63 Jahre alt, verheiratet und Vater von drei Kindern. Ich war von Beruf Einzelhandelskaufmann und habe danach eine Ausbildung zum Diakon gemacht, danach noch einige Zusatzausbildungen für die spezifischen Arbeitsbereiche, in denen ich gearbeitet habe. Dies waren 17 Jahre in der kirchlichen Jugendarbeit (evangelisch) und CVJM (Christlicher Verein Junger Menschen), dann in der Suchthilfe (Selbsthilfe und Beratungsstelle) und zum Schluss im Coaching-Bereich für Schüler und Azubis (Evangelische Jugendsozialarbeit).

 

Zum Schluss meines Berufslebens habe ich mich entschieden, eine Selbsthilfegruppe zu gründen.

 

Warum?

 

Meinen ersten epileptischen Anfall hatte ich mit sieben Jahren. Er wurde nicht als Epilepsie erkannt, sondern auf meine Lebensumstände geschoben. Meine Eltern, meine beiden Geschwister und ich waren 1960 aus der DDR geflüchtet. Der Arzt meinte: Dies ist ein „Milieuschaden“. Mit 15 Jahren hatte ich wieder einen großen Anfall und bekam die Diagnose Epilepsie, wurde dann auf Medikamente eingestellt. Ich fühlte mich ziemlich allein gelassen und nicht aufgeklärt über die Krankheit. Ich habe daraufhin oft die Tabletten weggelassen usw. Erst in meinem 35. Lebensjahr hat man die richtige Diagnose gestellt. Ich war vier Monate in einer Tagesklinik. Hier haben die Ärzte diagnostiziert, dass meine ständigen Angstattacken die Ursache darin hatten, dass ich traumatisiert war durch jahrelange elterliche Gewalt in der Familie. Es wurde das richtige Medikament für mich gefunden, die Panikattacken gingen weg, ab und an hatte ich noch epileptische Anfälle, seit 20 Jahren bin ich anfallsfrei.

 

Trotz meines Handicaps konnte ich 44 Jahre berufstätig sein. Ich habe mich auch mit meiner Krankheit und meinen Traumata aussöhnen können. Dies jedoch nur, weil einige Ärzte und Therapeuten mir geholfen haben (manche leider nicht).

 

Dass ich die Gruppe gründe, hat auch mit einem Erlebnis zu tun: Es war am Anfang meines Berufslebens als Diakon. Ich hörte zufällig wie im Nebenraum in einem Gemeindehaus über mich gesprochen wurde und wie eine Kollegin zu einem anderen Kollegen sagte: „Was willst du von dem erwarten, der ist doch krank.“

Ich hatte offen über mein Handicap gesprochen. Nach diesem Erlebnis habe ich nur absolut vertrauten Menschen von meiner Erkrankung erzählt, obwohl ich mir manchmal gewünscht hätte, darüber sprechen zu können. Nun habe ich beschlossen mich zu zeigen und eine Selbsthilfegruppe ins Leben zu rufen.

 

Am 24.01.2017 um 19.30 Uhr fand – sozusagen als „Startschuss“ – ein Informationsabend zum Thema Epilepsie in Rothenburg statt, der von Kerstin Kählig und Bernhard Köppel (beide von der Psychosozialen Beratungsstelle für Menschen mit Epilepsie) mitgestaltet wurde.

 

Die neue Gruppe trägt den Namen „EPILOG“ (= sprechen über Epilepsie) und trifft sich seit dem 07.02.2017 jeden 1. Dienstag im Monat um 19.30 Uhr im Rothenburger Jakobsschulhaus, in den Räumen der EJSA (Evangelische Jugendsozialarbeit), Kirchplatz 13, 91541 Rothenburg/Tauber. Die Abende dauern je 90 min., Verschwiegenheit ist oberstes Gebot!

 

Siegfried Voß, Rothenburg

 

Kontakt:

 

Epilepsie Selbsthilfegruppe
EPILOG

Siegfried Voß

Kirchplatz 13

91541 Rothenburg/Tauber

Tel.: 0151 67495674
(Mo.-Do. 9-15 Uhr, Fr. 9-12 Uhr)

epilog_voss(at)gmx.de

 

 

Bild - Quelle: privat