Zum Tod von Prof. Dieter Janz

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Susanne Fey, Wuppertal

Im Alter von 96 Jahren verstarb am 25.12.2016 Prof. Dieter Janz. Mit ihm hat die deutsche Epileptologie ihren Begründer, ihren Vater verloren.

 

Stationen seines Lebens waren: Studium in Marburg, Frankfurt, Prag und Freiburg, Auslandsaufenthalte in London und Zürich, Assistenzarzt in Heidelberg, Habilitation zum Thema Petit Mal, Professur in Heidelberg und ab 1973 Inhaber des neugeschaffenen Lehrstuhls für Neurologie am Klinikum Charlottenburg der FU Berlin. Er blieb dort Direktor der Abteilung für Neurologie bis zu seiner Emeritierung 1988.

 

Aber all diese trockenen Daten geben keinen Eindruck von dem wirklichen Dieter Janz, dem Arzt, der immer das Gespräch mit seinen Patienten suchte und Epilepsie nicht nur als medizinisches Problem, sondern auch als menschliche und soziale Aufgabe verstand. Neben seiner Forschungstätigkeit veröffentlichte er 1969 das Buch „Die Epilepsien. Spezielle Pathologie und Therapie“, ein umfassendes Standardwerk mit ausführlichen Beschreibungen der unterschiedlichsten Anfallsformen und Epilepsiesyndrome. Das von Janz und Christian erstmals beschriebene Syndrom des Impulsiv Petit Mal, das heute juvenile myoklonische Epilepsie genannt wird, wird häufig auch als Janz-Syndrom bezeichnet (eine von Janz verfasste Beschreibung finden Sie auf www.stiftung- michael.de unter dem Stichwort Information/Publikationen).

 

Maßgeblich beteiligt war Dieter Janz am Aufbau der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie (DGfE, vormals Deutsche Liga gegen Epilepsie), dem Konzept der Anfallsambulanzen, die es heute bundesweit gibt, und vor allem an der Gründung der STIFTUNG MICHAEL, die er gemeinsam mit Dr. Fritz Harzendorf, dem Vater eines epilepsiekranken Kindes, 1962 ins Leben rief (siehe epikurier 3/2016 S. 11 ff und epiKurier 4/2012 S. 8). Die von ihm ins Leben gerufenen Epilepsieseminare in Gargnano und der MICHAEL-PREIS sind neben vielen anderen Aktivitäten die Aushängeschilder der STIFUNG MICHAEL, der er bis zu seinem Tod eng verbunden war.

 

Im persönlichen Kontakt war Dieter Janz ein begnadeter Lehrer, interessierter Zuhörer und eloquenter Gesprächspartner. Sein Interesse ging weit über das medizinische Erscheinungsbild der Epilepsien hinaus, beeindruckend waren seine Predigt über die Heilung des anfallskranken Knaben in der Bibel und seine Vorträge zum Epilepsiemotiv in der Literatur.

 

Im letzten Jahr wurde erstmals im Rahmen der Jahrestagung der DGfE ein neuer Nachwuchsförderpreis vergeben, der Dieter Janz-Preis. Janz ließ es sich nicht nehmen, die Verleihung selbst vorzunehmen und unterhaltsam über seine eigenen epileptologischen Ursprünge zu sprechen.

 

Wir werden ihn vermissen!

 


Peter Brodisch, EpilepsieBeratung München

Prof. Janz hatte ein offenes Ohr für alle Belange seiner PatientInnen und wusste auch um die große Bedeutung der „Nachbarwissenschaften“ (Philosophie, Psychologie, Pädagogik usf.), die er einbettete in sein klinisches und beraterisches Handeln. Entsprechend offen und mit echter Neugier begegnete Prof. Janz auch KollegInnen im interdisziplinären Diskurs.

 

Ich danke Prof. Janz ganz persönlich, weil er ehedem eigenhändig mitgeholfen hat, das Netzwerk Epilepsie und Arbeit mit auf den Weg zu bringen. Er hat sich politisch eingesetzt und auch in Gargnano einen Platz eingeräumt für die Projektvorstellung und -Bekanntmachung.

 


Dr. Thomas Mayer, Epilepsiezentrum Radeberg

Ich habe Dieter Janz 1989 erstmals in Bielefeld kennengelernt, damals besuchte er uns in Bethel. Er war sehr neugierig, was sein Schüler Peter Wolf so machte, insbesondere aber auch auf uns junge Epileptologen. Im gleichen Jahr war ich dann das erste Mal in Gargnano, wo Dieter Janz Hausherr und „Vater“ des Praxis-Seminars der Stiftung Michael war. Mein ganz persönlicher Höhepunkt war dann Jahre später eine Einladung in sein Privathaus in den Bergen oberhalb von Gargnano. Noch 2016 hat er dort eine beeindruckende Abendlektion vorgetragen. Als ich 2007 ein Symposium „Janz und Schüler“ veranstaltet habe, trug er zwar selber nicht vor, beteiligte sich aber rege an allen Diskussionen und forderte mich am Ende auf, unbedingt bald einen zweiten Teil zu veranstalten. Ich habe ihn, wie meinen Lehrer Peter Wolf, immer sehr verehrt und bewundert.



Prof. Dr. Peter Wolf, Kopenhagen

Das Beste, was ich von Dieter Janz gelernt habe: Die Patienten gründlich nach ihren Anfallserlebnissen ausfragen, denn die können wichtiger sein als die sichtbaren Symptome.