Magnusheim in Igling - Holzhausen

Wohnheime auch für epilepsiekranke Menschen

Holzhausen - Igling liegt 64 Kilometer vor den Toren Münchens. An einem schönen Herbsttag fahre ich dort hin, um das Magnusheim von der Regens-Wagner-Stiftung anzuschauen. Frau Altaner, die Bereichsleitung, empfängt mich und zeigt mir als erstes einen Film über die Einrich- tung.

Vor 150 Jahren sorgte sich der Priester Regens Wagner um taubstumme Kinder, die am Rande der Gesellschaft standen. Die Dillinger Franziskanerinnen haben diesen Auftrag bis in die heutige Zeit fortgeführt. Sie gaben dem gemeinsamen Werk ein franziskanisches Profil:

"Franziskus begegnete allen Menschen und der Schöpfung als Bruder". Das Magnusheim wird unter vielen anderen Angestellten mit nur noch wenigen Ordensschwestern geführt.

Es ist eine Einrichtung mit den unterschiedlichsten Angeboten:

Schule, Wohnen, Förderlehrgang, Werkstatt für Behinderte, Förderstätte. In all diesen Bereichen leben und arbeiten Menschen mit verschiedenen Behinderungen und viele mit einer Epilepsie, meistens gut eingestellt, manche aber auch therapieresistent. Bei meinem Besuch habe ich mein Augenmerk auf den Werkstattbereich, Förderstätte und Wohn- und Wohnpflegeheim gerichtet.

In den Werkstätten arbeiten derzeit 140 Menschen mit unterschiedlichsten Behinderungen. Jeweils in Arbeitsgebieten wie Weberei, Töpferei, Stickerei, Wäscherei, Bioland-Gärtnerei, Verpackungsarbeiten, Metallbearbeitung, Hauswirtschaft oder Landwirtschaft. Nicht alle Menschen, die hier beschäftigt sind, leben auch hier. Einige kommen auch von zu Hause und werden am Nachmittag wieder zurückgebracht. Jeder ist sozialversichert und bekommt ein Entgeld. Das Arbeitstempo bestimmt jeder selbst. Wer müde ist, kann sich zwischendurch ausruhen. Ich habe mich mit einigen Werkstattbesuchern unterhalten. Jeder identifiziert sich mit seiner Tätigkeit. Hier und da sehe ich einen Menschen mit Sturzhelm. Der Arbeitsplatz wird jeweils entsprechend der Behinderung ausgestattet.

In der Förderstätte gibt es 5 Gruppen mit 7-8 Betreuten. Die Förderstätte bietet Menschen mit schweren Behinderungen die Möglichkeit, einen zusätzlichen Lebensbereich sinnerfüllt zu erfahren. Hier liegt der Schwerpunkt sicherlich bei der heilpädagogischen Arbeit. Das Angebot, meist unter therapeutischen Gesichtspunkt, ist z.B. Musik, Körperwahrnehmung, Rhythmik, gestützte Kommunikation, lebenspraktische Hilfestellungen zum Erlernen von z.B. Körperpflege, Essen etc., leichte Arbeiten im Bereich der Hauswirtschaft. Auch hier begegnet mir der Sturzhelm über- all. Es werden viele Ausflüge mit den Betreuten gemacht, erfährt den Alltag oder die Natur vor der Tür. Nicht alle Besucher der Förderstätte wohnen hier im Magnusheim, einige auch zu Hause, werden abgeholt und gebracht.

Im Wohnheim gibt es 9 Wohngruppen in 8 Wohnhäusern, ausserdem zwei ausgelagerte Wohngruppen in Buchloe und in Landsberg. In jeder Wohngruppe leben 10-12 Bewohner in Einzelzimmern. Hier gibt es eine Nachtbereitschaft. Sollte am Tag jemand nicht zur Werkstätte aus gesundheitlichen Gründen können (z.B. ein Anfallsgeschehen, welches sich nicht gleich beruhigen lässt), so hat er die Möglichkeit in einer dafür ausgerichteten "Krankenbetreuenden Gruppe" den Tag unter pflegerischer Aufsicht zu verbringen. Im Wohnheim erfahren die Betreuten Unterstützung in lebenspraktischen Bereichen. Mit unterschiedlichen Freizeitangeboten werden die Betreuten zur sinnvollen Gestaltung freier Stunden/Tage angeleitet.

Wer möchte, kann Mobilar von zu Hause mitbringen, oder aber die Stiftung richtet das Zimmer ein, und, wie ich finde, auch recht geschmackvoll. Alle Zimmer sind helle, freundliche Räume, in denen man sich wohlfühlen kann.

Das Wohnpflegeheim konnte ich mir nicht anschauen, ich werde es bei Gelegenheit sicherlich nachholen und dann darüber berichten. Hier leben in vier Wohngruppen 7 oder 8 Betreute, Menschen mit einer schweren Behinderung oder einer Mehrfachbehinderung, die in der Regel die Förderstätte besuchen.

Im Wohnpflegeheim wie auch im Wohnheim ist der Kontakt zum Elternhaus unbedingt gewünscht. Die Mehrzahl der Behinderten fahren alle zwei Wochen zu einem Wochenendbesuch zu ihren Eltern bzw. Angehörigen.

Die Einrichtung bietet auch nach Voranmeldung zwei Plätze für Kurzzeitpflege an.


Beurteilung
Wenn man durch die Gänge dieser Einrichtung geht, merkt man wie lichtdurchflutet diese Häuser sind. Eine helle und freundliche Atmosphäre umgibt einen Jeden hier. Es ist eine grosse Einrichtung, aber durchaus überschaubar, ich denke auch für die behinderten Menschen, die hier leben. Ich habe mich wohlgefühlt und würde meinen Sohn ohne Bedenken in diese liebevoll geführte Einrichtung geben. Hier arbeitet fachlich hochqualifiziertes Personal. Regelmässig werden verschiedene Fortbildungen - auch über Epilepsien von einem Neurologen, der diese Einrichtung mit betreut - veranstaltet. Meine Fragen zu Epilepsien wurden alle sachkundig beantwortet.

Auch jetzt beim Schreiben überlege ich noch immer, was den Charme dieser doch grossen Einrichtung ausmacht, und nicht zuletzt die Stille, die einen überkommt, wenn man dort ist. Ist es der Hauch vom gelebten und ernst genommenen christlichen Menschenbild......? Ich weiß es nicht.

Auf diesem Wege ein Lob an die Einrichtung und an alle, die dort engagiert arbeiten und sich mit viel Fachkompetenz, Liebe und Phantasie den behinderten Menschen widmen.


Margret Meyer – Brauns, München


Adresse:
Regens Wagner - Holzhausen Magnusheim
Magnusstr. 3-10
86859 Igling - Holzhausen
Tel.: (0 82 41) 99 90
Fax: (0 82 41) 99 91 00