Bücherecke

ADS – Hilfen für unruhige Kinder

Helga Rühling
Perfect Paperback - 109 Seiten - Rowohlt Tb.
Erscheinungsdatum: August 2003
ISBN: 3499617102, Preis: E 9,90

Die Autorin beschäftigt sich mit einem Mode-Thema, das in der letzten Zeit den Buchmarkt regelrecht überschwemmt hat. Mittlerweile halten 17% der Eltern und Grundschullehrer ihre Schützlinge für aufmerksamkeitsgestört (S. 16). Eine der Grundfragen, die Frau Rühling dabei stellt ist, ob die Kinder, die uns alle Nervenstärke und Erziehungskompetenz abverlangen gleich als gestört einzuordnen sind, denn grundsätzlich ist das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom eine Bezeichnung aus der Psychiatrie.

Frau Rühling ist absolute Gegnerin davon, gleich zur Pille (z.B. Ritalin) zu greifen, um als Kind sozial akzeptiert zu werden und den Erwachsenen weniger Geduld und pädagogisches Geschick abzuverlangen. Dabei plädiert sie für einen ganzheitlichen Blick auf „unruhige“ Kinder. Glücklicherweise ist dieses Buch aber keine „Hetz-Kampange“ gegen die Schulmedizin, sondern ein wertvoller Ratgeber, der die pädagogischen Mög-lichkeiten offeriert. Wenn die Autorin verstärkt auf den pädagogischen Aspekt der ADS abzielt, so führt das nicht zu einer Art Schuldzuweisung an die Eltern und Lehrer, nach dem Motto: „Ihr habt versagt.“ Vielmehr geht sie sehr einfühlsam und mit einem ganzheitlich orientierten Verstehensansatz, der auch umwelt- und familienbezogene Aspekte berücksichtigt, an die Situation heran. Schwerpunkt ist dabei der pädagogische - auf die Situation der „unruhigen“ Kinder, der Eltern und auch der Lehrer bezogene - Alltag.

Die Autorin bietet dabei viele pädagogische Grundregeln an, die zwar in erster Linie für einen gelingenden Alltag mit „unruhigen“ Kindern einsetzbar sind, aber auch des öfteren als allgemeine Tipps für die Erziehung von Kindern Anwendung finden können. Dabei favorisiert die Autorin ei-nen Perspektivwechsel von Schwierigkeiten zu Möglichkeiten und die Wahrnehmung von Stärken und Schwächen ohne sofortiges Schubladendenken. Engagierte, liebevolle und konsequente Erziehung ist gefragt. Aus ihrer jahrelangen Praxis in einer Beratungsstelle mit dem Schwerpunkt der Kinder mit Entwicklungsauffälligkeiten und Behinderung werden immer wieder Beispiele integriert.

Es werden alltägliche Aufnahmen von „normalen“ Unruhezuständen aber auch „Sonderfälle“ gezeigt. Frau Rühling stellt die Vielschichtigkeit der Problematik dar, wobei sie immer wieder betont, dass Eltern die Verantwortung nicht aus der Hand geben, sondern sich Rat holen sollen. Denn letztlich sind nur solche Hilfen weiterführend, die die Eltern als Verantwortliche auch einbeziehen und überzeugen. Charakteristisch für diesen Ratgeber ist sowohl die Übersichtlichkeit als auch die klare und prägnante Darstellung sowohl in der äußeren Form wie auch inhaltlich.

Es ist beeindruckend, mit welcher Prägnanz Frau Rühling dieses umfangreiche Thema in dieser Kürze anspricht. Dadurch wird das Buch wirklich zu einer Art Ratgeber, zu einer Hilfe, die innehal-ten lässt und bei der der Leser an jeder Stelle des Buches einsteigen kann und vielschichtiges Basiswissen vermittelt bekommt.

Dorothea Wolf-Stiegemeyer


 

München für Touristen mit Handicap

Eine kostenlose Broschüre des Fremdenverkehrsamtes. Das Fremdenverkehrsamt bietet mit ihrer Broschüre „ Touristen mit Handicap in München“ wertvolle Tipps für Reisende, aber auch, wie ich finde, für ortsansässige Menschen mit Behinderung. Hinweise zur barrierefreien An- und Abreise in öffentlichen Verkehrsmittel, sowie Hotels, Museen, Schwimmbäder, Parks, Kirchen, Bibliotheken, Gastronomie, Kinos.

Die Angaben zu Museen in München, die auch für Blinde geeignet sind, die Stadtführungen für Gehörlose, die Hinweise zu öffentlichen Parkplätzen, sowie Fahrdienste mit Ausstattung und Rufnummer, Notfalldienste und Behindertenverbände ergänzen die 53-seitige Broschüre. Diese Broschüre ist im handlichen DIN A 5 Format, gut leserlich und auch optisch schön gestaltet.

Sie ist kostenlos erhältlich an der Touristinformation im Hauptbahnhof, im Rathaus am Marienplatz oder über das Service Telefon: (089) 233- 30253.

Im Anhang lesen wir, dass der Führer regelmäßig überarbeitet und ergänzt wird, mit der Aufforderung, dass Einrichtungen, die nicht erwähnt sind, sich gerne nach Überprüfung des CBF ( Club Behinderter und ihrer Freunde) aufnehmen lassen können. Vielleicht auch ein Ansporn für die Zukunft: Behindertenfreundlich und barrierefrei zu gestalten.

Margret Meyer-Brauns, München