EURAP

ein internationales Register für
Schwangerschaften unter Antiepileptika


In der großen Mehrzahl verlaufen Schwangerschaften bei Epilepsie unkompliziert. Die Einnahme von Antiepileptika während der Schwangerschaft geht allerdings mit einem erhöhten Fehlbildungsrisiko für das Kind einher. Dennoch ist es in der Regel ratsam, eine antiepileptische Medikation während der Schwangerschaft fortzuführen. Keinesfalls sollten Medikamente abrupt und ohne Rücksprache mit dem Arzt abgesetzt werden, denn dadurch können Anfälle provoziert werden. Das Risiko einzelner Anfälle für die Schwangerschaft ist vermutlich gering, aber Anfallsserien und anfallsbedingte Stürze können eine Schwangerschaft gefährden und sollten deshalb vermieden werden.

Für viele unserer Antiepileptika, insbesondere für die neu entwickelten Medikamente, ist allerdings das Fehlbildungsrisiko noch nicht bekannt. Deshalb wurde eine Studie mit einer speziellen Datenbank entwickelt, in der Schwangerschaften bei Frauen, die zum Zeitpunkt der Empfängnis ein Antiepileptikum einnehmen, registriert werden. Ziel ist die Sammlung von Daten hinsichtlich der Risikofaktoren für kindliche Fehlbildungen im Zusammenhang mit der mütterlichen Antiepileptikaeinnahme während der Schwangerschaft, sowie die Erfassung der Häufigkeit und der Art der kindlichen Fehlbildungen. Dabei sollen die Risiken der verschiedenen Substanzen miteinander verglichen werden, um relativ sichere Medikamente feststellen zu können.

Alle Frauen, die zum Zeitpunkt der Empfängnis Antiepileptika einnehmen, können in die Studie eingeschlossen werden, wichtig ist nur, dass dies so früh wie möglich geschieht und zwar bis zur 16. Schwangerschaftswoche.

Bei EURAP handelt es sich um eine sog. Beobachtungsstudie. Für jedes Schwangerschaftsdrittel wird ein Erhebungsbogen ausgefüllt, nach dem 1. Lebensjahr des Kindes folgt ein abschließender Fragebogen, der sich auf den Entwicklungsverlauf des Kindes bezieht. Zusätzliche Untersuchungen oder Vorstellungstermine sind nicht notwendig, es werden nur solche Angaben erhoben, die in die neurologische und gynäkologische Patientendokumentation einfließen.

Die Daten über die individuellen Schwangerschaften werden natürlich in anonymer Weise registriert, um den Datenschutz zu gewährleisten. Die Teilnahme an dieser Studie erfolgt auf freiwilliger Basis und hat in keiner Weise Einfluss auf die Behandlung.

Derzeitiger Stand von EURAP
Mittlerweile beteiligen sich 37 europäische und nicht-europäische Länder mit über 300 Ärzten/Ärztinnen an EURAP. Insgesamt wurden international 4034 Schwangerschaften eingeschlossen. In Deutschland haben wir erst 2001 mit der Rekrutierung begonnen. Bis März 2004 wurden 250 schwangere Patientinnen von 77 EURAP-Ärzten/Zentren an die deutsche EURAP-Zentrale in Berlin gemeldet.

Von diesen haben 48 % eine fokale und 45% eine generalisierte Epilepsie. 80% der Fälle wurden in Monotherapie, 15 % in einer Kombinationstherapie antiepileptisch behandelt. Die 3 am häufigsten verordneten Antiepileptika in Monotherapie sind Lamotrigin, Valproat und Carbamazepin.

Derzeit wurden 16 spontane Fehlgeburten gemeldet.1 Schwangerschaft wurde aus medizinischer Indikation abgebrochen, 4 aus sozialer Indikation und 3 aufgrund kindlicher Schäden. 84 Kinder wurden bisher geboren, davon 38 Mädchen und 46Jungen. Unter den lebend geborenen Kindern ist bisher keine große Fehlbildung aufgetreten.

Über das Schwangerschaftsregister erfahren wir auch etwas über Schwächen im Versorgungsstandard von epilepsiekranken Frauen in der Schwangerschaft. So hängt z.B. das Risiko für Spaltbildungen (Spina bifida) mit einem mütterlichen Folsäuremangel zusammen, der durch die Einnahme einiger Antiepileptika entstehen kann. Daher wird Epilepsiepatientinnen eine vorbeugende Einnahme von 4-5 mg Folsäure täglich empfohlen und zwar mit Beginn der Schwangerschaftsplanung bis zum Ende der ersten drei Schwangerschaftsmonate (Das Risiko eines Medikamentes, Fehlbildungen zu provozieren, ist nur in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten relevant).

Zwar nahmen 63 % der Frauen eine entsprechende Dosis ein, bei fast der Hälfte der Frauen (49 %) begann die Einnahme aber erst nach dem Eintritt bzw. Bekannt werden der Schwangerschaft. Um eventuelle Risiken zu minimieren, sollte eine Schwangerschaft möglichst geplant werden.

Es ist für Frauen mit einer Epilepsie deshalb sehr wichtig, frühzeitig (möglichst noch bevor ein Schwangerschaftswunsch aktuell wird) mit dem/der behandelnden Neurologen/Neurologin die Besonderheiten einer Schwangerschaft unter der Einnahme von Antiepileptika zu besprechen.

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Webseite Öffnet einen externen Link in einem neuen Fensterwww.eurap-germany.de,

EURAP-Germany wird unterstützt von:
Cephalon, Desitin, GlaxoSmithKline, Janssen-Cilag, Novartis, Pfizer, Sanofi-Synthelabo, UCB Pharma

B. Schmitz, R. Kretz, I. Coban
März 2004