Bücherecke

Hrsg. F.Waller, H.D.Waller, G.Marckmann:
Gesichter einer Krankheit
Die Epilepsie in der Literatur
ISBN 3-937667-04-0
29,00€

Die Epilepsie nimmt unter allen Krankheiten des Menschen eine besondere Stellung ein.
Für den Beobachter eines Anfalls stellt der totale Kontrollverlust des Betroffenen ein äußerst eindrückliches wie auch unheimliches und bedrohliches Ereignis dar. Das sich seit Jahrhunderten viele Autoren der Epilepsie bedienen, liegt nahe. Oft als Symbol der Besessenheit, übersinnliche Kräfte, Visionen oder als Entschuldigung für unkonventionelles oder gar kriminelles Verhalten. Für den Leser ist es oft schwer zu unterscheiden zwischen literarischer Fiktion, gesellschaftlicher Deutung und letztendlich medizinischer Wirklichkeit.

Der Wandel des gesellschaftlichen Ansehens dieser Krankheit ist hier sehr gut veranschaulicht. Von der Antike bis ins Mittelalter trägt der Anfallkranke das Gesicht des Sehers, des Propheten - Epilepsie ist eine heilige Krankheit. Im späten Mittelalter wird der Epilespiekranke als Besessener, Gestrafter, als Sünder dargestellt. In der Gegenwartsliteratur begegnen wir ihm als „ normales“ Mitglied der Gesellschaft. Dieses Buch ist ein Steifzug durch die Literaturgeschichte der Epilepsie. Eine umfangreiche Anthologie erwartet den Leser. Dies ist kein Fachbuch, kein Sachbuch sondern ein Lesebuch schreiben die Autoren - sie haben Recht. Autoren von der Antike bis zur Gegenwart werden mit ihren literarischen - Werk vorgestellt, ob Dickens, Dostojewski, Shakespeare, Werfel, Platon, Eco, Mann, nur um wenige zu nennen. Jeweils wird kurz die Geschichte zusammengefasst und dann die Sequenz des dargestellten Anfalls wiedergegeben.
Den Autoren ein großes Lob. Dies ist ein spannendes und sehr empfehlenswertes Buch, nicht nur, aber besonders für jeden Literaturfreund.

Margret Meyer-Brauns, München


 

Beta Liste
Lexikon für Sozialfragen
Sozialrecht verständlich formuliert
ISBN 3-87360-029-3
€ 31,80

Selbst Experten überblicken das umfangreiche wie komplexe Gesundheits- und Sozialsystem nicht mehr. Viele die von Krankheit oder Behinderung betroffen oder bedroht sind, fühlen sich in ihrer Situation alleine gelassen mit sozialen, menschlichen oder juristischen Fragen. In den ersten 260 Seiten informiert dieses Buch über alle Fragen zum Sozialrecht. Alphabetisch geordnet nach Stichworten kann sich der Leser informieren über:

Leistungen für Behinderte, Krankenversicherung, Hilfen für Menschen mit Behinderung, Unfallversicherung, Rehabilitation und Teilhabe, Pflegeversicherung, Grundsicherungsrecht, Bundessozialhilferecht, Kinder – und Jugendhilfe, Rentenversicherung. Ab 1.1.2005 tritt das neue Sozialgesetzbuch in Kraft, Stand der „beta Liste“ ist Juli 2004. Der Leser ist durch die zahlreichen Literaturhinweise in der Lage, sich mit den neuen Gesetzesregelungen in anderen Werken vertraut zumachen, oder bei einer Beratungsstelle Hilfe zu suchen. Mit diesem Buch kann der Leser seine Fragen formulieren. Im zweiten Kapitel finden wir ein umfangreiches Adressenverzeichnis: Von A –Z sind, nach Krankheitsbildern geordnet, Selbsthilfeorganisationen und Informationsstellen für Patienten.

Die beta Liste wird jährlich von Mitarbeitern des beta Institutes für sozialmedizinische Forschung und Entwicklung in Augsburg entwickelt. Zentrales Anliegen dieses Teams ist die Situation des Menschen im Gesundheits- und Sozialsystem zu verbessern und ihn mit psychosozialen, sozialrechtlichen, finanziellen und organisatorischen Problemen nicht alleine zulassen.

Dieses Buch ist ein gelungenes Nachschlagewerk und gehört in jede Praxis, Klinik und Beratungsstelle
.

Margret Meyer-Brauns, München

 

Ron Koertge
Monsterwochen
ISBN 3-551-58121-5
Verlag Carlsen, € (D) 13.00 / sFr 23.60

In den Rialto-Lichtspielen sind die Monsterwochen angesagt. Auch der Film-Freak Benjamin ist mal wieder dort um sich Frankensteins Braut anzusehen. Hier trifft er auf die mondäne, coole, drogenabhängige, selbsternannte Schlampe Colleen, die provozieren möchte und ein selbstzerstörerisches Leben führt. Der mit cerebralen Bewegungs-störungen lebende Ben, der sich als „unsichtbarer Mann“, als schlurfender verkrüppelter Spasti erlebt, dessen bisheriges Leben aus Hausaufgaben, Filmen und Kartenspielen mit seiner Grandma bestand sehnt sich nach normalen Gesprächen und Beziehungen. Durch die Liaison mit Colleen gewinnt er Selbstvertrauen und entwickelt sich - mit zusätzlicher Unterstützung einer Nachbarin - aus der sozialen Isolation heraus hin zu einem selbstwußten jungen Mann mit Blick in die Zukunft. Ein Jugendbuch, dass aufgrund der Themen wie Drogenabhängigkeit, körperliche Unzulänglichkeit, Zugehörigkeitsbedürfnis und gestörte Familienkonstellation verbunden mit einem erfrischenden Schreibstil den Nerv der jugendlichen Leser treffen wird.


D. Wolf-Stiegemeyer