Sonderpädagogische Pflegestellen für chronisch kranke und behinderte Kinder

Seit Frühjahr 2001 gibt es in der Diakonie in Düsseldorf das Hilfeangebot Sonderpädagogische Pflegestellen für chronisch kranke und behinderte Kinder.

Kurzbeschreibung
Ziel ist es, behinderten sowie Kindern mit chronischen  Erkrankungen, die langfristig oder auf Dauer nicht bei ihren Eltern leben können, zu ermöglichen, in der Geborgenheit einer sonderpädagogischen Pflegestelle aufwachsen zu können.

Behinderungen und Erkrankungen
In Einzelfällen haben Kinder nur noch eine begrenzte Lebenserwartung. Die überwiegende Anzahl der Kinder ist schwerstbehindert. Hier sind die unterschiedlichsten Arten von Behinderungen oder Erkrankungen anzutreffen, wie schwere Hirnschädigungen, Chromosomenanomalien, Tetraspastik, Epilepsie, Hydrozephalus, Enzephalie, Muskeldystrophie, Alkoholembryopathie, Hör- und Sehbehinderungen, geistige Behinderungen, schwere Fehlbildungen, Spina-bifida, Virus- oder Krebserkrankungen.

Sonderpädagogische Pflegefamilien
Familien, die ein solches Kind aufnehmen, haben in der Regel eine pflegerische, medizinische, pädagogische oder psychologische berufliche Qualifikation oder Vorerfahrung. Liebe zu Kindern und Freude mit kranken und behinderten Kindern zu leben ist die wichtigste Voraussetzung.
Die meisten Pflegefamilien haben bereits ganz persönliche Erfahrungen im Umgang mit kranken oder behinderten Kindern gemacht, entweder in ihrem familiären Umfeld oder berufsbedingt. Überwiegend handelt es sich vom Lebensalter her um ältere Pflegeeltern, deren Kinder erwachsen sind und die sich noch einmal einer sinnvollen Lebensaufgabe stellen möchten.

Begleitung der Pflegefamilien
Die Betreuung, Pflege und Erziehung eines chronisch kranken, unheilbar kranken oder behinderten Kindes ist eine große zeitliche, kräftemäßige, emotionale Beanspruchung und Belastung für betroffene Pflegepersonen.
Wir setzten uns dafür ein, dass Familien, die eine solch außergewöhnliche Herausforderung annehmen, optimal begleitet werden. Hierzu gehören eine intensive psychologische Beratung, ergänzende Beratung durch weitere Fachkräfte wie Rehafachberaterin, Heilpädagogin, bei Bedarf seelsorgerliche Gespräche. Fortbildungsseminare, ein regelmäßiger Austausch und Vernetzung mit Gleichbetroffenen, Gruppenarbeit und Familientreffen sowie Beratung der Herkunftsfamilie und Begleitung von Besuchskontakten.
Die Sicherstellung und Finanzierung ausreichender Unterstützungsangebote und notwendiger Hilfen ist ebenso Schwerpunkt unserer Arbeit. Jede Familie hat Anspruch auf eine regelmäßige zusätzliche Kinderbetreuung, freie Wochenenden, und Urlaub. Während dieser Zeit wird die Betreuung des Kindes im Haushalt der Pflegeeltern sichergestellt.
Weiterhin erfolgt eine Unterstützung bei der Beantragung erforderlicher Hilfen wie Therapien, Besuch einer heilpädagogischen Einrichtung, Pflegeeinstufung, Beschaffung von Rehahilfsmitteln und sonstiger finanzieller Hilfen.

Nur bei Sicherstellung dieser äußeren Voraussetzungen werden Pflegefamilien langfristig in der Lage sein, den hohen Anforderungen der Betreuung und Pflege eines chronisch kranken oder behinderten Kindes gewachsen zu sein.

Einzugsbereich
Unsere Vermittlungstätigkeit erfolgt überregional. Da auch die weitere Betreuung von uns wahrgenommen wird, beschränken wir uns im Hinblick auf den Wohnort der sonderpädagogischen Pflegestellen auf Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, angrenzende Teile von Niedersachsen, Hessen und Baden-Württemberg.

Vermittlungschancen
Die zu vermittelnden Kinder werden uns von Jugendämtern, Einrichtungen, Krankenhäusern oder Herkunftseltern benannt.

Aufgrund unserer umfangreichen begleitenden Hilfen und Unterstützungsangebote ist eine ausreichende Anzahl von überprüften Pflegeelternbewerbern bei uns vorgemerkt. Wir können davon ausgehen, dass mit großer Wahrscheinlichkeit für jedes Kind, das uns zur Vermittlung gemeldet wird, eine geeignete Familie zur Verfügung steht. Die meisten Bewerber haben aufgrund ihrer persönlichen Erfahrungen ganz spezielle Wünsche und Vorstellungen im Hinblick auf das aufzunehmende Kind. Sollte trotz der zahlreich vorgemerkten Familien einmal für ein bestimmtes Kind keine Familie vorhanden sein, beginnen wir mit einer gezielten Suche, nehmen Kontakt zu anderen Träger auf, bis wir eine entsprechende Familie gefunden haben.

Zahlen
Inzwischen konnte für siebzig Kinder ein „neues Zuhause“ gefunden werden. Vierzehn weitere Kinder sind für die Vermittlung in eine Sonderpädagogische Pflegestelle vorgemerkt. 120 vorgemerkte überprüfte Pflegelternbewerber stehen zur Aufnahme eines Pflegekindes bereit.

Organisation und personelle Ausstattung
Um ein flächendeckendes Angebot und eine ortsnahe Beratung zu gewährleisten, wird die Vermittlungstätigkeit und Begleitung der Pflegefamilien von sieben Außenstellen aus wahrgenommen, die in unterschiedlichen Regionen von Nordrhein-Westfalen liegen.

Das Mitarbeiterinnenteam besteht aus sieben hauptamtlichen Fachkräften (Diplom-Sozialarbeiterinnen mit therapeutischen Zusatzqualifikationen, eine Diplom-Pädagogin/ Familientherapeutin) sowie zwei Verwaltungsmitarbeiterinnen. Auf Honorarbasis gehören hier noch hinzu eine Rehafachberaterin, eine Heilpädagogin, eine Diplom-Psychologin, eine Diplom-Supervisorin, eine Ärztin, eine Krankenschwester sowie zahlreiche pädagogische Fachkräfte für die Kinderbetreuung während der Gruppenarbeit, Fortbildungsseminare und sonstiger Veranstaltungen.

Finanzierung
Die Unterbringung eines Kindes in einer Sonderpädagogischen Pflegestelle wird über Pflegesätze finanziert, entweder als Hilfe zur Erziehung gemäß SGB VIII oder als Eingliederungshilfe gemäß SGB XII. Die Zuständigkeit ist in jedem Einzelfall zu klären.
Bisher gibt es keine eindeutige Gesetzesgrundlage.
Gemeinsam mit anderen Trägern, Interessenverbänden sowie Politikern bestehen konkrete Bestrebungen, schnellstmöglich bundeseinheitliche Regelungen zu schaffen.

Frauke Zottmann-Neumeister
Königswinter, den 08.01.2006