11. Epilepsieseminar Schweinfurt im Leopoldina Krankenhaus

ein vollbesetzter Vortragsraum: großer Andrang und reges Interesse am 11. Epilepsieseminar in Schweinfurt

Thema: Epilepsien bei Kindern und Jugendlichen – Begleiterkrankungen bei Epilepsien

Am 14. März 2009 fand im Leopoldina Krankenhaus in Schweinfurt, dass 11. Epilepsieseminar Schweinfurt statt: OA Dr. Herrmann, OA Dr. Koch von der Kinderklinik, Neuropädiater Dr. Unkelbach und die Leiterin der SHG für Eltern anfallskranker Kinder Elke Müller konnten sich auch in diesem Jahr über ein großes Interesse am Epilepsieseminar freuen. Alle 120 Sitzplätze waren besetzt als Chefarzt Dr. Herrmann die Begrüßungsworte sprach.

Dr. Reinhard Koch und Dr. Stephan Unkelbach gaben einen Rückblick über die letzten Seminare und konnten berichten, dass seit 2007 nun schon bei sechs Patienten die Implantation eines Vagusnervstimulators (VNS) am Leopoldina-Krankenhaus vorgenommen werden konnte. Anstoß, sich in der Klinik auf solch einen Eingriff vorzubereiten, hatte ein Epilepsieseminar zu diesem Thema gegeben. Die dafür notwendige Langzeitnachbetreuung gewährleisten nach wie vor Dr. Koch, Dr. Unkelbach und Dr. Bettendorf.

 

Dr. med. Reinhard Keimer vom Olgahospital Stuttgart referierte zum Thema Epilepsie-Kopfschmerz-Migräne

Als erster Referent konnte Dr. med. Reinhard Keimer begrüßt werden, der sich bereiterklärt hatte, über das Thema Epilepsie-Kopfschmerz-Migräne zu referieren. Als Leiter des Schwerpunktes Neuropädiatrie am Olgahospital in Stuttgart hat Dr. Keimer sehr große Erfahrung mit Kindern, die an den verschiedensten Arten von Kopfschmerz leiden.

Grundsätzlich lassen sich zwei große Gruppen von Kopfschmerzen unterscheiden:

  • Von primären Kopfschmerzen spricht man dann, wenn der Kopfschmerz selbst die Erkrankung ist. Die häufigsten Formen sind die Migräne und der Spannungskopfschmerz.
  • Von sekundären Kopfschmerzen spricht man, wenn die Beschwerden das Symptom einer anderen Erkrankung oder Störung sind.

Epilepsie und Migräne sind zwei vollständig unterschiedliche Erkrankungen, die jedoch gehäuft als Komorbiditäten (sozusagen in Gesellschaft) auftreten. Kopfschmerzen – nicht notwendigerweise Migräne – können präiktal (vor), iktal (während) oder postiktal (nach einem Anfall) auftreten. Zusätzlich kann eine Aura einen epileptischen Anfall auslösen (Migralepsie). Häufig werden präiktale und iktale Kopfschmerzen jedoch übersehen, da das Anfallgeschehen diese überschattet.

Obwohl sich Migräne und Epilepsie grundlegend unterscheiden, weisen sie eine Gemeinsamkeit auf – die neuronale Übererregbarkeit. Zur Migräneprophylaxe werden deshalb auch Wirkstoffe wie Valproinsäure und Topiramat eingesetzt, die auch bei Epilepsie Anwendung finden.

Die Behandlung von Kopfschmerzen kann in drei Stufen erfolgen:
1. Behandlungsversuch mit Minzöl (Euminz), Auflegen von Kühlelementen und Verordnung von ausreichendem Schlaf
2. Gabe von Schmerzmitteln (wie z.B. Ibuprofen, Paracetamol, Metamizol, Ass, Metoclopramid oder Domperidon)
3. Verordnung von Triptanen, wobei eine frühzeitige Einnahme empfohlen wird, damit das Medikament wirken kann

Da Kopfschmerzen oft durch Stress ausgelöst werden, kann auch eine Verhaltenstherapie, Akupunktur oder Muskelentspannung nach Jakobsen zur Besserung beitragen.
Außerdem gibt es ein Migräne- Patientenseminar (Mipas), ähnlich dem Famoses-Programm für Anfallskranke. Weitere Infos im Internet unter: www.mipas-zirkel.de.


Dr. Reinhard Keimer (Mitte) im Gespräch mit Elke Müller, der Leiterin der SHG Eltern anfallskranker Kinder Main-Rhön (rechts)

Nach einer kurzen Kaffeepause wurde Herrn Dr. med. Martin Wenzel, dem Chefarzt des Mariaberg Fachkrankenhauses für Kinder- und Jugendpsychiatrie, das Wort erteilt. Er sprach über mentale Behinderung und Verhaltensstörungen bei Epilepsie.

Ca. 36,4% der anfallskranken Kinder haben körperliche oder mentale Beeinträchtigungen. Auf einer Landkarte verdeutlichte er das noch sehr lückenhafte Netz der stationären psychiatrischen Versorgung von Kindern mit geistiger Behinderung: Während die Versorgung im Ruhrgebiet, in Nord- und Ostdeutschland sowie in Baden-Württemberg recht gut sei, gäbe es in Bayern keine Behandlungsmöglichkeit. Deshalb sei es sehr wichtig, dass ein geplantes Projekt in Würzburg umgesetzt wird.

Epilepsiekranke Kinder haben ein erhöhtes Risiko, auch an einer Psychose zu erkranken.

Psychosyndrome sind psychische Veränderung des Menschen als Folge einer organischen Erkrankung des Gehirns.

Quelle: Karl C. Mayer, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie
Da manche Antikonvulsiva Auswirkungen auf die Psyche haben, rief Dr. Wenzel dazu auf, bei der Auswahl des Medikamentes auch diesen Aspekt zu berücksichtigen. Mögliche psychische Nebenwirkungen von Antiepileptika sind z.B.

  • Müdigkeit
  • Konzentrationsstörung
  • Verlangsamung
  • Leistungsabfall
  • Reizbarkeit - Aggressivität
  • depressive Verstimmungen
  • motorische Unruhe
  • exogene Psychosen


Nach einer kleinen Fragerunde bedankten sich Dr. Koch und Dr. Unkelbach bei allen Beteiligten und kündigten eine Fortsetzung der Seminarreihe für März 2010 an.

Heike Sporer, SHG Eltern anfallskranker Kinder Main-Rhön

Bilder – Quelle: Heike Sporer, SHG Eltern anfallskranker Kinder Main-Rhön