Es geht vieles…

…wenn man nur nachdenkt

Marcel Möder

Marcel Möder - lustig, lebendig, aufgeschlossen, kreativ, voller Ideen, immer in Bewegung, so erlebe ich Marcel bei unserem ersten Treffen auf der Patienta in Essen. Ein netter Kerl, mit dem man wunderbar reden, lachen und albern sein kann. Dass er auch gesundheitliche Probleme hat, dass er epileptische Anfälle hat, darauf wäre ich nie gekommen.

Seine Geschichte:

Geboren in Weimar vor 32 Jahren hat Marcel Möder nach der Schule eine Ausbildung als Zimmermann gemacht. Danach verpflichtete er sich zuerst für zwei Jahre, mit Verlängerung für insgesamt vier Jahre bei der Bundeswehr. In der zweiten Hälfte seiner Tätigkeit als Zeitsoldat traten die ersten Symptome seiner Epilepsie auf, ein wahrer Untersuchungsmarathon begann, bevor endlich die Diagnose Epilepsie feststand.

Zuerst hatten die Ärzte den Verdacht, dass es sich um psychisch bedingte Anfälle handelte, sie behandelten lange Zeit mit Antidepressiva. Marcel hat eine fokale Epilepsie, die Anfälle beginnen mit einem Schwächegefühl, Schwindel, er sackt in sich zusammen und von den Beinen aufwärts beginnt sein Körper zu zucken. Oft muss er dann ins Krankenhaus gebracht werden, um den Anfall zu unterbrechen, in der schlimmsten Zeit geschah das alle zwei bis vier Wochen. Nur einmal hat er seinen Anfall nicht mitbekommen, in der Zeit nahm er keine Medikamente, er war allein zuhause und kam nach etwa zwei Stunden mit zerbissener Zunge, Muskelkater und gebrochener Rippe im Schlafzimmer wieder zu sich, das Wohnzimmer sah verwüstet aus. Am Tag danach ging er zum Arzt und nimmt seither wieder Medikamente gegen seine Epilepsie. Marcel ist nicht anfallsfrei, seine Anfälle kommen ausschließlich in Ruhephasen. Für ihn ist Aktivität, Stress (im positiven Sinne), Bewegung, Anspannung anfallshemmend. Er arbeitet jetzt als Freiberufler (Selbständig) und tritt in verschiedenen Kostümierungen auf, organisiert Animationsprogramme für Veranstaltungen und PR-Aktionen, sorgt als „Das Chamäleon“ für unvergessliche Eindrücke. Er gestaltet Internetauftritte, PR-Materialien, sowie Überraschungen die das Herz berühren und ist quasi ein Allrounder.

Doch bis dahin war sein Weg nicht einfach, er versuchte sich in verschiedenen Berufsfeldern, Gastronomie, Call-Center, Veranstaltungskaufmann, Multimedia, immer auf der Suche nach „seiner“ Aufgabe. Mit der Diagnose Epilepsie aus der Bundeswehr entlassen, keine Chance mehr als Zimmermann arbeiten zu können - Marcel erschien sein Leben aussichtslos, er wusste nicht mehr weiter und versuchte, sich das Leben zu nehmen.

Dieser Suizidversuch brachte die Wende in seinem Leben. Dieser absolute Tiefpunkt machte ihm eine Entwicklung möglich, die er als Zimmermann nie erfahren hätte. Eines Tages zog er ein Clownskostüm an, nahm einen alten Kinderwagen mit verschiedenen Gegenständen und machte sich per Bus auf den Weg in die Chemnitzer Innenstadt. Das Lachen und die Freude, die ihm bei dieser und ähnlichen Aktionen entgegenschlugen, brachten ihn auf den Weg, den er bis heute weitergeht. Und, wie er selber sagt, wäre diese künstlerische und gestalterische Entwicklung ohne die Epilepsie nicht möglich gewesen. Die Anerkennung und Sympathie, die er erleben durfte, die Menschen, die er dadurch neu kennenlernte, all das möchte er heute nicht mehr missen. Seinen misslungenen Suizidversuch betrachtet er heute als seinen zweiten Geburtstag.

Sein neuestes Projekt ist das „projekt-EPIclub.de – aufklärung mit fun“, das aus seinem Kontakt mit der Chemnitzer Selbsthilfegruppe und Ruth Retzlaff entstanden ist. Der EPIclub.de richtet sich an junge Leute mit Epilepsie, die bei den Aktionen die Gelegenheit erhalten, ihre Talente zu zeigen, zu singen, zu tanzen, etwas vorzuführen. Die individuellen Fähigkeiten der jungen Menschen stehen hier im Mittelpunkt, sie können andere Jugendliche und Junggebliebene treffen, miteinander quatschen, Spass haben und ganz einfach Mensch sein.
(statt-ist zuviel) Natürlich findet Marcel Möder es unpraktisch, dass er nicht Autofahren darf, aber: „Es geht vieles, wenn man nur nachdenkt“.


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Der erste öffentliche Auftritt des „projekt-EPIclub.de“ findet am 9. Mai beim 3. Tag der Behinderung in Zwickau statt. Wir werden selbstverständlich in unserer nächsten Ausgabe darüber berichten.

Susanne Fey, Wuppertal