Das Netzwerk Epilepsie und Arbeit gegründet

Epilepsiekranke Menschen, „eine Kolonie von Arbeitslosen“

Friedrich von Bodelschwingh, der Begründer des Epilepsiezentrum Bethel, charakterisierte im 19. Jahrhundert die „Gemeinde der Epileptischen“ als „eine Kolonie von Arbeitslosen“.  Von Bodelschwingh verfolgte (erfolgreich!) das Ziel, epilepsiekranken Menschen „nach dem Maß der Gaben und Kräfte eine passende Arbeit“ zu geben.
Warum ist die Zahl der epilepsiekranken Arbeitslosen auch heute noch dreimal höher als der Durchschnitt der Bevölkerung? Unbestritten ist, dass Berufe wie Zimmerer oder Chirurg mit einer aktiven Epilepsie in aller Regel nicht zulässig sind. Die Gefährdungen für Leib und Leben sind hier einfach zu groß. Aber leider werden auch Tätigkeitsbereiche mit arbeitsmedizinisch vertretbaren Verletzungsrisiken häufig nicht angemessen eingeschätzt. Die Folge: Epilepsiekranke Mitarbeiter verlieren oft zu Unrecht ihren Arbeitsplatz.
Und genau an diesen Punkten möchte das Netzwerk Epilepsie und Arbeit ansetzen, indem es zwischen 2010 und 2013 regionale Fachteams entwickelt, die sich ausschließlich mit Fragen zur Epilepsie im Arbeitsleben befassen. In den Fachteams arbeiten Neurologen, Betriebsärzte, Experten für Arbeitssicherheit, Integrationsberater und Mitarbeiter aus Epilepsie-Beratungsstellen zusammen.

 

 

Beratung für Betriebe, epilepsiekranke Arbeitnehmer und Fachdienste

Wenn ein Arbeitgeber, eine epilepsiekranker Arbeitnehmer oder ein Rehabilitationsberater Zweifel an der beruflichen Eignung aufgrund der Epilepsieerkrankung hat, sollte er das Netzwerkbüro Epilepsie und Arbeit in München zur Mitberatung kontaktieren. Am Arbeitsplatz werden dann mögliche anfallsbedingte Selbst- und Fremdgefährdungen erörtert. Unter Berücksichtigung arbeitsmedizinischer Richtlinien legen schlussendlich der Betriebsarzt und der Neurologe Maßnahmen zur Arbeitssicherheit und zum richtigen Umgang mit der Epilepsie fest. Dadurch werden Arbeitssicherheit und Rechtssicherheit hergestellt. Häufig können bestehende Arbeitsplätze erhalten werden.
Bei Bedarf führt das Netzwerk Epilepsie und Arbeit im Betrieb Schulungen durch, um über die Erkrankung Epilepsie, das Verhalten bei einem Anfall und damit verbundene Erste-Hilfe-Maßnahmen sowie über Haftungsfragen zu informieren.
Ausgewiesene Experten aus Medizin, Rehabilitation und Arbeitsschutz unterstützen die Arbeit der Fachteams, namentlich auch der Medizinsoziologe Rupprecht Thorbecke aus Bethel. Ganz in der Tradition der von Bodelschwingh´schen Anstalten: Das Anwachsen der „Kolonie der epilepsiekranken Arbeitslosen“ wirksam verhindern!
Nehmen Sie Kontakt zu uns auf!
Peter Brodisch, Projektleitung

Kontakt:
Netzwerk Epilepsie und Arbeit, Seidlstraße 4, 80335 München, Telefon: 089/53 88 66 30
E-Mail: epilepsie-arbeit(at)im-muenchen.de

Das Netzwerk Epilepsie und Arbeit wird vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert. Träger ist die Innere Mission München.
      
In der nächsten Ausgabe des epiKurier folgt ein Artikel zu Unfallgefahren bei Epilepsien von Dipl. Ing. Gerhard Kreis, der das Netzwerk Epilepsie und Arbeit maßgeblich mit entwickelt.