Bei jedem Anfall kommt der Notarzt

Beratungsangebot des Sonderpädagogischen Dienstes Epilepsie Kork für Schulen der Region

An der Oberlinschule der Diakonie Kork wurde im Rahmen der Schulischen Kooperation ein überregionaler „Sonderpädagogischer Dienst Epilepsie“ für den Bezirk des Regierungspräsidiums Freiburg eingerichtet.
Unsere Aufgabe ist die Beratung von Lehrkräften aller Schularten zum Thema “Epilepsie im Schulalltag“. Wir unterstützen LehrerInnen bei der schulischen Begleitung ihrer anfallskranken Schülerinnen und Schüler.


Barbara Tonnelier
Barbara Tonnelier
Marianne Thoma
Marianne Thoma

Wir, Barbara Tonnelier und Marianne Thoma, sind langjährige Mitarbeiterinnen der Oberlinschule. Neben unserer alltäglichen ganz praktischen Erfahrung im Umgang mit Epilepsie unterstützen uns in unserer Beratungstätigkeit hausinterne Fortbildungen über Epilepsie, die interdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb des Epilepsiezentrums, die Teilnahme an der überregionalen Arbeitsgruppe „Epilepsie und Arbeit“ und Kontakte zu den Epilepsieberatungsstellen in anderen Bundesländern, sowie Weiterbildungen in Systemischer Beratung und Moderation.


Unsere Angebote
 

  • Aufklärung über Epilepsie
  • Beratung und Begleitung von Lehrkräften
  • gemeinsame Entwicklung praxisnaher pädagogischer Konzepte
  • regionale Lehrerfortbildungsangebote
  • Kooperationen mit BeratungslehrerInnen und ASKO (ArbeitsstelleKooperation)
  • Beratung ganzer Klassen
  • Gestaltung von Elternabenden
  • Konferenzen und Pädagogische Tage zum Thema Epilepsie
  • Vermittlung von Adressen und Institutionen


Die Intensität der Beratung ist dabei sehr unterschiedlich: Kurze telefonische Informationen bis hin zur intensiven Begleitung von Lehrern, Schülern und Eltern über einen längeren Zeitraum.

 

Katrin, 14 Jahre - ein Beispiel

Marianne Thoma in der Beratung
Marianne Thoma in der Beratung

Wir erhalten einen Anruf der Klinikpsychologin, die uns von den schulischen Problemen Katrins, zur Zeit stationär zur Behandlung im Epilepsiezentrum, berichtet und darum bittet, Kontakt mit der Schule aufzunehmen.
Katrin ist 14 Jahre und besucht die 8. Klasse einer Hauptschule. Sie leidet unter einer Juvenilen Absencen-Epilepsie mit Absencen und seit relativ kurzer Zeit auch mit generalisierten tonisch–klonischen Anfällen, die auch in der Schule auftreten.
Die Schule ruft bei jedem großen Anfall den Notarzt, was das Mädchen als zusätzlich belastend empfindet. Katrin darf nicht am Schulsport teilnehmen und soll auch bei dem bevorstehenden Landschulheimaufenthalt zu Hause bleiben. Außerdem beschreibt die Psychologin, dass Katrin wegen ihrer Krankheit von ihren MitschülerInnen ausgegrenzt werde.
Als Folge der Erkrankung (u.a. medikamentöse Nebenwirkungen) hat Katrin auch mit Konzentrationsproblemen und Müdigkeit zu kämpfen, was ihr das Lernen erschwert. 

In einem ersten Gespräch mit Mutter und Tochter werden diese Probleme erörtert. Die Eltern geben ihr Einverständnis, dass wir mit der Schule Verbindung aufnehmen können. Auch Katrin ist damit einverstanden, dass ihre Krankheit in der Schule thematisiert werden soll.

Bei einem telefonischen Erstkontakt mit der Klassenlehrerin vereinbaren wir einen Beratungstermin an der Schule mit allen beteiligten LehrerInnen und der Schulleitung.
In diesem zeitnah gehaltenen Beratungsgespräch werden die verschiedenen Probleme Katrins und der Schule konkretisiert und die sich daraus ergebenden Situationen und Handlungsstrategien für den Schulalltag besprochen.

Ergebnisse


  • Wir klären über Epilepsie im Allgemeinen auf und sprechen über mögliche Auswirkungen auf das Leistungsvermögen. Der Nachteilsausgleich bietet der Schule einen individuellen Handlungsspielraum. Es ist z.B. möglich, mehr Zeit bei Klassenarbeiten einzuplanen und reduzierte Hausaufgaben zu geben.
  • Die Schule nimmt (mit Einwilligung der Eltern) Verbindung zu dem behandelnden Arzt auf, um die Teilnahme am Sport und die Maßnahmen zur Notverordnung zu besprechen.
  • Anhand des Landschulheimaufenthaltes werden Fragen zur Aufsichtspflicht geklärt und in diesem Fall für den Aufenthalt eine zusätzliche Begleitperson empfohlen. Für die Dauer des Landschulheimaufenthaltes könnte eine IntegrationshelferIn im Rahmen der Eingliederungshilfe beantragt werden.
  • Um die soziale Akzeptanz des Mädchens in ihrer Klasse zu fördern, bieten wir für die Mitschüler eine Aufklärung zum Thema Epilepsie an. In dieser Stunde soll die Situation Katrins. dargestellt und ein Perspektivenwechsel ermöglicht werden.


Die Schule erklärt sich bereit, die Empfehlungen umzusetzen - für weitere Fragen stehen wir jederzeit zur Verfügung.

Wir unterstützen Schulen in ihrem Bemühen, kompetent und individuell im Umgang mit anfallskranken SchülerInnen zu handeln. Ziel ist die eine möglichst optimale Beschulung des Kindes oder Jugendlichen.

Kontakt:

Sonderpädagogischer Dienst Epilepsie
Oberlinschule
Landstraße 1

77964 Kehl-Kork
Tel. 07851/845801

Nähere Infos

www.diakonie-kork.de
unter Diakonieschulen, dann Oberlinschule