Und plötzlich ist man im Fernsehen!

Anfang Januar bekamen wir einen Anruf von unserem regionalen Fernsehsender „Donau TV“ mit der Anfrage, ob sie einmal zu unseren Gruppenabend kommen könnten. Als wir nachfragten, wie sie gerade auf unsere Selbsthilfegruppe kämen, meinten sie, dass sie einen Beitrag über das Ehrenamt machen wollten – 2011 ist das Jahr des Ehrenamts – und Organisationen suchten, die nicht gleich als Ehrenamt zu sehen seien.

Wir sagten nicht gleich zu, da wir erst in der Gruppe Rückfrage halten mussten. Alle waren sofort einverstanden und „Feuer und Flamme“. Jeder meinte, so eine billige TV-Werbung bekämmen wir nie wieder. Für so eine Werbung müssten andere viele „Euronen“ bezahlen. Wie jedem bekannt: Wenn man einen Beitrag im regionalen Rundfunk oder in der Tageszeitung möchte, ist das eine ewige Bettelei und eine Gnade und Barmherzigkeit.

Beim folgenden Stammtisch kamen aber bereits die ersten Zweifler mit ihren Argumenten: Sind wir aktiv wie das BRK, die Feuerwehr, das THW? Wie andere allgemein bekannten Gesellschaften, Organisationen oder Vereine mit Öffentlichkeitsarbeit? Was machen wir denn in unserer Gruppe ehrenamtlich? Eigentlich nichts! Wir sind ja nur für einander da. „Wir machen kein Ehrenamt“, war bald die einstimmige Meinung verbunden mit der allgemeinen Bitte an uns, wir sollten doch das Interview absagen.

Meinem Mann und mir ließ das Ganze aber keine Ruhe. Wir saßen so manche Stunde zusammen und überlegten, ob wir das nicht doch irgendwie hinbekommen könnten. Wir fragten dann bei der Selbsthilfekontaktstelle Niederbayern SEKON nach. Dort war die Antwort weder ja noch nein. „Das ist Sache der Gruppe.“ Bei unseren Überlegungen viel uns zu guter Letzt nur noch der Landesverband Epilepsie Bayern ein. Dort hat man ja die meiste Erfahrung mit Öffentlichkeitsarbeit. Wir riefen also bei Frau Wittig–Moßner an. Die war von dem Vorschlag, den uns der TV-Sender machte, begeistert und riet uns ja nicht abzulehnen. Sie klärte uns dann auch über das Ehrenamt, das ja der Titel des TV-Beitrags war, erst einmal richtig auf: „Jede Minute, die wir für Andere aufbringen, ist Ehrenamt“. Eigentlich sei nicht nur die Selbsthilfegruppe als Ehrenamt zu sehen, sondern auch jeder einzelne. Die Gruppe sowie jedes Mitglied stelle seine Freizeit sowohl den Gruppenmitgliedern als auch anderen Betroffenen, die zu Gesprächen kämmen, zur Verfügung. Das sei alles Ehrenamt! Mit der Aussage von Frau Wittig–Moßner konnten wir auch den letzten Zweifler in der Gruppe überzeugen und stimmten dann dem Interview zu.

Jetzt war nur noch die große Frage in der Gruppe, wie der ganze Abend verlaufen würde. Wir hatten keine Ahnung, wie alles ablaufen sollte. Der Moderator beschwichtigte uns und meinte, wir sollten nicht aufgeregt sein. Das Ganze würde so einfach sein, dass wir es gar nicht als Störung im Gruppenabend wahrnehmen würden.


Dann kam endlich der 7. Februar. Wir waren bereits eine halbe Stunde vor Beginn anwesend. Die Nervosität war bei allen sehr groß und stieg von Minute zu Minute. Das TV-Team baute seine Scheinwerfer und die Kamera in unserem Gruppenraum auf. Ich wurde bereits vor dem Beginn der Aufnahmen mit einem unscheinbaren Mikrofon und einem Sender in der Hosentasche verkabelt. Dann ging es los. Wir machten unser übliches „Blitzlicht“ (= jeder berichtet kurz über seine Probleme in den vergangenen vier Wochen). Das TV-Team hielt sich die ganze Zeit dezent im Hintergrund und machte seine Aufnahmen. Nach dem alles im Kasten war, zog sich auch das TV-Team zurück und interviewte zwei Gruppenmitglieder, die bereits eher weg mussten, im Flur. Jetzt wurde das Blitzlicht mit der restlichen Gruppe fortgesetzt.

Nachdem der Gruppenabend zu Ende war, wurden mein Mann und ich noch einzeln danach befragt, warum wir das machen und was uns dazu treibt. Wir wurden an unterschiedlichen Orten im Flur aufgestellt und mit den verschiedensten Fragen gelöchert. Nach drei Stunden mit Interview und Gruppenabend war der ganze „Spaß“ vorbei.

Standbild – Quelle: Donau TV:
ein normales und doch ganz besonderes Gruppentreffen (v. l. n. r. Kornelia Hernitscheck, Ilse S. Alfred H. ,Herbert Hernitscheck, Gerd Kilger, Angelika Kilger)

Nach zwei Tagen erhielten wir einen Anruf, dass der Beitrag im TV gesendet würde und auch über das Internet zum Abruf bereit stünde: archiv.donautv.com
Wir schauten uns den Beitrag sofort am Internet an und waren total begeistert. Die ganze Aufregung und Unsicherheit vor den Aufnahmen war verflogen und umsonst.

Unsere Meinung und auch die von Außenstehenden war einheitlich: EIN VOLLER ERFOLG!
Von Anderen bekamen wir nur volles Lob und die Aussage „Wir ziehen den Hut vor euch, dass ihr euch das zugetraut habt“.

Deshalb unser Rat: Sollte jemandem in der Selbsthilfe oder im Ehrenamt so ein Angebot gemacht werden, können wir nur sagen, nutzt die Gelegenheit! So eine Chance kommt niemals wieder!

Angelika Kilger, Deggendorf

Kontakt:

Epilepsie-Selbsthilfegruppe Deggendorf
Angelika und Gerd Kilger
Josef-Kircher-Str. 36
94469 Deggendorf
Tel.: 0991 - 23 400
Fax: 0991 - 26 641
E-Mail: angelika.kilger(at)epilepsie-deggendorf.de
Internet: www.epilepsie-deggendorf.de