Yukon-Arctic-Ultra 2011
– für die „Sonnenkinder“ durch Eis und Schnee
Es ist Mittwoch der 9.2.2011, 4:00 Uhr morgens, 3. Tag des Yukon Arctic Ultra und 159 km nach dem Start in Whitehorse / Kanada. Ich bin seit 20 Stunden auf den Skiern und nur noch 1 km von Braeburn, dem Ziel der 100-Meilen-Distanz, entfernt. Ich bin so müde, dass ich im Stehen einschlafen könnte. Nur noch 20 Minuten, dann werde ich mein Ziel erreicht haben – soweit die Theorie. Aber wie so oft zuvor bei diesem Rennen hält aber die Strecke, die dem Trail des berühmten Hundeschlittenrennens Yukon Quest folgt, noch nette Überraschungen für mich bereit: Insgesamt 5 mal muss ich kurz vor dem Ziel die Skier abschnallen, einen extrem steilen Abhang 3-4m mehr hinunterrutschen als -laufen und an der anderen Seite einen ebensolchen Hang wieder hinaufklettern, bis ich nach 1 Stunde im Zeitlimit ankomme. In völliger Dunkelheit nur im schwachen Licht meiner Notstirnlampe (meine andere Stirnlampe hat bei aktuell -40° den Geist aufgegeben) ist noch einmal viel Selbstmotivation gefragt. In solchen Momenten habe ich mich in den letzten 3 Tagen schon das eine oder andere Mal gefragt, wie ich auf diese Schnapsidee kommen konnte: 160km mit Skiern, Rucksack und Biwakausrüstung, innerhalb eines Zeitlimits von 72 Stunden durch die arktische Wildnis Kanadas, bei Temperaturen bis unter -50°C. Das sind die Bedingungen beim härtesten und kältesten Ultramarathon der Welt. 2011 eingerechnet, haben bisher lediglich 354 Sportler aus 26 Nationen an diesem Rennen teilgenommen – nur 234 haben ihr Ziel erreicht, die anderen mussten wegen Erschöpfung, Übermüdung, Erfrierungen, Unterkühlung oder anderen Problemen aufgeben.
Umfangreiche Vorbereitungen sind dem Projekt vorausgegangen: Im letzten ¾ Jahr habe ich ein aufwändiges Trainingsprogramm mit Joggen (mehrfach pro Woche 10-20 km), Bergläufen im Schwarzwald und seit Anfang Dezember auch Skilanglauftraining (1-2x/Woche 40-70 km) vorzugsweise unter möglichst ungünstigen Bedingungen - nachts, bei Regen, Sturm oder Schneetreiben, nach wenig Schlaf - absolviert. Freunde und Bekannte, denen ich davon erzählt habe, waren entweder total begeistert oder haben mich schlichtweg für verrückt erklärt.
Als ich merkte, welch emotionale Reaktionen mein Vorhaben auslöst, kam mir die Idee, meinen Lauf mit einer Spendenaktion für den Verein Sonnenkinder e.V. aus Kork zu verbinden. Dieser Verein setzt sich für die Schaffung einer Wohngruppe für Kinder mit schwersten Epilepsien ein, die auf Grund ihres Krankheitsverlaufes nicht zu Hause leben können. Da es derzeit keine adäquate Versorgung für die zwar kleine aber schwerst betroffene Patientengruppe gibt, leben die Kinder oft über Monate auf den Kinderstationen des Epilepsiezentrums. Durch direkte Ansprache von Sponsoren, Zeitungsartikel, Fernsehsendungen und Vorträge konnten bislang mehr als 17500 Euro an Spendengeldern eingeworben werden.
Ich würde mich auch weiterhin über Spenden für die „Sonnenkinder“ freuen (Kontodaten: Empfänger: Sonnenkinder eV, Sparkasse Hanauerland, BLZ: 664 518 62, Kontonummer: 107 864, Bitte unbedingt den Betreff angeben: Spendenlauf).
Weitere Infos zum Lauf: www.arctic-ultra-spendenlauf.de
Dr. Christoph Kurth,
Oberarzt Epilepsiezentrum Kork