Kontaktstelle „Überall“

Margit Schäfer

oder „Ich bin mal fort, die Welt retten“

„Margit, hättest Du mal Zeit…?“ oder „Ich habe gehört, Sie …“ Fragen, die mich fast täglich erreichen - per Telefon, SMS, auf dem Anrufbeantworter, postalisch, selten persönlich. „Ich bräuchte mal Deine Hilfe, müsste aber bald sein.“ „Okay“, entgegne ich, überlege kurz und antworte „Werde es versuchen - so bald wie möglich!“ Nächster Schritt: Termine ordnen, die Orte, Streckenplanung, Übernachtung.

Nun, was und wer verbirgt sich hinter diesen Bitten: Menschen, die krank sind und oft - wie es heißt - am „Rande der Gesellschaft wohnen“. Menschen, die das Schicksal „ausgegrenzt“ hat. Zeitgenossen, die Begleitung bei Behördengängen brauchen, denen ich Formulare ausfülle, Widersprüche schreibe, in sozialen Fragen Rat gebe, für die ich Einkäufe erledige. Menschen, die stationär aufgenommen werden, deren Wohnung nebst Haustieren ich versorge. Voriges Jahr leistete ich Sterbebegleitung… Ich helfe beim Hausputz ebenso wie beim Entrümpeln oder beim Winterdienst. Nachhilfe für lernschwache Kinder steht auch einmal auf dem Programm oder einfach nur Zuhören.

Meist steht mir die Gastfreundschaft der/des Hilfesuchenden offen. Für mich ist es Gewohnheit, andernorts zu übernachten - im Extremfall 5 x Bettenwechsel pro Woche. Stets bin ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Fahrpläne haben sich in meinem Gedächtnis fest verankert. Mitunter ist es spannend: „Wo kommst Du hin, wer empfängt Dich, wo schläfst Du?“ Fragen, die sich mir beim Aufbruch häufig stellen und die „Einsätze“ aufregend erscheinen lassen.

Alle meine Dienste sind ehrenamtlich, sie führen mich quer durch Bayern, bisweilen über die Landesgrenzen hinaus. Derzeit bewohne ich ein kleines Mansardenzimmer genau am Bahnhof, mein „Lager“, wie ich es humorvoll nenne. Oft betrete ich es nur, um meinen Rucksack umzupacken, den Anrufbeantworter abzuhören, während mich die Uhr an die Abfahrt des nächsten Zuges erinnert.

Ganz bewusst lebe ich ohne PC, ohne Laptop, auch ohne TV-Gerät. Papier, Kugelschreiber sowie Handy hingegen sind unverzichtbar. Vergnügen kommt für mich an allerletzter Stelle, vielmehr wäge ich die Dringlichkeit der Reihenfolge meiner Einsatzstellen ab.

„Warum machst Du das - verdienst ja nix!“, häufig wird mir diese Frage gestellt. Bisweilen richte ich diese Frage auch an mich, wenn ich „ausgepowert“ bin, Panik- und Schmerzattacken sowie Angstzustände mir den Schlaf rauben, meine eigene Krankheit sich knallhart erinnernd anschleicht…

Schnell vergesse ich alle Zweifel, wenn das Telefon läutet und „Margit, Du hast mir so geholfen!“ ertönt und sich Dankesbriefe in meinem Postfach finden. Anerkennung, die mich aufrichtet, neue Kraft schöpfen lässt. Freundschaften haben sich daraus entwickelt, bisweilen durfte ich mir erholsame Urlaubstage gönnen bei Menschen, denen ich erfolgreich geholfen hatte.

Wer bin ich so ganz privat?
57 Jahre alt, seit 22 Jahren verwitwet, Mutter einer erwachsenen Tochter, die selbst etwas behindert ist. Meine Erstgeborene starb im Alter von 10 Monaten. Seit meinem 8. Lebensjahr leide ich an Epilepsie. Viele Male war ich auf Hilfe angewiesen, deshalb helfe ich auch gerne. Wie froh war ich, wenn Helfer an meiner Seite waren (oder auch noch sind). 100 % bin ich schwer behindert, Merkzeichen „G“. Meine Freizeit verbringe ich in der Natur, mit meinen Pferden oder in der Stille eines Klosters, um zu beten, zu schreiben, zu dichten oder einfach „Danke“ zu sagen.

Selbst wenn ich die „Welt“ nicht retten kann, jeder von uns ist ein Teil davon, ein Teil vom Ganzen. Mein Vierzeiler und entworfener Leitgedanke:


„Ein Gerüst kann nur halten,
wenn ein Balken den anderen trägt,
darum lasst uns im Miteinander walten,
damit die Gemeinschaft lebt.“


Margit Schäfer


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Margit Schäfer
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