Mit einem „Knopf im Ohr“ gegen Epilepsie

das t-VNS-Gerät ähnelt fast einem MP3-Player – © cerbomed


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Für die Behandlung von Epilepsie-Patienten, bei denen die herkömmliche medikamentöse Therapie nicht ausreicht, steht mit NEMOS® eine nicht-invasive, einfach anwendbare und gut verträgliche Behandlungsoption zur Verfügung. Die Stimulation des Vagusnervs durch die Haut im Bereich der Ohrmuschel hindurch kann die Anfallshäufigkeit reduzieren. Das kompakte Gerät, das etwa die Größe eines Mobiltelefons hat, sendet elektrische Impulse über eine Ohrelektrode, die ähnlich wie ein Handy-Kopfhörer getragen wird.

Für Epilepsie-Patienten gibt es viele Möglichkeiten der medikamentösen Behandlung. Dennoch reicht bei etwa einem Drittel der Patienten eine Arzneimitteltherapie alleine nicht aus, um die Anfallshäufigkeit zu senken oder Anfallsfreiheit zu erreichen.

Für diese sogenannten pharmakoresistenten Patienten sind oftmals invasive (= operative) Behandlungsalternativen aufgrund der damit verbundenen Krankenhausaufenthalte und Risiken keine wirkliche Alternative.

t-VNS: Stimulation des Vagusnervs über die Ohrmuschel

Seit 2012 besteht mit der transkutanen Vagusnervstimulation (t-VNS) die Möglichkeit einer Begleitbehandlung bei Epilepsie, ohne Operation.

Der Vagusnerv reguliert fast alle inneren Organe und beeinflusst auch die Hirnareale, die für die Entstehung, den Verlauf und die Therapie psychischer und neurologischer Erkrankungen eine Rolle spielen. Mittels t-VNS lässt sich ein im Bereich der Ohrmuschel verlaufender Ast des Vagusnervs durch die Haut hindurch (transkutan) mit elektrischen Impulsen stimulieren.

Untersuchungen mit funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRI) erwiesen bei gesunden Testpersonen, dass bei einer Stimulation dieses Nervenastes am Ohr dieselben Hirnareale erreicht werden wie bei der invasiven Stimulation des Vagusnervs. Beide Verfahren nutzen ein Nervenbündel im Hirnstamm als „Tür“ ins Gehirn: Von hier aus werden die Impulse in höher gelegene Nervenzentren des Gehirns geleitet, wo sie die Entstehung von epileptischen Anfällen verhindern können.1)

Die Therapie können Patienten selbstständig im Alltag durchführen. Die tägliche Anwendung beträgt etwa 4 Stunden. Das Gerät ist so groß wie ein Smartphone und besteht aus einer Stimulationseinheit sowie einer Ohrelektrode. Diese wird wie ein Kopfhörer getragen und übermittelt die elektrischen Reize an den Ast des Vagusnervs. Die Stärke der Stimulation kann der Patient selbst so einstellen, dass er ein Kribbeln verspürt.

Bisher liegen Daten von mehr als 1.000 Patienten und Probanden vor, die NEMOS® angewandt haben.

t-VNS und i-VNS: beide stimulieren den Vagnusnerv - © cerbomed

Praxistest: Reduktion der Anfallshäufigkeit um 23 %

In einer Studie zur Wirksamkeit der t-VNS wurden 76 erwachsene Epilepsie-Patienten aus Deutschland und Österreich über 5 Monate behandelt. Die Betroffenen wiesen unterschiedliche Epilepsiesyndrome auf und hatten mindestens drei Anfälle pro Monat.

Die Studie belegte, dass die Patienten die Therapie gut vertrugen. Mit im Mittel 93 % war die Therapietreue der Teilnehmer ausgezeichnet. Nach 5 Monaten war die Anfallshäufigkeit bei einer Stimulation mit 25 Hz im Durchschnitt um 23 % gesunken. Die Lebensqualität besserte sich in beiden Behandlungsgruppen signifikant. Die Nebenwirkungen waren sehr gering und klangen nach Beenden der Stimulation schnell ab.

Vergleicht man diese Ergebnisse mit Ergebnissen aus Studien zur invasiven Vagusnervstimulation (iVNS), so zeigt sich eine Vergleichbarkeit hinsichtlich der Wirksamkeit der t-VNS und der iVNS.

t-VNS bei 11-jährigem Mädchen mit Dravet-Syndrom: Rückgang von 30 auf 13 Anfälle pro Monat

Inwieweit Patienten davon profitieren können, zeigt das Beispiel eines 11-jährigen Mädchens. Seit ihrem ersten Lebensjahr leidet die Patientin aufgrund einer genetischen Mutation am Dravet-Syndrom, einer seltenen, meist therapieresistenten Epilepsieform und ist in ihrer geistigen Entwicklung beeinträchtigt.

Mehrere Einzel- und Kombinationstherapien brachten keine Anfallsfreiheit. Eine Behandlung mit Kalium-Bromid wirkte zu Beginn zwar positiv, konnte wegen einer Hautreaktion des Mädchens aber nicht fortgeführt werden. Auch der Versuch, die Frequenz der Anfälle durch eine kohlehydratarme Ernährung zu beeinflussen, musste abgebrochen werden. Aufgrund einer Unverträglichkeit entwickelte die Patientin einen Ekel gegen die neue Ernährung.

Daher unternahm man bei der Patientin im Alter von 10 Jahren und 9 Monaten zusätzlich zu Medikamenten den Versuch einer t-VNS-Therapie.

Die Patientin vertrug die Therapie gut und hielt die tägliche Stimulationszeit von 4 Stunden überwiegend ein. Dabei spürte sie keine Nebenwirkungen. Die Anfallshäufigkeit reduzierte sich innerhalb von 4 Monaten um 57 %, d.h. von 30 auf 13 Anfälle im Monat. Auch nach 6 Monaten nutzte die Patientin die t-VNS weiterhin.

Vielversprechende Unterstützung in der Epilepsietherapie

Studiendaten und Fallbeispiele zeigen, dass die t-VNS-Therapie eine vielversprechende Option in der Behandlung von Epilepsien darstellen kann. Da nicht in den Körper eingegriffen wird und die Therapie jederzeit unterbrochen werden kann, ist die t-VNS bereits zu einem frühen Zeitpunkt der Epilepsie – auch bei Kindern – als Zusatztherapie zur medikamentösen Behandlung einsetzbar.

In einer 6-monatigen Testphase können die Patienten die t-VNS und NEMOS® unverbindlich kennenlernen. Sollte die Behandlung nicht die gewünschte Wirksamkeit erzielen, kann das Gerät problemlos zurückgegeben werden. Alle Kosten werden bis auf einen Grundbetrag erstattet.

Weitere Informationen zu dieser Therapie finden Sie auf www.cerbomed.de.

Martina Ungar, cerbomed

 

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