OP-Möglichkeit für Kinder in Bochum

PD Dr. Marec von Lehe ist Oberarzt der Klinik für Neurochirurgie, Spezialist für Epilepsiechirurgie

Wenn ein halbes Hirn besser ist als ein Ganzes


Seit Ende letzten Jahres werden im Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum nicht nur Erwachsene operiert, sondern auch Kinder mit Epilepsie, damit sie nach der chirurgischen Entfernung des Anfallsherds im Gehirn unbeeinträchtigt aufwachsen können.


Möglich wird das durch die Kooperation mit der Universitätskinderklinik Bochum und der Kinderklinik im Marienhospital Witten. Beispielhaft die 13-jährige Mariam. Bis zu ihrer Operation erlitt das Mädchen täglich Serien epileptischer Anfälle. „Entweder wurde sie gerade von Anfällen außer Gefecht gesetzt oder ihr Körper war damit beschäftigt, sich davon zu erholen“, sagt Privat-Dozent Dr. Marec von Lehe, Oberarzt in der Klinik für Neurochirurgie und Spezialist für Epilepsiechirurgie. Wie Mariam geht es vielen jungen Patienten, doch bei ihr gab es eine Besonderheit. Die Untersuchungen hatten ergeben, dass die Epilepsie verursachende Region im Gehirn viel zu groß war, um sie wie sonst üblich im Rahmen einer kleinen Operation zu entfernen. Stattdessen musste hier das für Außenstehende radikal klingende Verfahren einer Hemisphärotomie angewendet werden, bei dem die betroffene Gehirnhälfte komplett von der anderen abgetrennt wird. Möglich war dies nur, weil bei Mariam durch einen Schlaganfall in jüngster Kindheit die Funktionen der betroffenen Gehirnhälfte wie Sprache oder Motorik sowieso so gestört waren, sodass das Risiko auf eine Verschlechterung von Hirnfunktionen sehr gering war. Im Gegenzug bestand durch die Radikalität der Operation eine hohe Chance auf Anfallsfreiheit.


Für jeden Patienten mit einer medikamentös nicht behandelbaren Epilepsie, egal ob Erwachsener oder Kind, sollte an einem Epilepsiezentrum überprüft werden, ob er von einem epilepsiechirurgischen Eingriff profitieren kann. Wenn sich dieses bestätigt, wird die kleinste mögliche Operation angewendet, im besten Falle nur einer Verödung des Anfallsherdes. „Manchmal aber ist eben ein halbes Gehirn besser als ein ganzes“, erklärt von Lehe und zeigt sich erfreut über den gut verlaufenen Eingriff. „Die Chancen stehen gut, dass Mariam sich jetzt ungestört von Anfällen entwickeln kann“.


Bianca Braunschweig M.A.,
Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum GmbH

 

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Bild-Quelle: Uniklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum