Mein persönlicher Dank an Renate

Renate Windisch - über viele Jahre unermüdlicher Motor der Selbsthilfe in Bayern
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...oder wie alles begann

Renate begegnete ich zum ersten Mal in meiner Abschlussklasse 1972/73, wo sie für kurze Zeit als Referendarin tätig war.

In den achtziger Jahren besuchte ich einmal in der Woche die Offene Behindertenarbeit (OBA) der Stadt Nürnberg. Dabei lernte ich auch die Handicaps der anderen Gruppenmitglieder kennen und wir beschlossen, uns je nach Fachrichtung kompetente Referenten einzuladen (Gehbehinderung, Epilepsie usw.).


Dort traf ich Renate wieder, als sie 1984 einen Vortrag über Epilepsie hielt und uns erzählte, dass sie gerade die Interessengemeinschaft Anfallskranker Roth-Schwabach gegründet habe. Ich beschloss, regelmäßig jeden ersten Montag im Monat in die Gruppe zu gehen.

Wir versuchten, Nichtbetroffene über die Erkrankung aufzuklären, holten uns auch von Ärzten professionelle Hilfe, die uns u. a. das EEG und Medikamente erklärten. Mit der Zeit feierten wir einmal im Jahr unser Sommerfest und unsere Adventsfeier. Da in unserer Gruppe alle Altersklassen vertreten waren, hatten wir viel Spaß.

Dann beschlossen wir, unser erstes Wochenendseminar zu veranstalten und zwar in Mimberg (Landkreis Nürnberger Land). Von Klein bis Groß waren fast 60 Personen mit dabei, es gab Kinderbetreuung und spezielle Angebote für die Kleinen, so dass auch die Eltern an den Kursen teilnehmen konnten. Die Veranstaltung wurde ein sehr großer Erfolg, so dass wir sie alle Jahre wiederholten.

Durch die Unterstützung der Schwabacher Bürgerschaft, bekamen wir einen Stand auf dem Bürgerfest, das jedes Jahr im Sommer stattfindet. Wir verkauften dort selbstgemachte Kuchen und Torten sowie Kaffee. Alle Helfer waren immer voller Elan dabei.

Außerdem hatten wir einen Stand beim Selbsthilfegruppentreffen in der Kulturfabrik in Roth, wo alle Gruppen zusammenkamen, um Interessierte über ihre Tätigkeit und Arbeit aufzuklären.

Finanziell wurden wir sowohl von der Stadt Schwabach, der Stadt Roth als auch der Sparkasse Roth-Schwabach stark unterstützt, denn damals gab es noch keine Krankenkassenförderung, auf die man zurückgreifen konnte und viel wurde von Renate und ihrem Mann Hermann sowie allen Aktiven aus der eigenen Tasche bezahlt.

Aber Renate hatte noch Größeres vor:

  • Am 27.06.1992 gründete sie mit sechs weiteren Personen bei einem Treffen in der Oberpfalz den Landesverband Epilepsie Bayern e. V. . Das jährliche Wochenendseminar wurde auch hier ein fester Bestandteil des Programms. Die ersten Jahre wurde es in Neuendettelsau in der dortigen Diakonischen Einrichtung abgehalten. Im Jahr 2000 fand es zum ersten Mal in Hirschberg statt, 2001 auf Frauenchiemsee (dort wurde auch der e.b.e. epilepsie bundes-elternverband e. v. gegründet) und danach wieder bis heute in Hirschberg.
  • 1995 rief Renate den Förderverein ins Leben, welcher heuer sein 25. Jubiläum feiert.
  • Im gleichen Jahr kam mit ihrer Hilfe die erste Ausgabe der Zeitschrift epiKurier heraus, die seitdem regelmäßig erscheint und kostenlos versandt wird.
  • Aufgrund ihrer Beharrlichkeit und Netzwerk-Arbeit auf politischer Ebene wurde 1996 die erste bayrische Epilepsie-Beratungsstelle geschaffen und zwar in München für ganz Oberbayern. Seit 2010 verfügt Bayern über ein flächendeckendes Netz an Psychosozialen Beratungsstellen für Menschen mit Epilepsie – einmalig im ganzen Bundesgebiet.

2012 schied Renate als Vorstand aus der aktiven Arbeit beim Landesverband Epilepsie Bayern e. V. aus und wurde zur Ehrenvorsitzenden ernannt. Seit dieser Zeit leitet Doris Wittig-Moßner den Verband und kann immer noch auf ihre wertvollen Tipps und ihre Erfahrung zählen.

Hiermit bedanke ich mich in aller Freundschaft bei Renate, die uns in all den Jahrzehnten mit Rat und Tat zur Seite stand. Mir hat die Gruppe sehr viel gebracht und ich konnte aber auch aus meiner Sicht den anderen Mitgliedern viel geben.

Da, wo wir heute alle stehen, ist ein sehr, sehr großer Verdienst von Renate. Sie wurde dafür nach meiner Ansicht zu Recht mit großen Auszeichnungen belohnt: 2001 mit der Bayrischen Staatsmedaille und 2016 mit dem Bayrischen Verdienstorden.


Hans Georg Elblein