Frühzeitige Rehabilitation!

Aktuelle wissenschaftliche Daten zeigen, dass eine Rehabilitationsbehandlung im Epilepsie-Zentrum Bethel bereits nach der ersten Diagnose hilfreich ist

© Rehaklinik Bethel

Gregor Z., 32 Jahre alt, ist von Beruf Anästhesie-Pfleger und hat seit neun Monaten Epilepsie. Nach zwei großen Anfällen innerhalb von drei Wochen ist er jetzt jedoch anfallsfrei und macht gerade eine Rehabilitationsbehandlung im Epilepsie-Zentrum Bethel in Bielefeld. Er berichtet: „Ich war monatelang krankgeschrieben. Schließlich habe ich mich selbst um meine Reha-Behandlung gekümmert, meine Ärzte wussten nicht, dass es diese Möglichkeit gibt.“

 

Tatsächlich ist noch viel zu wenig bekannt, dass man auch schon zu Beginn einer Epilepsie eine medizinische Reha machen kann. Bei anderen Krankheiten ist das selbstverständlich: So nehmen dreimal so viele Menschen mit Typ 1-Diabetes (Zuckerkrankheit) eine solche Rehabilitation wahr wie Menschen mit einer Epilepsie – obwohl Typ1-Diabetes und Epilepsie gleich häufige Krankheiten sind.

 

Was sind die Ziele eine Rehabilitation nach Epilepsiebeginn?

  • Wissen zur Epilepsie vermitteln und Fertigkeiten beim Selbstmanagement der Erkrankung einüben. So sollen vermeidbare Anfälle oder unangebrachte Einschränkungen im Alltag („kein Tropfen Alkohol“) verhindert werden.
  • Zweifel an der Diagnose „Epilepsie“ ausführlich besprechen und ein Verständnis für die Erkrankung bekommen.
  • Die antiepileptische Medikation anpassen, falls erforderlich.
  • Emotionale Belastungen wie Ängste vor weiteren Anfällen, Stimmungsschwankungen, Sorge vor privaten oder beruflichen Schwierigkeiten oder Nebenwirkungen des Medikaments sortieren, klären und behandeln.
  • Wenn über Konzentrations- und Gedächtnisstörungen berichtet wird, reflektieren: Was steckt dahinter? Was kann man dagegen tun?
  • Klären, ob die Epilepsie Auswirkungen auf die berufliche Tätigkeit hat. Wenn das der Fall ist, überlegen, wie es weitergeht, welche geeignete Hilfe es gibt und diese auf den Weg bringen.

Gregor Z. hat die Rehabilitation gut für sich genutzt: Er konnte sich mit der Unsicherheit, ob er weiter anfallsfrei bleibt, konstruktiv auseinandersetzen; er weiß, dass seine Kribbeligkeit nicht von seinem Medikament kommt; er hat mit seinem Arbeitgeber Kontakt aufgenommen, um den Arbeitsplatz vorübergehend zu wechseln, bis er lange genug anfallsfrei ist, um wieder auf der Intensivstation und im OP arbeiten zu können; für den Freizeitbereich ist ihm bewusst, dass Computerspiele keine Anfälle auslösen.

Jetzt zeigt eine erste wissenschaftliche Studie, dass Gregor Z. kein Einzelfall ist. Verglichen wurden die Reha-Ergebnisse von 70 Menschen, die neu an Epilepsie erkrankt waren mit 157, die schon länger als fünf Jahre Epilepsie hatten.

 

Ergebnis: Beide Gruppen profitierten in vergleichbarem Ausmaß von der medizinischen Rehabilitation. Alle untersuchten Werte besserten sich signifikant, z. B. emotionale Anpassung, Depressivität, Ängstlichkeit, Informiertheit über Epilepsie und Lebensqualität (1).

 

Bemerkenswert: Die Belastungen der Rehabilitanden zu Beginn der Reha waren bei den neu Erkrankten genauso hoch wie bei denen, die schon länger Epilepsie hatten. Das bestätigt die Erfahrungen des Betheler Reha-Teams: „Menschen, die neu an Epilepsie erkranken, sind sehr verunsichert und haben viele Sorgen und Fragen. Diese Menschen scheinen auch langfristig von einem Aufenthalt bei uns zu profitieren“, so Frank R., Gesundheits- und Krankenpfleger.

 

Ob dieser Eindruck stimmt, wird derzeit in einer weiteren Studie untersucht. Dabei werden zwei Gruppen von Menschen mit neu diagnostizierter Epilepsie verglichen: Wie geht es Rehabilitanden ein Jahr nach Entlassung und wie geht es Menschen, die nach ihrer Epilepsie-Diagnose keine Rehabilitationsbehandlung hatten.

 

Zu Einzelheiten des Betheler Reha-Programms einschließlich Fragen der Beantragung siehe:

www.epilepsie-rehabilitation.de

 

Ulrich Specht,

Ingrid Coban,

Birgitt Müffelmann

 

(1) Hagemann, A. et al.: Medizinische Rehabilitation bei Patienten mit neu diagnostizierter und länger bestehender Epilepsie – Erste Ergebnisse zur Wirksamkeit (Poster), Jahrestagung der deutschen Gesellschaft für Epileptologie (DGfE) September 2020, Freiburg, 2020.
Download unter: www.epilepsie-rehabilitation.de

 

Kontakt:

Anke Meiners-Fricke

Rehabilitationsklinik

Epilepsie-Zentrum Bethel

Karl-Siebold-Weg 11

33617 Bielefeld

Tel.: 0521 77278846

reha(at)mara.de

www.epilepsie-rehabilitation.de