Sibylle-Ried-Preis 2021
geht nach Österreich an das Projekt „LEA – Leben mit Epilepsie in der Arbeitswelt“
Tiefsitzende Vorurteile sind immer noch Hindernisse für die Inklusion von Menschen mit Epilepsie in Freizeit, Schule und Arbeitswelt. Die Arbeitslosenrate unter Menschen mit Epilepsie ist im Vergleich zur Arbeitslosigkeit in der Gesamtbevölkerung etwa doppelt bis drei Mal so hoch.
Das österreichische Projekt „LEA – Leben mit Epilepsie in der Arbeitswelt“ widmet sich seit 2010 diesem Problem. LEA unterstützt Menschen mit Epilepsie bei der Arbeitsplatzsuche, bei Problemen am bestehenden Arbeitsplatz und Jugendliche mit Epilepsie bzgl. einer Berufswahl.
LEA setzt an den Hürden an, die Betroffene in der Arbeitswelt überwinden müssen. Das Projekt beinhaltet die Beratung aller Beteiligten am Arbeitsplatz, einen „runden Tisch“, die individuelle Risikoeinschätzung und Aufklärung der Kollegen. In Gesprächen werden Fakten von Vorurteilen getrennt. Das Umfeld wird über die individuelle Situation des Mitarbeiters mit Epilepsie und den richtigen Umgang mit etwaigen Anfällen aufgeklärt, um Ängste abzubauen und einer eventuellen Überforderung bei einem Anfall vorzubeugen.
Für dieses besondere Engagement geht der Sibylle-Ried-Preis 2021 der Stiftung Michael an das LEA-Team.
Von der Selbsthilfe zum Institut für Epilepsie mit dem Projekt LEA
Die Idee zum Projekt „LEA – Leben mit Epilepsie in der Arbeitswelt“ entstand bereits vor vielen Jahren. 2005 trafen sich zwei Frauen bei starkem Regen im Hinterzimmer eines Grazer Kaffeehauses: Renate Windisch, damals Vorsitzende des Landesverbands Epilepsie Bayern e.V., und Elisabeth Pless.
Bewaffnet mit einer Reisetasche voll Epilepsie-Informationsmaterialien überzeugte Renate die Grazerin von der Notwendigkeit der Gründung einer Epilepsie-Selbsthilfegruppe. Noch im selben Jahr wurden die Statuten eingereicht und in der Grazer Innenstadt ein „Tag der Epilepsie“ mit Infoständen und Vorträgen abgehalten. Die persönlichen Erfahrungen aller Beteiligten mit Vorurteilen gegenüber Epilepsie ließen die Gruppe immer mehr über Projekte nachdenken, wie man Menschen mit Epilepsie bzgl. Inklusion unterstützen könnte. Viel Energie und Herzblut waren nötig, bis sich endlich etwas bewegte.
Mit der Gründung des Instituts für Epilepsie IfE gGmbH und dem Start des Projektes LEA konnte ein erster Schritt gesetzt werden. Trotzdem ist es noch ein weiter Weg, bis Inklusion zur Normalität wird – besonders im Schulbereich klafft hier noch eine große Lücke.
Persönliche Betroffenheit ist die Motivation, sich zu engagieren. Aber es braucht auch Wegbereiter und -begleiter. Danke an Renate Windisch für die Unterstützung zum ersten entscheidenden Schritt und dafür, dass sie uns immer wieder inspiriert und Kraft gegeben hat.
Ihr Tod hinterlässt eine große Lücke – nicht nur die jährlichen Treffen in der Südsteiermark werden uns fehlen.
Mag. Elisabeth Pless
Kontakt:
Epilepsie Interessensgemeinschaft Österreich
Tel.: +43 (0) 664 1617815
Institut für Epilepsie IfE gGmbH
Tel.: +43 (0) 664 601774111
office(at)institut-fuer-epilepsie.at
www.institut-fuer-epilepsie.at
Der Sibylle Ried Preis wird seit 2001 zum Gedenken an Dr. Sibylle Ried (29.8.1956 – 14.6.2000) verliehen. Sie war eine Pionierin in der Entwicklung von Methoden zur Verbesserung der Behandlung und Beratung und der Zusammenarbeit mit Menschen mit Epilepsie.
Der mit € 2.500,- dotierte Preis wird alle zwei Jahre anlässlich der gemeinsamen Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizer Sektion der Internationalen Liga gegen Epilepsie vergeben.
Weitere Infos: