Cannabinoide

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in der Epilepsie-Therapie

Als Cannabinoide werden Stoffe aus der Cannabis- bzw. Hanfpflanze bezeichnet. Insgesamt gibt es über 150 solcher Stoffe. Die beiden mengenmäßig wichtigsten und am besten erforschten Stoffe sind Cannabidiol (CBD) und Tetrahydrocannabinol (THC). Im nachfolgenden Artikel werden zunächst die Unterschiede zwischen CBD, THC und medizinischem Cannabis im Allgemeinen erläutert und dann der aktuelle Kenntnisstand zur Anwendung von Cannabinoiden bei Epilepsien beschrieben.

 

Medizinisches Cannabis: Alle Präparate, die aus der Hanfpflanze gewonnen und zu medizinischen Zwecken eingesetzt werden, fallen unter den Begriff „medizinisches Cannabis“. Hierbei wird zunächst einmal nicht unterschieden, um welche Zubereitungsform es sich handelt. Die Therapie kann in Form von Blüten, Vollextrakten, Lösungen oder Kapseln erfolgen. Wichtig hierbei ist, dass es sich häufig nicht um den gezielten Einsatz von einem Wirkstoff aus der Cannabispflanze handelt, sondern um ein Gemisch aus verschiedenen Cannabinoiden (THC, CBD und weitere), Flavonen (gelbe Pflanzenfarbstoffe) und Terpenen (flüchtige Aromastoffe). Die Zusammensetzung variiert von Gabe zu Gabe und ist stark von der Art der Pflanze und von den Wachstumsbedingungen abhängig. Medizinisches Cannabis als Blüte oder Vollextrakt wird vor allem in der Behandlung chronischer Schmerzen verwendet.

 

THC: THC ist als das „berauschende“ Cannabinoid und als wichtigster Stoff in Marihuana oder Haschisch bekannt.THC kann aber auch aus der Pflanze isoliert bzw. chemisch hergestellt werden und so in Form von Lösungen oder Kapseln gezielt zu medizinischen Zwecken verwendet werden. Hierbei ist der berauschende Effekt zwar deutlich weniger stark ausgeprägt, eine Benommenheit und Einschränkung der Reaktionszeit kann aber dennoch auftreten. THC wird im medizinischen Kontext vor allem zur Behandlung einer Spastik bei Multipler Sklerose oder zur Behandlung von Erbrechen und Appetitminderung unter Chemotherapie eingesetzt. In Laborversuchen konnte man zeigen, dass THC zwar zu einem geringen Anteil auch gegen Anfälle wirkt, genauso aber anfallsfördernde Effekte haben kann. Neben den negativen Einwirkungen auf die Denkleistung ist dies der Hauptgrund, warum sich THC in der Epilepsie-Behandlung nicht durchgesetzt hat.

 

CBD: Cannabidiol ist das Cannabinoid, welches neben THC in der Pflanze mengenmäßig am stärksten vorkommt. Es kann aus der Pflanze extrahiert oder synthetisch hergestellt werden. Cannabidiol hat in Laborversuchen gute Effekte in der Anfallsreduktion gezeigt, ohne berauschende oder suchterzeugende Wirkung. Auch wurden keine Verschlechterungen der Reaktionszeit oder der Denkleistung beobachtet. CBD ist zum aktuellen Stand das Cannabinoid mit der größten Bedeutung in der Epilepsie-Therapie. Daher beziehen sich die Informationen im Folgenden ausschließlich auf den Einsatz von CBD. 

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Was wissen wir aus dem Labor und dem Tiermodell?

Die Wirksamkeit von Cannabidiol wurde schon in den 1970er Jahren in Tiermodellen gezeigt und in den nachfolgenden Jahren gegen eine Reihe verschiedener Anfallstypen und Epilepsieformen untersucht. Anhand dieser Daten kann man davon ausgehen, dass Cannabidiol keinen spezifischen Wirkmechanismus für eine umschriebene Gruppe von Epilepsien hat, sondern eher ein breit wirksames Medikament zu sein scheint. Über welchen Weg CBD seine Wirkung ausübt, ist noch nicht abschließend geklärt. Die bisherigen Informationen zeigen aber zum einen, dass der Wirkmechanismus von CBD sich stark von dem des THC unterscheidet, und zum anderen, dass es sich um ein Medikament mit verschiedenen Wirkansätzen handelt (eine sogenannte Multi Target Drug).

 

Welche Präparate mit CBD gibt es in Deutschland?

Seit 2019 ist in Deutschland das Fertigpräparat Epidyolex® für Patienten mit Dravet-Syndrom und Lennox-Gastaut-Syndrom zugelassen, seit 2021 auch für Patienten mit Tuberöser Sklerose. Die Zulassung ist auf Patienten älter als zwei Jahre begrenzt und gilt nur in Anwendung zusätzlich zu mindestens einem weiteren Epilepsie-Medikament. Epidyolex® ist eine Lösung aus pflanzlich extrahiertem, hochgereinigtem Cannabidiol. Zusätzlich gibt es in Deutschland noch die Möglichkeit, die Behandlung mit einer rezeptpflichtigen, in der Apotheke hergestellten CBD-Lösung durchzuführen. Von der Einnahme frei verkäuflicher CBD-Öle ist dringend abzuraten, da sie keinerlei Qualitätskontrollen unterliegen. Untersuchungen zeigten, dass hier fast immer deutlich weniger CBD und deutlich mehr THC als angegeben enthalten ist, ganz abgesehen von Pestiziden oder anderen Schadstoffen.

 

Alexandra Klotz

 

 

Kontakt:
Dr. Alexandra Klotz

Leiterin Kinderepileptologie der Klinik für Neuropädiatrie und Muskelerkrankungen

Universitätsklinikum Freiburg

Mathildenstraße 1

79106 Freiburg

Tel.: 0761 27043920

kerstin.alexandra.klotz@uniklinik-freiburg.de