Brief an das Bundesministerium für Gesundheit

30. Mai 2002
Sehr verehrte Frau Schmidt,

Ihr Anliegen, bei den Arzneimitteln zu sparen, mag zwar lobenswert sein. Allerdings möchte ich Sie auf bestimmte Probleme im Bereich der Epilepsie hinweisen. Ich gehöre der Selbsthilfegruppe für Epilepsie Essen an. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, daß der Wechsel vom Medikament der ersten Wahl zu einem Generikaprodukt bei mir zu erheblichen gesundheitlichen Problemen geführt hat.

Da Generika gegenüber dem Medikament der ersten Wahl 20% nach oben und 20% nach unten abweichen dürfen, ergaben sich bei mir ernsthafte gesundheitliche Störungen. Nach jahrelanger Anfallsfreiheit traten bei mir nach der Umstellung auf Generika plötzlich wieder Anfälle auf. Somit wurden auch die Erfolge der letzten Jahre schlagartig zunichte gemacht. Ich mußte ab sofort auf viele durch die Anfallsfreiheit erlangte Mobilitäten wieder verzichten. Können Sie sich eigentlich vorstellen, wie viele Jahre man braucht, um eine Anfallsfreiheit von der Epilepsie zu erlangen ? In meinem Fall waren es 30 lange Jahre und nun fängt mit Einnahme der Generika wieder alles von vorne an.

Aus vorgenannten Gründen möchte ich Sie bitten, diesen ohnehin schon schwer zu therapierenden Personenkreis sowie andere schwer behandelbare chronisch kranke Menschen, zu denen auch wir Epilepsiekranke zählen, von der Behandlung mit Generika zu befreien. Auch die Auswirkungen aus der Tatsache, daß der Apotheker die Auswahl des Medikaments treffen darf, können schlimme Folgen haben, was durch meinen Fall bewiesen ist. Ich könnte mir vorstellen, daß auch Sie erstklassige Therapie nutzen bzw. wählen, wenn in Ihrer Familie jemand ernsthaft erkranken würde.

Als zweites Beispiel kann ich Ihnen ein zur Zeit aktuelles Thema nennen. Es handelt sich um den Leiter der Selbsthilfegruppe Epilepsie Marl (Hamm). Da ich Herrn Jürgen Pfeiffer persönlich kenne, verfolge ich seine gesundheitlichen Probleme seit der Einnahme von Generika mit großem Interesse. Die durch die gesundheitlichen Probleme erforderliche Behandlung zieht sich schon einige Monate hin. Er muß nun erneut in das Epilepsiezentrum Bethel in Bielefeld. Hier ist der von Ihnen angestrebte Synergieeffekt durch Behandlung mit Generika ins Gegenteil gekehrt. Können Sie die enormen Kosten durch die jetzt erforderlichen Maßnahmen erahnen ? Ich stelle fest, daß Ähnlichkeiten vorhanden waren. Die Kopie einer diesbezüglichen Veröffentlichung über die Anfangssituation der Beschwerden von Herrn Jürgen Pfeiffer füge ich bei.

Ich würde mich freuen, wenn Sie Zeit fänden und zu meiner Zuschrift Stellung nehmen könnten. Vielen Dank im voraus.

Mit freundlichen Grüßen

RALF-GEORG ALTGELD