Schwerpunkt "Epilepsie und Behinderung" in Unna
Neue Station für die regionale Versorgung
Das Evangelische Krankenhaus verfügt seit April dieses Jahres eine spezielle Diagnostik- und Therapiestation für Menschen mit Mehrfachbehinderungen und schwer behandelbarer Epilepsie.
Das Angebot richtet sich zunächst an die Patienten, die bisher in einer Abteilung der Bodelschwinghschen Anstalten in Hagen-Breckerfeld stationär behandelt wurden. Im Rahmen der Umstrukturierungsmaßnahmen innerhalb des Verbundes evangelischer Krankenhäuser in Westfalen, VALEO, wurde beschlossen, diese Einrichtung verkehrsgünstiger am Ballungsgebiet Dortmund-Unna-Hamm zu etablieren. Die Integration in die Neurologische Klinik des Krankenhauses hat zwei positive Effekte: Bei Bedarf steht für die stationären Patienten das gesamte Repertoire der neurologischen Diagnostik im Hause zur Verfügung; andererseits kommt hiermit auch fachliche Expertise aus der Diagnostik und Therapie schwieriger Epilepsien den Patienten mit Anfällen zugute, die andernfalls an einem überregionalen Zentrum angemessener behandelt würden.
"Sehr gern haben wir diese Aufgabe übernommen", sagte Dr. E. Finke, Chefarzt der Neurologischen Klinik des EK, "gibt es uns doch die Möglichkeit, das Diagnose- und Therapiespektrum unserer Klinik zu erweitern, der Bevölkerung ein weiteres regionales Angebot zu machen und gleichzeitig einen Beitrag zur Integration von Behinderten in unserer Gesellschaft zu leisten".
Die Patienten kommen aus der näheren Umgebung, aber auch aus Einrichtungen bis nach Hessen und aus dem Rheinland. Zur Aufnahme ist eine Einweisung des behandelnden Arztes, wie bei einem sonstigen Krankenhausaufenthalt auch, erforderlich. Die neu renovierte und in der Farbgestaltung angenehm unaufdringlich gehaltene Station bietet eine in sich unabhängige räumliche Einheit, die sich von einer Akutstation deutlich unterscheidet und sehr viel wohnlicher wirkt. "Die Patienten brauchen aufgrund ihrer Störung einen geschützten Raum, in dem wir sie behandeln und pflegen können", sagt Dr. Finke. Dazu gehören auch eine Beschäftigungstherapie, eine Soziotherapie und eine auf der Station eingerichtete Diagnoseeinheit zur Überwachung und Beurteilung von komplexen epileptischen Störungsmustern. Weiterhin sind Krankengymnastik und Neuropsychologie in die Behandlung eingebunden.
"Dieses ist aber nur der erste Teil unseres Konzeptes. Noch im Aufbau befindet sich ein Bereich, der unser bereits gutes Angebot an elektrophysiologischer Diagnostik bezüglich der Diagnose und Therapie von Epilepsien durch Video-EEG-Aufzeichnungen über 24 Stunden und länger ermöglicht," erläutert Dr. Finke weiter. Ein Mensch mit unklaren Bewusstseinsstörungen oder anderen flüchtigen Körperstörungen wird an eine Ableitungseinheit angeschlossen und kontinuierlich überwacht. So können diagnostische Fragen, die bei manchen Patienten über Jahre unklar blieben, durch genaue Analyse der Anfälle - oder anfallsartigen Ereignisse - mit Video und EEG meist eindeutig geklärt werden. Erst bei genauer Diagnose kann dann auch die Therapie geprüft und optimiert, manchmal auch erst eingeleitet werden. Dabei wird großer Wert auf eine enge Zusammenarbeit mit dem Epilepsiezentrum in Bielefeld-Bethel und dem primär behandelnden Arzt gelegt.
Nach Abschluss der Umstrukturierungsarbeiten ist für Oktober 2005 die offizielle Eröffnung geplant.
Bielefeld, den 19.6.05, Dr. J. Schmitt