8. Epilepsieseminar – 11.03.2006

Leopoldina-Krankenhaus Schweinfurt


Die langjährig bewährte Zusammenarbeit des Leopoldina-Krankenhauses mit CA Dr. med. Herrmann, OA Dr. med. R. Koch, dem niedergelassenen Kinder- und Jugendarzt Herrn Dr. Unkelbach sowie unserer „SHG für anfallskranke Kinder Main- Rhön e.V.“ führte auch in diesem Jahr zum Erfolg des inzwischen 8. Epilepsie Seminars der Kinderklinik des Schweinfurter Leopoldina-Krankenhauses.

Zu den fast 120 Teilnehmern gehörten Ärzte und medizinisches Personal, Betroffene sowie Angehörige.

Pharma- und Medizinproduktefirmen leisteten ihren Beitrag als Sponsoren und waren mit Infoständen präsent.

Das Thema „Adjuvante Therapien bei pharmakoresistenten Epilepsien“ wurde durch die Referenten

Frau Dr. S. Rinnert
Kinderneurologisches Zentrum Düsseldorf
Ketogene Diät

und

Herrn Dr. J. Sperner
Uni- Klinik Lübeck
Vagusnervstimmulation

für jeden verständlich, mit großem persönlichen Interesse und durchaus kritisch dargeboten.




Ketogene Diät:

Günstige Auswirkungen eines Fastens auf Epilepsie waren schon in der Antike bekannt. Anfang des letzten Jahrhunderts wurden erneut entsprechende Beobachtungen veröffentlicht. So entstand in den 20er Jahren die Ketogene Diät.
Diese fettreiche und kohlenhydratarme Diät führt den Körper - ebenso wie eine Hungerepisode - in eine ketogene Stoffwechsellage. Dies erwies sich als effektiv und fand zunächst Verbreitung.
Mit der Endeckung wirksamer Medikamente geriet sie jedoch in Vergessenheit und wurde erst in den 70er Jahren in den USA erneut entdeckt.
Bis heute ist der Wirkmechanismus nicht genau bekannt. Sie führt aber bei etwa einem Drittel der behandelten Kinder zu einer Verbesserung der Anfallsfrequenz, zum Teil sogar zur Anfallsfreiheit. Ein Muss ist die Behandlung bei Pyruvatdehydrogenasemangel (PDH- Mangel) und Glukosetransporterdefekt (Glut 1-Defekt).
Frau Dr. Rinnert verdeutlichte die absolute Notwendigkeit der genauen Beratung der Familien, der Umstellung des Patienten in Verbindung mit einem mindestens einwöchigen Krankenhausaufenthalt in einer entsprechend kompetenten Klinik und der weiterhin engen Zusammenarbeit zwischen Patienten, Familien und Arzt.
Nur so kann die ketogene Diät erfolgreich und komplikationsarm durchgeführt werden.






Herr Dr. J. Sperner war erst am Abend zuvor von einem Vortrag aus den USA zurückgekehrt.
Auch er betonte die Wichtigkeit der professionellen Anwendung adjuvanter Therapien.

Vagus-Nerv-Stimulation:
Der Vagus-Nerv-Stimulator sendet in regelmäßigen Abständen elektrische Reize über eine Elektrode und den Nervus vagus an das Gehirn. Die Implantation erfordert in der Regel keinen längeren stationären Krankenhausaufenthalt.
Besonders wichtig ist jedoch die individuelle Einstellung der Intensität des Stimulators.
Diese kann ambulant erfolgen und bis zum Erfolg durchaus einen längeren Zeitraum in Anspruch nehmen. Der Patient kann auch selbst gezielt eine zusätzliche Stimulation auslösen, um z.B. bei einer Aura die aufflammende epileptische Aktivität zu vermindern. Dazu bekommt er einen Magneten den er streichend über den Stimulator führt.

Im Anschluss an die Vorträge gab es eine rege Diskussion. Besonders erfreulich war hier das Zusammenwirken von Betroffenen und Behandelnden.


Thomas Heinrich,
SHG Eltern anfallskranker Kinder Main-Röhn e.V.