Liebe Frau Fey.

Die beiden Spielfilme "zur Epilepsie", die im letzten "epiKurier" ausführlich besprochen werden, verdienen wirklich größte Aufmerksamkeit. Karl-Heinz Berner fragt sich darin zurecht, warum eigentlich immer nur Horrorfilme mit Epilepsie? Ein Grund ist vielleicht, daß wir alle "einen Horror" vor Grand-mal-Anfällen haben; denn nur solche oder Ähnliches wird uns ja  horrormäßig vorgesetzt. So gesehen wäre es schön, wenn Berner recht hätte, daß Epilepsie "in den Medien nicht genügend beachtet" wird. Leider tauchen die "Horrorbilder" (und die damit verbundenen Ängste) von Menschen mit Anfällen zu häufig im Fernsehen auf, selbst in Filmberichten, die sich ansonsten wissenschaftlich geben.
Renate Windisch hat sich dankenswerterweise ausführlich mit dem interessanten Film "Requiem" befaßt. Sie verweist zu Recht darauf, daß der katholische Exorzismus von der Kirche in Deutschland nicht mehr (oder nur noch selten?) zugelassen wird. Leider paßt das sonstige Interesse des Vatikans für Teufelsaustreibungen wenig zu dieser klugen Enthaltung. In Rom gibt es wieder gut belegte Kurse in Exorzismus. Der vatikanische Exorzismus-Fachmann durfte sogar in einer sehr populären italienischen Sonntagsnachmittagssendung (für die ganze Familie) seine absurden Teufelsbotschaften verkünden! Von dieser Seite ist also wenig Hilfe gegen den Horror zu erwarten.
Ich habe nicht verstanden, warum Karl-Heinz Berner (?), die Redaktion (?) das Buch "Anneliese Michel und ihre Dämonen" zum Nachlesen empfiehlt. Goodman verbreitet in diesem Buch u.a. recht fragwürdige Theorien über die Wirkung von Antiepileptika.
Schon der Titel macht stutzig. Frau Michel hatte ja in Wirklichkeit keine Dämonen. Sie wurden ihr (und werden uns) aufgeschwatzt. Dämonen sind für die biblische Zeit durchaus ernst zu nehmen.  Damals gab es ja keine wissenschaftliche Medizin und die Menschen konnten sich vieles nicht anders erklären als durch die Anwesenheit außer- und übermenschlicher Kräfte. Heute gibt es die Epileptologie. Und wer damals mit heute verwechselt, dem "gelingt" leicht ein Horrorszenarium. In unserem Leben läßt sich nicht alles ausrechnen und wissenschaftlich-epileptologisch erledigen. Weiß Gott! Unsere Dämonen mit mittelalterlichen Praktiken anzugehen, sollte sich dennoch verbieten.
Übrigens: Der Titel der Examensarbeit, die Anneliese Michel vor ihrem Tod abschließen konnte, lautet: "Die Aufarbeitung der Angst als religionspädagogische Aufgabe" Vielleicht steht in dieser Arbeit etwas, was Menschen mit Epilepsie wirklich helfen kann.
Mit freundlichen Grüssen


Stefan Heiner, Italien