„Bausteine“ unterstützen die Ausbildung und Eingliederung junger Menschen mit Epilepsie

Zuschauer betrachten die Ausstellung Unterfranken „Epilepsie: Annäherung an ein Phänomen“



Projektleiterin Frau Schmid bei der Darstellung der erarbeiteten „Bausteine“



„Bausteine“ mit Hinweistafel für den Fachtag

Fachtag des Modellprojekts Epilepsie am 1. Juli 2009 in Waiblingen

Michelangelo, Sokrates und Napoleon - Menschen mit Epilepsie befinden sich in illustrer Gesellschaft berühmter Persönlichkeiten. Mit welchen Problemen die Betroffenen heute konfrontiert werden und wie die beruflichen Eingliederungschancen für sie in unserer Gesellschaft verbessert werden können, damit beschäftigt sich seit zweieinhalb Jahren ein multiprofessionelles Projektteam aus den Berufsbildungswerken Waiblingen und Offenburg und dem Epilepsiezentrum Kork.
Im Rahmen des zweiten Fachtags Epilepsie konnten neben fachlichen Impulsen bereits erste Ergebnisse präsentiert werden.

Projektleiterin Helga Schmid aus Waiblingen führte den 110 Teilnehmern zunächst die Schwierigkeiten vor Augen, denen epilepsieerkrankte junge Menschen im Rahmen ihrer Suche nach einer beruflichen Perspektive begegnen. Durch Unwissenheit oder diffuse Vorstellungen über Epilepsie werden sie mit Vorurteilen und Ängsten konfrontiert und haben oft erheblich eingeschränkte Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten.

Dabei, so führte Dr. med. Kristin Hupfer, Betriebsärztin bei der BASF AG in Ludwigshafen, aus, zeigt ein genaues und angstfreies Hinsehen oft erheblich mehr Perspektiven auf. „Bei jedem Einzelfall ist eine differenzierte Betrachtungsweise der Epilepsie und des angestrebten Berufes notwendig. Für unsere betroffenen Mitarbeiter konnten wir so jeweils passende Lösungen finden. Relevant ist, ob die ausgeübten Tätigkeiten berufsbestimmend sind.“ Dr. Hupfer hat selbst mitgewirkt an der Aktualisierung des Regelwerkes der Berufsgenossenschaft BGI 585, den „Empfehlungen zur Beurteilung beruflicher Möglichkeiten von Personen mit Epilepsie“ und konnte so anhand von konkreten Beispielen differenzierte Vorgehensweisen aufzeigen. Die Beurteilung der Arbeitsplatzmöglichkeiten wird vom behandelnden Facharzt ausgestellt und ist verbindlich. Das entwickelte Regelwerk beurteilt die Gefährdungskategorien einzelner Berufe und Arbeitsplätze. Fachärzte hätten so eine gute Handreichung bei der Beurteilung der Berufswahl junger Menschen mit Epilepsie.

Wie es auch gehen kann zeigte Peter Brodisch, Leiter der EpliepsieBeratung München. Bayern hat ein funktionierendes Netzwerk von Beratungsstellen aufgebaut und bietet damit sowohl für Betroffene als auch für Arbeitgeber Ansprechpartner. Gemeinsam können, auch durch konkrete Arbeitsplatzbegehungen, individuelle Lösungen gefunden werden. Und die Betroffenen, die sich häufig genug ihrer Krankheit schämen, treffen auf Personen, die ihnen ohne Berührungsängste gegenübertreten.

Die Fachtagsteilnehmer konnten am Nachmittag in verschiedenen Workshops ihr Wissen erweitern. Angebote waren: Schulalltag und Epilepsie; Berufliche Rehabilitation junger Menschen mit Epilepsie, Übergang Ausbildung-Arbeit; Haftung und Verantwortung im betrieblichen Alltag; Integrationsfachdienst; Epilepsieberatungsstelle und modulares Schulungsprogramm Epilepsie (MOSES).

Als Hilfestellung bei der Integration junger Menschen mit Epilepsie in das Arbeitsleben und gegen die bestehenden Vorurteile und Ängste wurden von den Projektmitgliedern bereits mehrere praktische Handreichungen entwickelt, die über www.modellprojekt-epilepsie.de angefordert und teilweise direkt heruntergeladen werden können.

Das CJD Jugenddorf Offenburg, das Epilepsiezentrum Kork und das Berufsbildungswerk Waiblingen sind Projektpartner im „Modellprojekts Epilepsie zur Verbesserung der Ausbildung und Eingliederung junger Menschen mit Epilepsie“, das finanziert wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Ziel ist es, die Ausbildungschancen und das Ausbildungsspektrum junger Menschen mit Epilepsie im Südwesten Deutschlands zu erweitern und zu verbessern.
Kontakt: Information und Beratung
Für Fragen stehen das Info-Telefon und die Info-Mail des Modellprojekts zur Verfügung.
Fragen und Beratungswünsche werden erfasst und an die jeweiligen Experten (Medizin, Psychologie, Sozialarbeit, Sozialpädagogik) weitergeleitet und von diesen beantwortet.
Tel. 07851 – 84 24 01
E-Mail: info@modellprojekt-epilepsie.de
Internet: www.modellprojekt-epilepsie.de