Wertvoll trotz Handicap
Firma LWF Lang in Feucht bei Nürnberg beschäftigt Behinderte
Auf dem Arbeitsmarkt herrschen immer härtere Bedingungen, die Wirtschaftskrise hinterlässt deutliche Spuren. Hinter steigenden Arbeitslosenzahlen stecken unzählige menschliche Schicksale. Der Verlust des Jobs und die oft lange vergebliche Suche nach einer Neuanstellung zerren am Selbstvertrauen. Zahlreiche Gesunde und voll Einsatzfähige leiden unter dieser Situation - für Menschen mit Behinderung, die sowieso schon mit ihrem Handicap zurechtkommen müssen, gestaltet sich die Suche nach einem Arbeitsplatz noch viel komplizierter. Arbeitgeber haben gegenüber Behinderten oftmals Vorbehalte und wollen sich mit ihnen „nicht belasten“. Eine rühmliche Ausnahme ist die Firma LWF Lang in Feucht bei Nürnberg.
Walter Lang unterscheidet im Gespräch nicht zwischen seinen Beschäftigten mit und ohne Behinderung. „Unsere Mitarbeiter sind alle sehr lange bei uns, meistens mehr als zehn Jahre. Sie fühlen sich mit der Firma sehr verbunden“, erzählt der Geschäftsmann. Fast jedes Jahr bildet er aus, nahezu permanent bietet er Praktika an, in Verbindung mit den Rummelsberger Anstalten, dem Berufsbildungswerk Nürnberg, aber auch für Maschinenbaustudenten.
Sein Unternehmen stellt für die Lebkuchenindustrie verschiedene Teigstreichmaschinen her - als einzige Firma weltweit. Im Bereich der Lohnfertigung reicht das Spektrum von Kleinteilen bis hin zu drei Meter großen Fräs- und Drehteilen. Modernste CNC-Maschinen ermöglichen es, mit hoher Präzision zu fertigen. Zudem ist LWF Lang nach DIN 9001 und DIN 6700-2 zum Schweißen von Schienenfahrzeugen zertifiziert. Zu den Kunden gehören bekannte Konzerne wie Siemens, Scheffler, Magna, Bombardier, aber auch Lambertz und Schmidt Lebkuchen. Aufträge bekommt die Feuchter Firma national und international, unter anderem aus China, Portugal und Österreich.
32 Mitarbeiter beschäftigt Walter Lang in seinem Familienunternehmen, darunter derzeit zwei Behinderte. Einer davon ist Georg Elblein – er hat Epilepsie und arbeitet in der Sägerei. Er ist für den Materialzuschnitt zuständig und „arbeitet komplett selbstständig“, berichtet sein Chef. Als sein ehemaliger Arbeitgeber schließen musste, suchte Elblein zwei Jahre lang vergeblich nach einem neuen Job. Die vielen Absagen auf seine Bewerbung waren eine frustrierende Erfahrung für ihn.
Walter Lang plädiert dafür, Menschen mit Handicap eine Chance zu geben. Man dürfe sie nicht überfordern, aber trotz ihrer körperlichen Einschränkungen könnten sie wertvolle Arbeit leisten. Als engagiert und flexibel beschreibt er die Behinderten in seinem Betrieb. Aufgrund seiner positiven Erfahrungen überlegt Lang zudem, einen weiteren einzustellen.
Die Bedenken anderer Arbeitgeber gegenüber Behinderten kann er generell nicht nachvollziehen. „Sie sind oft sogar motivierter als andere.“ Man müsse aber sehen, wie die Betroffenen trotz ihres Handicaps in die Arbeitsabläufe eingebunden werden können. Daher spricht er sich für eine Testphase von drei Monaten aus, denn dass es nicht immer klappt, musste Lang auch feststellen.
Walter Lang ist mit seiner offenen Einstellung gegenüber behinderten Arbeitnehmern eine Ausnahme, weiß Reinhard Papkalla, ehrenamtlicher Behindertenbeauftragter des Marktes Feucht. „Für eine Firma in der Größenordnung ist das ungewöhnlich.“ Er weiß aus vielen Gesprächen mit Gehandicapten, wie schwer der fehlende Job wiegt. „Sie haben keine Chance, sich zu beweisen, sind vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen und können aus dem Beruf keine Bestätigung ziehen.“ Bei vielen Arbeitgebern herrsche noch der Irrglaube, dass man einen Behinderten bei Problemen nicht mehr loswird. „Wenn die Leistung nicht stimmt, kann man ihn genauso kündigen wie andere“, stellt Papkalla
fest. Er weist auf die möglichen Fördermittel für Arbeitgeber hin, über die man sich jederzeit beim zuständigen Integrationsamt bzw. Integrationsfachdienst (www.integrationsaemter.de bzw. www.integrationsfachdienst.de) erkundigen kann.
Martina Rüsing,
© "Der Bote, Feucht"