„Unser Ziel ist die Anfallsfreiheit“

Das Epilepsiezentrum wurde 1987 als Gemeinschaftsprojekt der Neurologischen und der Neurochirurgischen Klinik gegründet – heute zählt es zu einem der modernsten Zentren Deutschlands.

Erlanger Epilepsiezentrum gehört deutschlandweit zu den modernsten seiner Art


Das Epilepsiezentrum der Neurologischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Stefan Schwab) des Universitätsklinikums Erlangen ist als Zentrum der höchsten Versorgungsstufe führend bei der Therapie und der Erforschung von schwer behandelbaren Epilepsien. Das interdisziplinäre Team versorgt jährlich rund 3.000 ambulante und 400 stationäre Patienten. „Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht die Verbesserung der Lebensqualität und die Anfallsfreiheit der Patienten“, sagt Prof. Dr. Hajo Hamer, Sprecher des Epilepsiezentrums.

Das Herzstück des Erlanger Epilepsiezentrums ist die Video-EEG-Monitoring-Einheit, die durch eine systematisierte Aufzeichnung wichtige Informationen über das Anfallsgeschehen liefert. Dabei werden während eines Anfalls gleichzeitig das Patientenverhalten mit einer Videokamera und die Hirnströme mittels EEG festgehalten. „Das Ziel dieser simultanen Doppelbildaufzeichnung ist eine möglichst genaue Bestimmung der Hirnregionen, in denen das epileptische Geschehen seinen Ursprung hat“, erklärt Prof. Hamer. Eine Besonderheit: Die Patienten sind nicht mit einem festen Kabel am Überwachungssystem angeschlossen, sondern können sich während der Diagnostik in den Schlaf- und den Aufenthaltsräumen frei bewegen. „Wir haben unser System im Jahr 2004 komplett neu installiert und die Monitoring-Einheit 2011 aufwendig renoviert“, sagt Hajo Hamer. „2016 erweitern wir die Station nochmals mit den neuesten technischen Möglichkeiten, sodass wir in Erlangen deutschlandweit eines der modernsten Epilepsiezentren haben.“

Der Schwerpunkt von Prof. Dr. Hajo Hamer (re.) ist die Behandlung von Epilepsie-Patienten, denen mit Medikamenten nicht ausreichend geholfen werden kann.

Grundsätzlich werden Epilepsien unterteilt in generalisierte und fokale Verlaufsformen. Bei einer generalisierten Epilepsie geht ein Anfall gleichzeitig von weiten Teilen des Gehirns aus und ist beispielsweise nicht auf eine Hirnhälfte eingrenzbar. Diese Art der Erkrankung lässt sich meistens gut mit Medikamenten behandeln. „Bei der medikamentösen Therapie orientieren wir uns an neuesten Erkenntnissen und Richtlinien. Außerdem stehen den Patienten modernste Arzneimittel zur Verfügung, die unter Umständen noch im Rahmen von Studien eingesetzt werden“, schildert Prof. Hamer. Fokale Epilepsien hingegen gehen von einem bestimmten Teil des Gehirns aus. Bei diesen sogenannten lokalisationsbezogenen Epilepsien stellt sich durch Pharmazeutika ebenfalls oft eine Besserung ein. Aber nicht allen Betroffenen helfen die Medikamente. „Dann können wir versuchen, das erkrankte Gewebe in einem operativen Eingriff zu entfernen und so Anfallsfreiheit herzustellen“, erklärt Hajo Hamer.

Die Ärzte in Erlangen haben umfangreiche und langjährige Erfahrungen in der Epilepsiechirurgie. Dazu gehören z. B. EEG-Ableitungen direkt am Gehirn sowie verschiedene weitere Verfahren, um das epileptische Gewebe sicher und schonend zu entfernen. „Die Entscheidung über die Anwendung epilepsiechirurgischer Therapieverfahren wägen wir in einer interdisziplinären Konferenz mit Neurologen, Neuropsychologen, Neurochirurgen, Nuklearmedizinern, Neuroradiologen und Neuropathologen sehr sorgfältig ab. Die Wege bei uns sind kurz, denn alle beteiligten Disziplinen sitzen in den Kopfkliniken unter einem Dach.“ Darüber hinaus werden in Erlangen die Vagusnervstimulation und die Tiefenhirnstimulation als wirksame Therapieformen eingesetzt.

„Wir bieten den Patienten hier am Uni-Klinikum Erlangen umfassende diagnostische Möglichkeiten und die am besten geeignete Therapieoption“, fasst es der Zentrumssprecher zusammen.

Anja Waldow,
Uni-Klinikum Erlangen, Stabsabteilung Kommunikation

Kontakt:


Epilepsiezentrum der Neurologischen Klinik
Schwabachanlage 6 (Kopfkliniken)
91054 Erlangen
www.epilepsiezentrum.uk-erlangen.de
Sekretariat: 09131 85-39116
Epilepsieambulanz: 09131 85-32025


Bilder-Quelle: Uni-Klinikum Erlangen