No Sports?!

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Wer kennt es nicht, das Zitat, das Churchill in den Mund gelegt wurde: „No Sports“, so seine angebliche Antwort auf die Frage, wie er als passionierter Zigarrenraucher und Whisky-Liebhaber sein hohes Alter erreicht habe. Aber so unsportlich war der Literaturnobelpreisträger Churchill gar nicht, als begeisterter Reiter und Polospieler, als Fechter und Schütze war er immer sportlich aktiv.

 

No Sports, das ist auch die Maxime einiger Epilepsie-Patienten, die aus Angst vor dem nächsten Anfall, vor der Verletzungsgefahr oder aus anderen Gründen sich lieber in die Gruppe der „Couchpotatoes“ einreihen, als sportlich aktiv zu werden (wobei man nicht unbedingt Epilepsie haben muss, um Sport oder Bewegung zu vermeiden ;-) ).

 

Aber wie ist das nun, kann man mit Epilepsie Sport machen oder nicht? Ja, man kann! Fallschirmspringen, Tauchen oder Autorennsport sind zwar nicht geeignet, wenn man hin und wieder noch Anfälle hat, das ist klar. Aber es spricht nichts gegen Gymnastik, Aerobic, Joggen, Tennis oder ähnliche sportliche Angebote. Einen Überblick über verschiedene Sportarten und ihre Eignung bei den unterschiedlichen Anfallsarten und -häufigkeiten bietet die Broschüre Sport bei Epilepsie der Stiftung Michael, verfasst von Christine Dröge, Rupprecht Thorbecke, und Christian Brandt (Bezugsquelle am Ende des Artikels). Aber welchen Vorteil bringt Sport denn nun eigentlich?

 

Sport stärkt nicht nur das Herz-Kreislaufsystem, den Stoffwechsel, die Muskulatur, sondern auch das Gedächtnis, das Selbstwertgefühl und die soziale Kompetenz. Sport wirkt nachweislich antidepressiv und verbessert die Körperwahrnehmung. Und bis auf sehr, sehr seltene Ausnahmen (z. B. bestimmte Reflexepilepsien) treten während sportlicher Betätigung keine Anfälle auf.

 

Ganz im Gegenteil, das EEG während körperlicher Aktivität zeigt viel weniger Auffälligkeiten als in einer Ruhephase. Regelmäßiger Sport kann sogar die Anfallsfrequenz erheblich senken. Und selbst wenn ein Anfall mit Sturz kommen sollte, ist er z. B. auf dem Fußballplatz wesentlich verletzungsärmer als zuhause in Bad oder Küche.

 

Gerade für Kinder ist Bewegung außerordentlich wichtig und die Teilnahme am Sportunterricht oder Sport im Verein für die Entwicklung nur von Vorteil - also keine generelle Befreiung vom Schulsport, sondern lieber eine detaillierte Risiko-Nutzen-Bewertung mit dem Arzt vornehmen und den Sportlehrer oder Trainer entsprechend informieren. Auch Wettkampf- und Profisport ist mit Epilepsie möglich, das zeigen zahlreiche Beispiele, wie der Fußballer Uwe Haas, Radprofi und Weltmeisterin Marion Clinget, Turner Lucas Fischer….

 

Es lohnt sich also, den Kampf mit dem inneren Schweinehund aufzunehmen, die Broschüre der Stiftung Michael zu studieren und mit dem Neurologen zu sprechen.

 

Susanne Fey, Wuppertal

 

Sport bei Epilepsie
Schriften über Epilepsie, Bd. V,
1. Auflage, 2011, 76 Seiten
kostenlos erhältlich bei:
Stiftung Michael
www.stiftungmichael.de/schriften/sport/
oder Tel.: 0228 94554540