Zur Treue gehören immer zwei!
Für mehr Vertrauen und Offenheit sprachen sich rund 120 Patienten und Ärzte auf der gemeinsamen Fachtagung am 25. Mai 2016 im Ärztehaus Düsseldorf aus.
Viele Patienten haben gute Gründe, sich nicht therapietreu zu verhalten. Dazu meint Dr. Potthoff: „Problematisch ist, wenn dies in der Sprechstunde unausgesprochen bleibt. Studien zufolge nehmen rund 30 der Patienten, darunter selbst lebensbedrohlich Erkrankte, ihre Medikamente nicht oder nicht in der verordneten Weise ein.“
KVNO und Patientenvertreter nahmen dies zum Anlass, mit Ärzten und Patienten darüber zu reden.
Insgesamt ergab sich ein breiter gemeinsamer Nenner bezüglich der Erfolgsfaktoren für Therapietreue.
Alle Ergebnisse zeigen, dass sich Patienten und Ärzte mehr Zeit für eine verständliche und ausführliche Kommunikation wünschen und die gegenseitige Wertschätzung als Grundlage für eine gelingende Therapietreue sehen. „Zu einer intakten Beziehung zwischen den Beteiligten gehört, dass der Patient dem Arzt erklären kann, warum er die Arznei nicht einnimmt“, betonte Rita Januschewski, Koordinatorin der Gesundheitsselbsthilfe NRW. Ihr Mitstreiter Dr. Volker Runge berichtete, dass die Selbsthilfe-Organisation mit ihren 70 Mitgliedsverbänden Fortbildungen für Patienten zur Übernahme von Eigenverantwortung durchführt. Dr. Peter Potthoff, Vorsitzender der KV Nordrhein, kann damit leben, wenn sich der Patient gegen eine Therapie entscheidet, „aber ich als sein Arzt möchte dies gerne wissen, damit ich gemeinsam mit ihm nach Alternativen suchen kann“.
Sowohl Patienten als auch Ärzte sehen die Informationsüberflutung kritisch. Insbesondere Internet-Foren oder Empfehlungen von „guten Nachbarn“ können die Arzneimitteltherapie negativ beeinflussen“, berichtete Stephanie Theiß, Leiterin der Kooperationsberatung für Selbsthilfegruppen, Ärzte und Psychotherapeuten der KV Nordrhein.
Petra Belke, Leiterin der KOSKON NRW, einer landesweiten Einrichtung für Selbsthilfeunterstützung, wünscht sich vor allem, dass auch die Ängste der Patienten im Gespräch berücksichtigt werden. Hausarzt Dr. Ralf Raßmann zum Beispiel erklärt, dass Medikamente kein „Gift“, sondern Stoffe mit erwünschten und unerwünschten Wirkungen seien.
Dirk Meyer, Patientenbeauftragter NRW, betont: „In unserem Vorbereitungskreis haben wir eine Form gefunden, als Patientenorganisationen und KV Nordrhein „auf Augenhöhe“ zu kommunizieren. Augenhöhe heißt für mich, den Anderen in seinem Anderssein zu akzeptieren. Wir kommunizieren nicht als Gleiche, sondern als Ungleiche, aber Gleichwertige.“
Es bestand Konsens, dass letztlich mehr als zwei an der Therapietreue beteiligt sind, so dass mittelfristig weitere Berufsgruppen beziehungsweise Institutionen wie Apotheker und Krankenhausärzte in den Austausch einbezogen werden sollten.
Rita Januschewski,
Koordinatorin Gesundheitshilfe NRW
Kontakt:
Der Paritätische NRW
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Bilder – Quelle: Der Paritätische NRW