Dravet-Familienkonferenz

Der Vorstand des Dravet-Syndrom e.V.: vorn sitzend: Serpil Budak, dahinter( v.l.): Britta Alagna, Nicole Lamla, hinten (v.l.): Stefanie Schubert, Silke Flege, Sabine Brand

Kennenlern- und Wiedersehensabend – 17.03.2017

 

Es gab ein großes Hallo am Vorabend zur Dravet-Familienkonferenz in Frankfurt. Viele kannten sich bereits durch Online-Portale oder vorherige Treffen (Regionaltreffen, Familienfreizeit, Familienkonferenzen der Vorjahre). Und so war es einfach nur schön, in so viele bekannte – aber auch neue – Gesichter zu blicken und sich gemeinsam auf zwei spannende Konferenztage zu freuen.

 

Besonders froh waren wir über den Besuch unseres Schirmherrn Wigald Boning. Die Prominenz am Tisch nebenan sorgte teilweise für Verwirrung und Erstaunen. Gemeinsam mit dem Künstler Thommes Nentwig malte Wigald Boning an dem Abend ein Bild, das wir bei passender Gelegenheit noch versteigern werden.

 

1. Konferenztag – 18.03.2017

 

Bei der diesjährigen Familienkonferenz waren es mit gut 150 Teilnehmern (132 Erwachsene, 22 Kinder) so viele wie in keinem Jahr zuvor. Über die rege Teilnahme und das große Interesse haben wir uns sehr gefreut.

 

Am Samstagmorgen begrüßte uns Herr Prof. Dr. Kieslich, Leiter der Kinder- und Jugendmedizin mit Schwerpunkt Neurologie, Neurometabolik und Prävention, Uniklinik Frankfurt. Durch ihn wurde der Tagungsort der diesjährigen Konferenz ermöglicht.

 

Es folgte ein sehr informativer Vortrag von Herrn Dr. Ulrich Hafkemeyer, Facharzt für Orthopädie, Kinderorthopädie, Physio- und Bobath-Therapeut. Er ist Leiter des Sozialpädiatrischen Zentrums in Coesfeld. Aufgrund seiner umfangreichen Erfahrungen konnte er den Erfolg vieler konservativer orthopädischer Versorgungen demonstrieren. Mit dem Leitspruch „eine nicht gut gemachte Orthese kann man wegwerfen, aber eine operative Versorgung ist endgültig“ schaffte er sich im Publikum viele Freunde. In seinen Räumlichkeiten finden seit 2013 einmal jährlich die orthopädischen Dravet-Tage in der Karwoche statt. Die Anmeldungen für 2018 werden ab sofort über Silke Flege (s.flege(at)web.de) entgegengenommen.

 

Anschließend berichtete Dr. Tilman Polster, leitender Arzt im Epilepsiezentrum Bethel, Krankenhaus Mara, Bielefeld, und verantwortlicher Studienkoordinator,  über die seit Ende 2016 laufende Fenfluramin-Studie in Deutschland. Die Studienteilnahme von Dravet-Patienten kann in 8 verschiedenen Studienzentren, die über Deutschland verteilt sind, erfolgen. Grundsätzlich sollen sich alle Interessenten aber zunächst in Bielefeld unter der Tel. 0521 77278888 (Frau Witte-Bölt) melden. Dr. Polster ging ausführlich auf die sehr enggefassten Studienvoraussetzungen und deren Hintergründe ein.

 

Nach einem gemeinsamen Mittagessen in der Mensa folgte die Vorstellung einer Versorgungsstudie zum Dravet-Syndrom durch Herrn Prof. Dr. Adam Strzelczyk, Facharzt für Neurologie, Universitätsklinikum Frankfurt/Main. In dieser Studie geht es sowohl um die Lebensqualität und Versorgungssituation von Dravet-Patienten als auch deren Familien. Die Erkrankung Dravet-Syndrom hat erhebliche Auswirkungen auf den Betroffenen und seine Angehörigen. Erstmalig in Deutschland möchte eine Studie daher wissen, welche Kosten mit dieser Krankheit verbundenen sind, welche Einschränkungen sie auf die Lebensqualität hat und wie die Auswirkungen auf das familiäre Umfeld sind. Die Ergebnisse sind wichtig, um z. B. neue Forschungsansätze zu geben und eine einheitliche Versorgungssituation der Krankenkassen in ganz Deutschland zu gewährleisten.

 

Mehr Informationen zu beiden Studien finden Sie auf unserer Homepage:

www.dravet.de

 

Als letzten Tagesordnungspunkt stellte Herr Dr.-Ing. Johannes Kreuzer das von ihm entwickelte Ohrthermometer „degree vor. Ein flexibles Fieberthermometer, das bei Kindern durchgehend die Temperatur im Gehörgang misst und diese bei Bedarf an das Smartphone der Eltern sendet. Es wurde speziell für Kinder angepasst, so dass es Tag und Nacht tragbar ist. Die Teilnehmer zeigten sich sehr interessiert, weil gerade Dravet-Patienten bei schnellen Temperaturschwankungen häufig krampfen. So ergibt sich die Möglichkeit, eine angepasste statt einer festgelegten Fiebersenkung zu betreiben.

 

Im Anschluss fand die Mitgliederversammlung des Vereins statt. Trotz des schon sehr langen Tages fanden sich sehr viele Mitglieder des Dravet-Syndrom e.V. ein. Neben den regulären Tagesordnungspunkten berichtete Mario Kube über seine Teilnahme an einem Cannabis-Workshop in Göttingen.

 

Ab 19:00 Uhr trafen sich alle zu einem gemütlichen Abend in einem Restaurant. Wir hatten dort einen großen Raum für uns und das sehr schmackhafte Buffet rundete diesen Abend ab.

Reanimation mit Prof. Strzelczyk (links)

2. Konferenztag – 19.03.2017

 

Am zweiten Konferenztag ist es bereits Tradition, dass sich die Teilnehmer in Gesprächsgruppen gemeinsam mit Experten über die vielen Herausforderungen im Alltag austauschen.

 

In der ersten Gesprächsgruppe erklärte Frau Sabine Fuhlbrück (myofunktionelle Sprachtherapeutin, Leipzig) sehr anschaulich die Möglichkeiten der sogenannten myofunktionellen Therapie (MFT). Kinder mit Behinderungen haben häufig einen „offenen Mund“ und damit einhergehend Zahnfehlstellungen und/oder einen fehlgebildeten Mundraum. Mit Hilfe der MFT kann die Muskulatur von Zunge, Lippen und Wangen durch Saugen, Kauen, Pusten und Blasen gestärkt werden. Patienten lernen, die Lippen geschlossen zu halten und die Zunge in die richtige Ruheposition zu bringen. Eine Ergänzung zur MFT ist die körperorientierte Sprachtherapie k-o-s-t® zur Verbesserung der Körperwahrnehmung. Nach dem kurzen Vortrag mit Einleitung in das Thema erfolgte eine intensive Gesprächsrunde.

 

Die zweite Gesprächsgruppe behandelte alle Aspekte rund um das Anfallsgeschehen und wurde nochmals unterteilt in 3 Untergruppen. Frau Thomaschewski (Vorstand Dravet-Syndrom e.V.) gab zahlreiche praktische Tipps rund um das Anfallsgeschehen. Frau Flege (Vorstand Dravet-Syndrom e.V.) besprach u. a. Themen wie das Verhalten bei einem Anfall beim Essen, Notfallmedikamente, Anfallsarten. Herr Prof. Strzelczyk und Frau Kalski (Doktorandin Versorgungsstudie) übernahmen die Einweisung der Eltern in die Reanimationsmaßnahmen. Hierzu hatte Herr Strzelczyk Reanimationspuppen (Säugling/Erwachsene) zur Verfügung gestellt. Jeder durfte nun unter Anleitung Hand anlegen, was für viele Eltern zunächst sehr befremdlich war, aber dennoch großen Zuspruch fand.

Kinderbetreuung mit viel Spaß

Es war eine fantastische Veranstaltung! Vielen lieben Dank Serpil Budak für die großartige Organisation der Familienkonferenz inklusive Rahmenprogramm und Kinderbetreuung.

 

Ganz herzlicher Dank geht an die hervorragenden Referenten für die informativen Vorträge und die Freizeit, die sie für uns geopfert haben.

 

Während der Konferenztage gab es eine Kinderbetreuung, die perfekt funktioniert hat. Ein großes Lob und ein dickes Dankeschön an die fantastischen Kinderbetreuer von den Ferien-Füchsen e.V. sowie Susann la Ramee, Florian Dudziak und Isabel Thiem. Unser Dank geht auch an den Künstler Thommes Nentwig (EveryDayArt.de; „Kunst-Projekte für und mit schwer erkrankten Kindern“), der sich innerhalb der Kinderbetreuung mit den Kindern beschäftigte und mit ihnen kleine Kunstwerke erstellte.

 

Die nächste Familienkonferenz wird in der ersten Jahreshälfte 2019 stattfinden. Im nächsten Jahr organisiert der Dravet-Syndrom e.V. aufgrund der sehr guten Resonanz für seine Mitglieder zum 2. Mal eine Familienfreizeit im Serengeti-Park, Hodenhagen. Weitere Informationen wie immer unter info(at)dravet.de.

 

Vielen Dank für die gelungene Veranstaltung!

Euer Dravet-Syndrom e.V.

 

Kontakt:

 

Dravet-Syndrom e.V.

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04416 Markkleeberg

info(at)dravet.de

www.dravet.de

 

 

Bilder: © Dravet-Syndrom e.V.