Luftdruck fällt! – Anfallsrisiko steigt?

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Untersuchung über den Zusammenhang zwischen Wetter und Anfallsrisiko

 

Epilepsie-Patienten sind wetterfühlig: Das Risiko für epileptische Anfälle steigt bei niedrigem Luftdruck und hoher Luftfeuchtigkeit – sommerliche Temperaturen dagegen lassen das Risiko sinken. Das berichtet eine Arbeitsgruppe des Universitätsklinikums Jena (UKJ) in der Zeitschrift Epilepsia (Ausgabe Juli 2017).

 

„Schon oft wurde uns von Patienten berichtet, dass sie einen Zusammenhang von Wetterlage und epileptischen Anfällen wahrnehmen, das Risiko für Anfälle steige vor allem bei Wetterwechsel“, erläuterte der Erstautor der Studie, Florian Rakers. Gemeinsam mit Fachkollegen und Medizinstatistikern des UKJ wertete er die Unterlagen aller Jenaer Patienten aus, die von 2003 bis 2010 wegen eines epileptischen Anfalls ins Universitätsklinikum eingeliefert worden waren. Es wurden nur diejenigen Fälle mit spontanem akuten Anfallsgeschehen berücksichtigt, für welche die Patienten oder Angehörige die Zeit des Anfalls genau angeben konnten.

 

Deutliches Ergebnis überraschte

 

Die Neurologen bewerteten und klassifizierten die mehr als 600 Studienfälle anhand aller zur Verfügung stehenden Unterlagen neu. Die Medizinstatistiker setzten diese Angaben in Bezug zum Wetter an den drei Tagen vor dem epileptischen Anfall. Die detaillierten Wetterdaten hierfür lieferte die Klimastation an der Ernst-Abbe-Hochschule in Jena.

 

„Das Ergebnis überraschte uns in seiner Deutlichkeit – das Risiko für einen epileptischen Anfall steigt mit fallendem Luftdruck. Der gestrige Tag bestimmt dabei das heutige Epilepsierisiko am deutlichsten: Das Risiko ist umso höher, je tiefer der Luftdruck gestern war, und zwar um 14 Prozent je zehn hPa niedrigerem Luftdruck“, sagte Matthias Schwab, Oberarzt in der Klinik für Neurologie des UKJ und Seniorautor der Studie. Bei Patienten, die vor ihrer Klinikeinweisung mit nur einem Epilepsiemedikament behandelt wurde, war der Zusammenhang deutlicher als bei Patienten, deren Epilepsie mit zwei oder mehr Medikamenten therapiert wurde.

 

Auch für die Luftfeuchtigkeit konnten die Wissenschaftler einen Zusammenhang nachweisen: Das Risiko eines epileptischen Anfalls wächst mit steigender relativer Luftfeuchtigkeit. Bei männlichen und Patienten unter 60 Jahren war der Effekt besonders ausgeprägt. „Allerdings scheint der Einfluss der Luftfeuchtigkeit langsamer als der des Luftdrucks zu sein. Er zeigte sich erst am dritten Tag. Möglicherweise spielen Infekte hier eine entscheidende Rolle“, so Rakers.

 

Sommerliche Temperaturen dagegen lassen das Risiko für einen Anfall sinken: Das Anfallsrisiko ist laut der Studie bei Temperaturen über 20 Grad nur rund halb so groß wie an kalten Tagen.

 

© hil/aerzteblatt.de, Mai 2017

 

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